46-216326528
Reise

Palermo: Himmlische Versuchung im Kloster Santa Caterina

Die Nonnen im Kloster Santa Caterina waren bekannt für ihre feinen Backwaren, die sie nach geheimen Rezepten zubereiteten und verkauften, um den Unterhalt des Klosters zu sichern.

Dass den Italienern das Essen heilig ist, steht außer Frage. Aber in Palermo treiben sie es auf die Spitze – dort verschmelzen Gemäuer, Glaube und Genuss zu einem Dreiklang, der sogar strenge Diätpläne ins Wanken bringt: im Kloster Santa Caterina.

Gegründet 1310 durch die Adlige Benvenuta Mastrangelo, diente das Kloster über Jahrhunderte hinweg als Heimat für dominikanische Nonnen. Diese lebten in strenger Klausur, zwischen Wänden voller Fresken, goldenen Altären und Marmor in Farben, die so laut sind wie die gefüllten Straßen der Stadt.

Nur ihre kulinarischen Kreationen fanden ihren Weg über die Klostermauern hinaus. Man könnte sagen: Influencerinnen des 17. Jahrhunderts. Nur mit Haube statt Hashtag. Denn die Nonnen waren international bekannt für ihre feinen Backwaren, die sie nach geheimen Rezepten zubereiteten und verkauften, um den Unterhalt des Klosters zu sichern.

Seit 2014 ist das ehrwürdige Gemäuer offiziell entweiht. Spirituell ist es trotzdem geblieben – zumindest für Naschkatzen. Denn was hier in der einstigen Klosterküche über den Tresen wandert, kommt verdächtig nahe ans Göttliche heran. Cannoli, so frisch, dass der Ricotta noch warm seufzt und Marzipan in Form von Früchten, so detailverliebt, dass selbst Adam schwach geworden wäre. Ein Ort, an dem Nonnen zwar keine Gelübde mehr ablegen, aber ihre Rezepte überdauern – Halleluja!

46-216326375
©Anna Rosner

Hier gibt es keine Bedienung in Haube und Habit, aber sehr wohl Andacht: im Duft von Orange und Zucker, im gedämpften Klirren der Backformen – und in der Stille zwischen zwei Bissen. Kein Firlefanz, kein Foodie-Hype – nur ein Nebenzimmer im Klostergang. Heute reicht man Kunstwerke in Papier: süß, altmodisch, wundervoll.

3 Tipps

Villa Malfitano Tropischer Garten trifft Belle Époque.

La Vucciria bei Nacht Tagsüber unscheinbar, verwandelt sich dieser ehemalige Markt abends in eine anarchische, wildschöne Freiluftbar – Musik, Aperol und pure Lebenslust.

Il Giardino della Zisa Der islamisch inspirierte Garten nahe dem Palast La Zisa ist ein stilles Juwel – perfekt für ein Picknick im Schatten von Palmen.

Aus der Zeit gefallen

Vielleicht ist es genau das, was Palermo so besonders macht: dass sich hinter jeder Ecke, jedem Torbogen, eine Welt auftut, die völlig aus der Zeit gefallen scheint. Und während draußen Mopeds knattern und Händler ihre Ware anpreisen, herrscht hier eine andere Ordnung – eine, die nicht laut ruft, sondern still erinnert. An Hände, die ohne Eile arbeiten. An Traditionen, die nicht inszeniert, sondern gelebt werden.

Palermo ist laut, wild und manchmal chaotisch. Aber es sind Orte wie dieser, die zeigen, dass Genuss auch ohne Spektakel wirken kann. Ein wenig Staubzucker reicht.

Kommentare