Bali: Wo sich Touristen mit Feuer und Wasser spirituell reinigen

Bali: Wo sich Touristen mit Feuer und Wasser spirituell reinigen
Innere und äußere Erneuerung durch Feuer und Wasser mit einem Guru. Was wir von jahrhundertealten hinduistischen Reinigungszeremonien lernen können.

Zusammenfassung

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  • Das Banyu Pinaruh-Festival auf Bali ist ein hinduistisches Reinigungsritual, das alle sechs Monate stattfindet und innere sowie äußere Erneuerung durch Wasser bedeutet.
  • Gläubige folgen einem strengen Ablauf mit Gebeten und Untertauchen in heiligen Wasserquellen, wobei persönliche Fürbitten ein wichtiger Bestandteil sind.
  • Zusätzlich zur Wasserzeremonie gibt es das Feuerreinigungsritual Agni Yajna, das von einem Idha-Guru geleitet wird.

Überall Wasser

Wasser, wohin man schaut. Es schüttet in Strömen – eigentlich nicht unüblich auf Bali zu dieser Jahreszeit, schon gar nicht mitten im Regenwald. Zum angenehm warmen Regenwasser gesellt sich das kalte Wasser aus den heiligen Quellen rund um Ubud, einer kleinen Stadt im zentralen Hochland der Insel. Bei Bali – die Insel ist eine Spur größer als das Mostviertel – denken viele Reisende an palmengesäumte Strände, Reisterrassen und die Speise „Nasi Goreng“.

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Jahrhundertealte Traditionen

Dabei suchen immer mehr Bali-Touristen bewusst nach alten Traditionen, die noch nicht komplett Klischee-ertränkt sind. So auch Jochen, ein Bali-Fan aus Deutschland. Er nimmt am „Banyu Pinaruh“-Festival beim Mengening-Tempel teil und taucht mit den anderen Gläubigen mehrmals im Wasser unter. Es ist Sonntag, der 9. Februar und die Hindus feiern das religiöse Fest Banyu Pinaruh, auch „Water Purification“ genannt. Bei dieser Zeremonie, die alle sechs Monate stattfindet, geht es um innere und äußerliche Reinigung. Übersetzt heißt das Ritual „Wasser der Weisheit“ oder das „fließende Wasser des Wissens“.

Bali: Wo sich Touristen mit Feuer und Wasser spirituell reinigen

Rundum Erneuerung

Kaum verwunderlich, dass sich alles rund um die Themen Weisheit und Wissen dreht, findet doch tags zuvor das Opferfest „Saraswati“ für die Göttin des Wissens, der Weisheit und der Künste statt. Doch dazu später mehr. Banyu Pinaruh beschreibt das hinduistische Ritual vollständiger Reinigung und Erneuerung. Schon in der Morgendämmerung ziehen die Einwohner aus den Dörfern in schmuckvollen Prozessionen mit ihren Opfergaben zu den Wasserstellen – zu Quellen, Flüssen und an Strände. Jochen macht sich auf den Weg zum Mengening-Tempel im Seresada Village, umgeben von majestätischen Bäumen und Wasserquellen. Dieser Ort ist keineswegs überlaufen und so zeitig am Morgen sind die Temperaturen noch angenehm.

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Tauchen und beten 

Dann läuft die Zeremonie der Reinigung nach einem strengen Ablauf ab: Zu Beginn werden fünf Gebete gesprochen (panca sembah) und unmittelbar danach steigt man in das heilige Wasser, den „Reinigungspool“ – im Grunde ein kleines Becken. Aus den vielen Quellen, die auch einen Wasserfall speisen, strömt frisches, klares Wasser. Ideal zur Reinigung und übrigens auch zur Abkühlung – untertags kann es schon mal um die fünfunddreißig Grad bekommen. Jochen startet bei der ersten Quelle, wäscht sich drei Mal das Gesicht, danach drei Mal Kopf und Haare und taucht dann für drei bis fünf Sekunden in der Quelle unter. Dazu betet er und spricht ganz persönliche Fürbitten. Die Zeremonie wiederholt sich bei jeder neuen Quelle. Und das können gut und gerne zehn Quellen sein. Nach so viel Wasser muss man einfach rein sein.

