Luftaufnahme des Achensees, umgeben von Bergen und grünen Wiesen.

Sanfte Sommerfrische am Kärntner Weißensee

Klares Wasser, kleine Bio-Hotels und entspannte Spitzen-Restaurants: Der Weißensee ist auch ohne Eisdecke ein Naturparadies, das Luxus und Lässigkeit unaufdringlich vereint.

Keine dröhnenden Motorboote, kein Schickimicki, keine loungigen Beachclub-Sounds. Anders als an vielen anderen beliebten österreichischen Badeseen herrscht am hoch gelegenen Kärntner Weißensee auch in den Hochsommermonaten vor allem eines: Ruhe.

Fast, jedenfalls. Denn am Sonntagvormittag könnte es schon einmal passieren, dass so mancher Langschläfer von zünftigen Blasmusik-Klängen aufgeweckt wird. Die Trachtenkapelle gibt hier in der warmen Jahreszeit kein gewöhnliches Frühschoppen-Konzert, sondern spielt auf einem großen Holzfloß, das langsam über die Wasseroberfläche von einem Ort zum anderen gleitet.

Eine Musikkapelle spielt auf einem Floß auf einem See vor einer bewaldeten Hügellandschaft.

Frühschoppen einmal anders: Das stimmungsvolle Floßkonzert der Trachtenkapelle sollte man sich im Sommer nicht entgehen lassen

©weissensee information

Ländlich traditionell und trotzdem nicht altbacken – das trifft nicht nur auf das schwimmende Trachtenkonzert zu, sondern auf die gesamte Region Weißensee (auch die Schreibweise „Weissensee“ ist gebräuchlich). Lange Zeit hauptsächlich als Winter-Eldorado für Eisläufer bekannt, hat sich der zwölf Kilometer lange See im Süden Kärntens in den vergangenen Jahren zu einem Hotspot für Foodies, Städter auf Hitzeflucht und umweltbewusste Sommerurlauber entwickelt.

Das Winter-Credo – sanfter Tourismus, der weder Mensch noch Umwelt schadet – wird auch im Sommer durchgezogen. Zwei Drittel des Seeufers bleiben naturgeschützt und unverbaut, die Bettenzahl ist begrenzt, dafür bieten nahezu alle Beherbergungsbetriebe eigene Badeplätze, die einen direkten Zugang in das kristallklare, trinkbare Bergseewasser ermöglichen. Immerhin: Bis zu 25 Grad warm wird dieses im Hochsommer.

Kreatives Slow Food

Erstaunlich ist die Dichte an Haubenlokalen rund um den See. Von den laut „Gault&Millau“ elf besten Restaurants Kärntens des Jahres 2025 befinden sich gleich drei am Weißensee-Ufer: Die Forelle (vier Hauben), Das Loewenzahn sowie der Neusacherhof (je drei Hauben). Auch das Hotel zum Weißensee mit seiner „Seelenküche“, das fleischlose Strandhotel Weissensee sowie das Biohotel Gralhof sind haubenprämiert.

Warum sich ausgerechnet ein Kärntner Bergsee zu einem Gourmet-Hotspot entwickeln konnte? „Weil hier nicht einfach gekocht wird. Hier wird gelebt, gespürt – und verstanden“, sagt Corinna Knaller-Gral, die den Gralhof 2006 zusammen mit ihrem Mann, einem studierten Kontrabassisten, von den Schwiegereltern übernommen hat.

Ein Paar sitzt lachend auf einer Bank vor einem Fenster mit Blumenkasten.

Der studierte Musiker Michael Knaller übernahm 2006 gemeinsam mit seiner Frau Corinna von seinen Eltern das „Biohotel Gralhof“

©Biohotel Gralhof

Schon um 1900 kamen die ersten Gäste zur Sommerfrische in ihren Gralhof, die Errichtung des Bahnhofs Greifenburg erleichterte ab 1902 die Anreise. Bereits 1992 wurde die Landwirtschaft auf biologisch umgestellt – aus Überzeugung, wie Knaller-Gral im Interview erklärt. „Wenn man, wie wir und viele andere Gastronomen, mit dem See aufgewachsen ist, mit den Bergen gelebt hat und durch die Jahreszeiten getragen wurde – dann ist Nachhaltigkeit kein Konzept, sondern Haltung.“

Inszenierung „verschlafen“

Einige Kilometer weiter westlich, im Genießerhotel Die Forelle, steht Hannes Müller am Herd. Der amtierende „Koch des Jahres“ kennt den See ebenfalls in- und auswendig, seine Restaurantterrasse wird nur durch einen Spazierweg und eine Wiese vom Ufer getrennt. „Hier zu wohnen, das ist schon ein großes Glück“, stellt Müller fest.

