Das Öl des Grafen im italienischen Umbrien

Das Öl des Grafen im italienischen Umbrien
In der Hügellandschaft Umbriens hat ein Architekt, aus österreichisch-ungarischem Adel stammend, ein altes Kastell zum Luxus-Hideaway umgebaut. Auf Besuch zum Olivenöl-Tasting.

„Olivenöl zum Essen verwenden war früher verpönt“, erklärt Mirko, der Ölexperte des Castello di Reschio. „Es wurde vielmehr für Öllampen und zum Einreiben der Krieger verwendet, damit sie geschmeidig und vom Gegner nicht zu fassen waren“. Neunzig Prozent der Öle, die im Handel erhältlich sind, seien Fake: „Gepanscht mit billigem Öl. Miserabel“. Überhaupt: Wenn Olivenöl weniger als zwölf Euro pro Flasche koste, sei Vorsicht angebracht.

Das Öl des Grafen im italienischen Umbrien

Mitten in der anmutigen Hügellandschaft Umbriens, die es locker mit der Toskana aufnehmen kann, hat Graf Benedikt Bolza, Architekt und aus österreichisch-ungarischem Adel stammend, ein mehr als tausend Jahre altes Kastell zum Luxus-Hideaway umgebaut.

Palm Court Einer der schönsten Plätze des Castello di Reschio (reschio.de)– einem viktorianischen Glashaus nachempfunden. Lobby, Lounge und Bar

Ausflug  Mit dem Auto ist es von Lisciano Niccone, wo das Reschio liegt, etwa eine Stunde nach Perugia. Ich sage nur: Schokolade! Baci!

Kultur Im Städtchen Città di Castello  die zwei Burri-Museen  besuchen und dann fantastische Tagliatelle mit Trüffeln essen; umbriatourism.it/de

Damit dem Gast, der das Kleinod einmal gefunden hat, nicht langweilig wird, gibt es Sportangebote (zum Beispiel mit dem E-Bike über die Hügel brettern), Spa-Behandlungen und Masterclasses zum Thema Essen wie eben das Olivenöl-Testing. Man trifft sich im – laut Mirko – „besten Raum des gesamten Anwesens, dem Weinkeller“. Keinem Weinkeller mit gestampftem Lehmboden und bauchigen Holzfässern, sondern in einem Raum mit Flaschen in handgefertigten Holzregalen, einem fein säuberlich gedeckten Tisch und grünen Lederstühlen. Neben weißen Stoffservietten sind blitzblaue Wassergläser platziert.

Tasting

Daneben eine Liste für die Bewertung der Olivenöle, die wir nun vorgesetzt bekommen. Beim ersten Öl ist Mirkos Blick besonders kritisch. „Schmeckt es euch?“, wir zögern, trauen uns nicht Ja zu sagen. „Billigöl!“, schmettert er. Es folgt ein Öl aus Ligurien, das leicht bitter und würzig schmeckt. Ein sehr fruchtiges Öl aus Sizilien. Ein Öl vom Gardasee, das wieder bitter schmeckt – laut Mirko sind die Öle mit der bitteren Note perfekt für Salate und Gemüse geeignet, „besonders für grünen Salat“. Das fünfte Öl kommt aus der Toskana und passt gut zu Fleisch oder Ribollita, zu deftigem Essen. Das letzte Öl ist das exzentrischste: jenes aus der Region hier, das „Dolce Agogia“. Die Oliven dafür wachsen nur auf hiesigen, sehr empfindlichen Bäumen.

Der Höhepunkt: das Essen mit den Ölen. Ein kleiner Salat, Häppchen mit Gemüse, Fisch und Fleisch, man erkennt wirklich den Unterschied: Das eine Öl passt viel besser dazu als das andere, das ligurische etwa mundet exzellent zu Fisch. Das Beste kommt zum Schluss: Schokoladeneis mit Meersalz und Agogia-Öl. Dass Olivenöl auf Eis so himmlisch schmecken kann, hätten wir nicht vermutet.

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