San José del Pacifico: Ein Bergdorf, berühmt für seine magischen Pilze
Das mexikanische Bergdorf San José del Pacifico ist bekannt für psychedelische Pilze und Temazcal-Zeremonien. Ein Lokalaugenschein.
Es ruckelt konstant im Minivan, die Luft wird dünn und die Wolken verschlucken die Landschaft: Wer diese abenteuerliche Serpentinenstrecke in der mexikanischen Sierra del Sur zurücklegt, sollte am Vortag tunlichst darauf verzichten, allzu viel Mezcal zu trinken.
Wo psychedelische Pilze gedeihen
Zwischen Kiefernwäldern und Nebelschwaden ist San José del Pacifico auf 2.500 Höhenmetern ohnehin eine Destination für all jene, die eine andere Art von Rausch suchen: Bekannt ist das kleine Bergdorf mit rund fünfhundert Einwohnern für die im feucht-kühlen Klima prächtig gedeihenden "hongos mágicos" – also psychedelische Pilze. Dass ihr Verkauf offiziell nicht erlaubt ist, scheint niemanden zu kümmern.
Das Pilzmotto ist omnipräsent: Hauswände sind mit abblätternden Pilzmotiven gesäumt, ramponierte Läden auf der Hauptstraße verkaufen Pilzsouvenirs und auf Strommasten versprechen Plakate mit Whatsapp-Nummern „Pilz-Erfahrungen“.
Spirituelles Dampfbad
Viele Backpacker kommen auf ihrer Route zwischen Oaxaca-Stadt und den hippen Surfstränden an der Pazifikküste hierher, um an einer traditionellen Temazcal-Zeremonie teilzunehmen. Die Realität? „Ein spirituelles Dampfbad, das dann doch eher touristisch ist“, erzählt Luise, dreißig, die mit ihren Freundinnen umgeben von Natur „etwas Sinneserweiterndes“ erleben wollte. Im finsteren Lehm-Iglu sitzen Touristen nackt eng aneinander, singen, schnaufen und stöhnen, während der mexikanische Guide in der Mitte heiße Kohlen schaufelt und dabei beschwört, Ängste zu überwinden. Vier Runden dauert das Ritual – passend zu den vier Elementen Erde, Wasser, Wind und Feuer.
Drei Tipps
Pizzeria Alma-zénAuf einem von zwei winzigen Tischen draußen direkt neben dem Pizzaofen die Aussicht genießen.
Casa Elba Unterkunft mit kleinen Hütten in Baumhaus-Optik, Kaminofen für kühle Nächte inklusive. Allgemeine Auskünfte zu Mexiko unter visitmexico.com/en
Cocina Monte Sinai Nach der Wanderung zum Mirador hier auf dem Balkon mit kaltem Corona erfrischen.
Nüchtern betrachtet
Wer nun weder Schwammerln noch Schamanen spannend findet, kann stattdessen auf schmalen Trampelpfaden zu Aussichtspunkten wandern, die frische, kühle Bergluft genießen – oder einfach einmal nichts tun. Genau darauf sind die meisten Unterkünfte, oft rund ums Dorf verstreute rustikale Holz-Cabañas, ausgelegt. Die einzige To-do-Liste: in der Hängematte die Seele baumeln lassen, den Blick ins Wolkenmeer richten und fasziniert feststellen, wie schnell sich die Szenerie am Firmament ändert. Wenn dann abends noch die feuerrote Sonne durch pinke Nebelschleier Richtung Pazifik sinkt und dem funkelnden Sternenhimmel weicht, steht fest: Das will man mit allen Sinnen erleben – ganz ohne Rausch.
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