Ein Koch präsentiert ein Gericht in einer Restaurantküche.

Die Region auf dem Teller: „Koch des Jahres“ Hannes Müller sorgt  mit seiner „Berg.See.
Küche“ für Furore 

©WOLFGANG HUMMER

Seine „Forelle“ befindet sich in einem jahrhundertealten Hof, der sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat und heute ein gefragtes, kleines Hotel ist. „Ich glaube, es kommt den Weißenseern gerade sehr zugute, dass sie die touristische Inszenierung, die in den frühen 2000ern an den Kärntner Seen stattgefunden hat, verschlafen haben“, erklärt Müller die Anziehungskraft der Region. Die ursprüngliche Natur und Diversität zu bewahren, das habe man aber geschafft. Bei uns gibt es noch Insekten! Ich bin überzeugt, dass man in 10, 15 Jahren den Urlaubsort nach einer ursprünglichen Diversität aussucht und sich freuen wird, wenn einem im Urlaub noch eine Biene sticht.“

Ein Paar entspannt in einer Hängematte über einem klaren See, umgeben von grünen Hügeln.

Sich einfach mal hängen lassen und aufs Wasser schauen: Das geht in den Netz-Liegen vom schönen „Strandhotel Weissensee“ besonders gut 

©Paul Spierenburg

Diese Naturbelassenheit möchte Müller auch auf seinen Tellern widerspiegeln: Im Sommer wird Ackergemüse kreativ verarbeitet, im Frühling viele Wildkräuter, im Winter kommt selbst Fermentiertes auf den Tisch. Immer im Angebot ist die heimische Seeforelle. „Du kannst nicht mehr verfälschen, als wenn du auf dem Teller das Gegenteil der umliegenden Landschaft präsentierst“, ist Müller überzeugt. „Und das schaffen wir hier alle ganz gut.“

Fjorde und Farbspiele

Einen speziellen Lieblingsplatz am See hat der dreifache Vater nicht. „Ich bin sehr viel in der Natur unterwegs. Jede Jahreszeit hat ihren Reiz. Es gibt hier unendlich viele Plätze und Momente, die einzigartig sind.“

Viele dieser Kraftplätze findet man, wenn man sich einfach treiben lässt – wahlweise am oder auf dem Wasser. „Potschasne, potschasne“ (langsam, langsam) pflegen die Kärntner zu sagen, wenn die Hektik überhandnimmt. Dazu passend führt der „Slow Trail“, der sechs Kilometer lange Uferweg, von Neusach zum Ostufer oder in der umgekehrten Richtung entlang einiger der fotogensten Stationen des Sees.

Zwei Personen fahren mit Fahrrädern auf einem Weg entlang eines Sees.

(E-)Biken, Wandern oder Stand-up-Paddeln: Für Outdoor-Sportler bietet der 
Naturpark vielfältige Möglichkeiten. See-Blick immer inklusive

©Gert Perauer

Den Rückweg legt man am besten per Linienschiff zurück, gerade im unverbauten Osten des Sees lassen sich vom Wasser aus schönste Fjorde und Farbspiele in Grün, Blau und Türkis bestaunen. Ist das noch Österreich oder schon Skandinavien?Richtig romantisch wird es, wenn die Sonne im Gebirge versinkt und kein künstliches Licht den Sternenhimmel trübt. Den Tag lässt man am besten in der Sauna am See ausklingen, die bei den meisten Hotels am Weißensee dazugehört.

Kuriose Fakten. Wussten Sie, dass …

… bereits in den 1970ern ein Verbot von Verbrennungsmotoren auf dem See eingeführt wurde, um die Wasserqualität zu erhalten? 
… der See schon seit dem Mittelalter für seine Seeforellen bekannt ist? Durch künstlichen Besatz wurde ihr Aussterben verhindert.
… die Eisdecke im Winter bis zu 60 Zentimeter dick wird? Der Weißensee ist dann die größte touristische Natureisfläche der Alpen.

Die Hoteliers haben das Potenzial erkannt und schnüren für verliebte Gäste spezielle Romantikpakete – wie etwa ein privates Late-Night-Spa nur für zwei oder ein Ruderpicknick an versteckten Uferplätzen. Im Hotel Regitnig werden auf Wunsch auch Heiratsanträge und sogar Hochzeiten auf dem Steg organisiert. Mit ein bisschen Glück „schwimmt“ zur Feier des Tages sogar die Blasmusik vorbei.

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