Vielfältige Opfergaben

Opfergaben

Nachdem sich Jochen wieder sein trockenes Gewand angezogen hat, bringt er auf dem Altar seine Opfergaben dar. Oft sind das kleine Körbchen mit Blumen, Früchten, Geld, Reis und Süßigkeiten. Manchmal sind sogar Zigaretten dabei. Räucherstäbchen sowieso. Die Stille bei den Quellen bietet Gelegenheit zur Einkehr und Meditation. Inzwischen ziehen am Mengening-Tempel Pilger aus dem Dorf in prachtvoller Kleidung mit ihren Opfergaben in Prozessionen vorbei. Aber nicht nur am Festtag im Februar wird dieses Ritual zelebriert. Die Balinesen feiern Banyu Pinaruh bei jedem Vollmond, Neumond und zu ihrem Geburtstag.

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Feuertaufe „Agni Yajna“

Was zu Banyu Pinaruh die Reinigung mit Wasser ist, ist zu Saraswati, am heiligen Tag der Weisheit und des Wissens, die Reinigung mit dem Feuer. Dieses Ritual, genannt „Agni Yajna“, führt der Idha-Guru persönlich durch. „Idha“ ist die Bezeichnung für eine hohe religiöse und gesellschaftlich anerkannte Persönlichkeit, derer es in Bali ungefähr sechshundert gibt. Man sitzt rund um eine riesige Feuerschale, die in einer Bodenöffnung steht. Während des fast einstündigen Rituals erklingen schrille Glockenklänge. Manchmal möchte man sich am liebsten die Ohren zuhalten. Die Zeremonie reißt mit und man fällt unweigerlich in eine Art Trance. Aufpassen muss man bloß, dass die eigene Kleidung unweit der lodernden Flammen nicht zu brennen beginnt. Unterbrochen werden die Klänge nur von den Gebeten des Idha Gurus und den ungefähr hundert Opfergaben, die jeder ins Feuer wirft. Nach zehn Opfern werden die Schüsseln wieder mit Reis und Blumen aufgefüllt, um kurz danach im Feuer zu verbrennen. Rund um den Idha Guru sitzt die gesamte Familie, gelegentlich kommt das ganze Dorf zusammen.

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Anreise: Mit Turkish Airlines von Wien und Salzburg täglich über Istanbul nach Denpasar, danach circa zweieinhalbstündiger Transfer nach Ubud. turkishairlines.com Abflug in Istanbul ist um 01.50 Uhr, Ankunft in Bali um 19.15 Uhr. Flüge nach Istanbul stehen Reisenden ab 11 Flughäfen in Deutschland, ab drei Flughäfen in der Schweiz und ab zwei Flughäfen in Österreich zum Teil mehrmals täglich zur Verfügung. Kompensation via atmosfair.de  241 €

Unterkunft: Das neu eröffnete Anantara Ubud Bali Resort liegt mitten im Regenwald mit  Suiten, Villen und zwei Infinitypools mit Blick auf Palmenhaine und Mangroven. Dazu ausgezeichnete balinesische Küche. anantara.com

Auskunft: indonesia.travel/de/de

Von tausenden Tempeln und reichen Opferkörbchen

Auf Bali hat fast jedes Haus seinen eigenen Tempel – kolportiert wird eine Zahl von inselweit ungefähr zwanzigtausend. Nicht zu vergessen die Hunderttausenden von Mini-Opferkörbchen mit Räucherstäbchen, die in Geschäften, auf Wiesen und gelegentlich auch mitten auf Gehsteigen stehen. Man muss vorsichtig sein, um nicht unabsichtlich eines umzustoßen. Zurück zur Feuer-Zeremonie: Auch ein paar Katzen und Hunde gesellen sich dazu. In der Zwischenzeit geht die Sonne über Ubud unter und färbt den Himmel in ein ganz besonderes Licht. Dazwischen steigen einige glühende Funken in den Himmel, das Holz knistert, wenn es der Guru ins offene Feuer wirft. Danach beginnt es wieder in Strömen zu regnen und die Steintreppen der terrassenförmig angelegten Hotellandschaft verwandeln sich in Blitzeseile in reißende Bäche und mittlere Sturzfluten. Die Reinigung heute ist perfekt.

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