Schloss Miramare in Triest
Reise

Triest: Warum man die Hafenstadt Wien der Adria nennt

Im Hafen reihen sich Fassaden aneinander, die an die Wiener Palais erinnern – stammen sie doch aus jener Zeit, als Triest noch Österreichs Zugang zum Mittelmeer war.

Es ist den Habsburgern zu verdanken, dass sich Triest zu einer bedeutenden Stadt entwickelte. Einst reichte das Meer bis zum Colle di San Giusto, dem Küstenhügel. „Hier liegt die historische Keimzelle der Stadt“, erklärt Emanuela Guidoboni, die ihren Stadtrundgang neben den imposanten Resten des römischen Theaters startet.

Der steile Weg auf den Colle di San Giusto endet an einer Treppe, die zum Eingang der Kathedrale di San Giusto führt. Auffälligstes Merkmal der an sich schlichten romanischen Kirche ist die Überbauung zweier Vorgängerkirchen aus dem 9. und 11. Jahrhundert. So finden sich Steine aus der Römerzeit in den Mauern des Glockenturms und eine elegante gotische Rosette in der Fassade über dem Haupttor. Der goldene Deckenleuchter im Mittelschiff ist ein Geschenk des Habsburgers Maximilian und war ursprünglich für sein Schloss Miramare vorgesehen.

Castello di San Giusto in Triest

Castello di San Giusto: Das Schloss  wurde im Auftrag der österreichischen Kaiser zum Schutz der Stadt von 1468 bis 1636 erbaut. Aussicht von den Wehrgängen über die Stadt, Stadtmuseum und Waffenkammer. 

©Manfred Ruthner

„Vom Küstenhügel sieht man die schachbrettartigen Häuserblöcke im flachen Teil von Triest. Dort befanden sich früher Salinen, die Kaiserin Maria Theresia trockenlegen ließ. 1719 ernannte Kaiser Karl VI. Triest zum Freihafen. Das führte zu wirtschaftlichem Aufschwung der Stadt und in Folge zu rapidem Bevölkerungswachstum“, sagt Emanuela.

Menschen aus aller Welt suchten hier nach Glück und Wohlstand. Das Stadtviertel Borgo Teresiano entstand, ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen. Seit 2023 wird das von einem neuen Wahrzeichen versinnbildlicht: Der Tallero, ein vier Meter hoher Maria-Theresien-Taler, steht nahe dem Canal Grande und ist ein beliebtes Selfie-Motiv.

Touristenführerin steht in Triest vor dem Tallero, dem Maria Theresien Taler

Emanuela führt durch Triest und zeigt Touristen den „Tallero“, einen großen Maria-Theresien-Taler, der an den damaligen Aufschwung erinnert.

©Manfred Ruthner

Zum Meer öffnet sich die weitläufige Piazza Unità d’Italia und ist an drei Seiten von Prachtbauten umsäumt, die alle an Wien erinnern. Der Name des Platzes geht auf das Jahr 1918 zurück: Nach fünfhundert Jahren endete die Herrschaft der Österreicher und Triest wurde in Italien eingegliedert. „Aber wir werden Österreich immer verbunden bleiben!“, sagt Emanuela Guidoboni und spaziert mit den Besuchern zur Mole Audace, auf der die Triestiner mit Vorliebe den Sonnenuntergang genießen.

Piazza Unità  d’Italia in Triest, Luftaufnahme

Die Piazza Unità d’Italia ist der Hauptplatz der Stadt.

©Manfred Ruthner

Der Kanal war einst der Handelshafen der Stadt, heute schaukeln nur kleine Fischerboote auf dem Wasser. Am Ufer herrscht reges Leben, vor allem in den Restaurants und Cafés. Triestiner pflegen Kaffee-Kult. Seit dreihundert Jahren wird im Hafen Rohkaffee aus aller Welt ausgeladen, zum Teil in Triest verarbeitet und oft verkostet. Zahlreiche historische Kaffeehäuser tragen dem Rechnung, seit zwei Jahren auch das plüschig dekorierte Cafè Sacher mit Wiener Charme.

Das Zepter ist zurück

Am Stadtrand thront auf einem Felsvorsprung das Schloss Miramare; schneeweiß am azurblauen Meer. Die Innenräume im Erdgeschoß wurden aufwendig renoviert und vermitteln einen Eindruck davon, wie Kaiserin Charlotte und ihr Ehemann Maximilian im Schloss wohnten: kunstvolle Einlegearbeiten am Mobiliar, Holztäfelung an den Wänden, Tapeten und Fensterfronten, die stets den Blick aufs Meer freigeben.

Zepter von Kaiserin Charlotte vor schwarzem Hintergrund

Im Schloss Miramare ist seit Kurzem das Zepter von Kaiserin Charlotte zu sehen: mit 22 Karat Gold, Diamanten, Rubinen und Smaragden.

©Manfred Ruthner

Info

Anreise Tägliche Direktverbindung ab Wien auf der ehemaligen Südbahnstrecke mit den ÖBB (ca. 9 Stunden). 

Übernachten
Urban Hotel Design, Wiederbelebung von historischen Gebäuden in der Altstadt als 4*-Hotel. Bei Renovierungsarbeiten wurden Reste römischer Mauern entdeckt, sie sind durch eine Glasplatte unter dem Boden des Frühstücksraums zu sehen. 
urbanhotel.it

Auskunft 
turismofvg.it/de/triest

Seit Kurzem ist hier das Zepter von Kaiserin Charlotte zu sehen. Es befand sich jahrzehntelang in einer belgischen Privatsammlung und wurde bei einer öffentlichen Versteigerung erworben. Es besteht aus 22 Karat Gold und ist mit filigranen Blumen- und Blattfriesen sowie Diamanten, Rubinen und Smaragden verziert.

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