In der Wachau schmeckt der Wein immer - im Boot und am Weinberg

Weißenkirchen in der Wachau: Marillenbäume und Weingärten prägen die Weltkulturerbe-Region.
Für die Geschichte seiner Heimat hat sich Martin Wicke schon von klein auf interessiert. Als er als Schüler eine Karte der Wachau, die Ende des 18. Jahrhunderts entstanden sein muss, auf einem Flohmarkt entdeckte, griff er zu – er hütet den Schatz bis heute.
Heute ist Wicke Tourimusunternehmer und wandert mit Besuchern auf dem Panoramaweg Achleiten, der über Weißenkirchen liegt. Er weiß viel über das Donautal zwischen Krems und Melk zu berichten – seine alte Karte hat er mit. So erfährt man, dass die Donau bis ins 18. und 19. Jahrhundert auf diesem idyllischen Abschnitt mäanderte.
Eine Straße, die alle Dörfer in der Wachau verband, gab es bis dahin nicht – es waren vielmehr schmale Pfade, die je nach Wasserstand nicht immer begehbar waren. Und große Transporte waren darauf auch nicht möglich.
Wicke kennt sich als Enkel des bekannten Weinbaupioniers Josef Jamek bestens in den Rieden auf der linken Donauseite aus. „Schon die alten Römer haben hier Wein angebaut“, erzählt er. So richtig verdient gemacht haben sich aber die Mönche, die ab dem 9. Jahrhundert von ihren bayerischen und salzburgischen Klöstern aus hier Weingüter betrieben. Manche Namen von Weingütern erinnern noch heute an ihren Ursprung, etwa der Tegernseerhof, der um 1176 gegründet wurde. Oder aber das wohl älteste Weingut, der Nikolaihof, dessen Existenz man bis ins Jahr 985 zurückverfolgen kann.
Übernachten: Die Niederösterreich Selected Stays umfassen 56 Unterkünfte, die sich durch ein besonderes Qualitätsbewusstsein auszeichnen: niederoesterreich.at/selected.
Picknick: Neben dem Heurigen und Gästehaus Turm Wachau bieten auch das Gartenhotel Pfeffer in Dürnstein oder das Weingut Mayer-Resch in Krems/Stein, der Prandtauerhof in Joching u. a. Picknickkörbe an
Zillenfahrten: Neben schiffahrt-duernstein.at bieten auch ahoiwachau.at, hartl-wachau.at, ankerplatz-wachau.at und wachau-zille.at Touren an.
All das erzählt Wicke, während es auf dem Wanderweg steil bergauf geht und ungeübte Spaziergänger etwas aus dem Atem kommen. Der Wachaukenner hat auch dazu eine Anekdote parat: „Neulich war ich mit einer Gruppe aus Tirol unterwegs, die die Tour anfangs etwas belächelt hat. Doch nach etwa der Hälfte des Weges haben sie dann doch zugegeben, dass die Steigungen hier zwischen den Weinbergen ganz anstrengend sind.“

Martin Wicke liebt seine Heimat und kennt hier jeden Winkel.
Finger weg von den Trauben
Die Verlockung, eine Minute stehen zu bleiben, um ein paar Trauben zu pflücken, ist da besonders im Herbst groß. Doch das sollte man lieber bleiben lassen, erläutert Wicke: „So entsteht ein Einfallstor für Schädlinge und der Winzer kann die ganze Traube wegschmeißen.“ Schade um den schönen Wein.
Während der Wanderung öffnen sich immer wieder neue Blicke auf die Donau, gesäumt werden die Wege von Trockenmauern – eine jahrhundertealte Handwerkskunst, die fast in Vergessenheit geraten wäre. Dabei wäre die Wachau ohne diese Mauern nicht die Wachau, wie man sie heute kennt. Denn sie ermöglichen die Terrassen, die heute das Bild dieser idyllischen Region prägen. „Betonierte Wände, die kein Wasser durchlassen, müssten bei längerem Regen einem so großen Druck standhalten. Weil das nicht möglich ist, platzt das Mauerwerk an einigen Stellen auf“, weiß Wicke. Entlang der Wanderung sehen wir den einen oder anderen Riss in der Wand – genau dort, wo es keine Trockenwände gibt.
Altes Wissen - für die nachfolgenden Generationen konserviert
„Fast wäre das Wissen, wie man solche Mauern errichtet, verloren gegangen“, weiß Wicke. „Zum Glück hat Rainer Vogler von der Weinbauschule Krems um die Jahrtausendwende dafür gesorgt, dass dieses Wissen konserviert wird. Bis heute wird es in Kursen weitergegeben. Besucht werden die Lehrgänge nicht nur von heimischen Winzern – es kommen Menschen aus aller Welt, etwa aus Cornwall, um dieses Handwerk von den Wachauern zu lernen“, sagt Wicke nicht ohne Stolz.

Blick auf die Donau vom Achleitenweg bei Weißenkirchen.
Picknick über der Donau
Wer so lange über den Wein redet, bekommt Durst. Zum Glück gibt es die Rosenberger Hütte, wo man nicht nur einen wunderbaren Blick auf die Donau hat, sondern auch aus einem Automaten gekühlten Wein holen kann. Wer klug war, hat zuvor ein Picknick bestellt – etwa das vom Heurigen Turm Wachau. Die Klassiker wie Aufstriche, Käse und Schinken sind köstlich und üppig – zufällig vorbeikommende Wanderer werden da auch noch satt.

Mit der Zille übers Wasser gleiten und dabei Dürnstein bewundern.
In der Zille Landschaft und Wein genießen
Ausreichend zu essen und eine Auswahl hervorragender Wachauer Weine gibt es auf der Zillentour zwischen Dürnstein und Spitz, organisiert vom Hotel Schloss Dürnstein.
Die flachbodigen Boote sind der perfekte Ort um zu genießen. Dafür sorgt Roland Zipfinger, der die Zille gekonnt steuert und auch verwinkelte Buchten anfährt, so man will. Der Bootsführer ist ein hervorragender Weinkenner, der über jeden Tropfen etwas zu erzählen hat. Für die Gläser gibt es im Tisch Aussparungen, die dafür sorgen, dass sie nicht kippen.
Der Abend klingt auf der Terrasse des Hotels aus – es gibt wohl keinen romantischeren Ort für Sonnenuntergänge. Der Ort ist am Abend idyllisch – die meisten Touristen sind schon weg und man hat die Stadt für sich.
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