Bänke an einem wunderschönen weißen Sandstrand in Südschweden, einem beliebten Touristenziel.

Quallenalarm in Schweden und Dänemark

Eingeschleppte Gefahr. Gonionemus vertens ist durchsichtig, nur ein bis drei Zentimeter groß – und schwimmt in der Ostsee. Dort hat die Klammerqualle bereits erste Badegäste an Dänemarks und Schwedens Küsten verletzt.

Von Vivien Valentiner

Die invasive Klammerqualle (Gonionemus vertens) sorgt durch ihre Nesselzellen an den Tentakeln, die in die Haut von Menschen eindringen können, für Stiche beziehungsweise Verbrennungen. Der Kontakt löst meist starke Schmerzen aus, die auch noch Tage nach der Begegnung anhalten können.

Die jüngsten Vorfälle mit der Klammerqualle haben sich im Juli im Öresund, der Meerenge zwischen Schweden und Dänemark, ereignet. Wie der Meeresbiologe Thomas Dahlgren dem schwedischen Sender TV4 sagte, könnten Klammerquallen aufgrund des Klimawandels künftig vermehrt in Schweden, einem immer beliebteren Urlaubsziel, vorkommen. „Wir glauben, dass diese Qualle von wärmeren Wassertemperaturen profitiert“, sagt Dahlgren.

Vor über 100 Jahren erstmals gesichtet

Vor der deutschen Ostseeküste kam es zumindest laut Behörden und wissenschaftlichen Institutionen in diesem Sommer noch zu keinem Biss. Trotzdem warnen dänische und schwedische Forscher davor, dass sich die wirbellosen Tiere weiter in der Ostsee ausbreiten könnten. 

Dass Klammerquallen in europäischen Gewässern unterwegs seien, sei jedoch kein neues Phänomen, sagt Ina Stoltenberg. Die Meeresbiologin arbeitet am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und ist Expertin für Quallen. Sie erklärt: Laut wissenschaftlichen Quellen wurde die Quallenart mindestens seit 1913 in Europa gesichtet. Im Jahr 1947 sei sie etwa auf Sylt nachgewiesen worden.

Bei der Klammerqualle handele es sich zwar um eine invasive, also eine nicht heimische Art, die besonders gut darin ist, sich an unterschiedliche Bedingungen anzupassen. Doch Stoltenberg sagt auch: Die Klammerqualle wird im World Register of Marine Species, einem internationalen Register für Meeresorganismen, als eine Art aufgeführt, die vorwiegend in Salzwasser vorkommt. „Es bleibt also fraglich, ob sie es aufgrund des geringen Salzgehaltes in den östlicheren Teil der Ostsee schafft“, erklärt Stoltenberg.

Eine Klammerqualle (Conionemus vertens) schwimmend vor schwarzem Hintergrund.

Klammerquallen (Conionemus vertens) haben schon mehrere Badende an der schedischen und dänischen Küste verletzt. 

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Ursprung im Westpazifik

Dass die kleinen Giftquallen sich bereits seit Jahren in Teilen der Ostsee herumtreiben, lässt sich der Meeresbiologin zufolge aber auch nicht ausschließen. Es gebe derzeit in Nordeuropa kein Quallenmonitoring – und selbst Biologen könnten die kleine Quallenart in Netzen übersehen.

Ursprünglich stammt die Klammerqualle aus dem westlichen Pazifik. Durch den Menschen ist die invasive Art auch in anderen Gebieten auf der Erde gelandet. Forscher vermuten, dass sie über Ballastwasser auf Schiffen und über den Austernhandel nach Europa gekommen ist

Keine Panik

„Die Qualle verursacht zwar starke Schmerzen, aber sie ist nicht tödlich“, sagt Stoltenberg. In Gebieten, in denen die Qualle heimisch sei, gingen die meisten Menschen im Urlaub ganz unbedarft baden, so die Expertin. „Ganz grundsätzlich möchte ich ausdrücklich davor warnen, jetzt Panik zu verbreiten, dafür gibt es keinen Grund“, sagt Stoltenberg.

Schmerzen und Krämpfe

Kommt es zu einem Quallenstich, kann das Gift der Klammerqualle starke Schmerzen, Muskelkrämpfe, Atembeschwerden und Schwellungen verursachen – im Extremfall und bei Allergien kommt es zu einem anaphylaktischen Schock. Sollte man eine Klammerqualle sichten, rät der schwedische Meeresbiologe Dahlgren dazu, das Baden an dieser Stelle zu vermeiden.

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