Oman: Unterwegs im unbekannten Süden des Weihrauchlands

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Im Süden des Sultanats, in der Stadt Salalah, dreht sich alles um das heilsame Baumharz. Von betörenden Souks und Zufluchtsorten in der arabischen Sommerhitze.

Es riecht anders als sonst in einer Stadt. Ein ganz spezieller, würziger Duft liegt über Salalah, der Küstenstadt im Süden des Omans. Das Mysterium klärt sich auf, überall wachsen Weihrauchbäume. Ihr Harz hat nicht nur eine heilsame, sondern eine geradezu mystische Wirkkraft. Schon die alten Ägypter verwendeten das Boswellia-Harz für kultische Zwecke, etwa bei der Mumifizierung herausragender Personen.

Weihrauch als Heilmittel

Im Alltag war das desinfizierende und entzündungshemmende Räuchermittel als Heilmittel in Gebrauch. Der Duft, den das Harz beim Verbrennen entwickelt, ist uns nur zu gut bekannt von Kirchenbesuchen. Wenn der Pfarrer während der Messe das Weihrauchfass schwenkt, entströmt ein intensiver und unvergleichlicher Odeur. Symbolisch steht der Weihrauch für Gebet, für Reinigung und Verehrung.

In der Antike war Weihrauch ein wertvolles Handelsgut. Er machte die Länder der Weihrauchstraße, zu denen neben dem Jemen auch Gaza, Damaskus und der Oman zählten, reich. Bis heute zählt der Weihrauch aus dem Oman zu den weltbesten.

Die Düfte im Souk

Was liegt also näher, als den Weihrauchsouk von Salalah zu besuchen. Hier gibt es an zahlreichen Ständen Weihrauch in jeder Variante: pure, braune Harzstückchen mit passenden Keramiköfchen zum Erhitzen; Öle in jeder Qualität und Intensität, angeblich sehr gut für die Gelenke; es gibt Seifen, Lotionen, Kaugummi und sogar Weihrauchparfums, die betörend riechen. „Riechen Sie, probieren Sie“, schallt es von fast jedem Stand im Vorbeigehen. Unmöglich, da nichts zu kaufen.

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Zwei Moscheen, ein Name

Wichtigste Sehenswürdigkeit in Salalah ist die weiße Sultan Qaboos Moschee, die in ihrer Pracht und Weitläufigkeit der gleichnamigen Moschee in Omans Hauptstadt Maskat um nicht viel nachsteht. Täglich außer Freitag kann man vormittags auf dem Gelände flanieren. Eingelassen werden aber nur Besucher, die einem Gebetshaus entsprechend gekleidet sind. Sprich: Frauen müssen Arme und Beine bedecken und ihr Haar unter einem Schal verbergen. Männer dürfen nicht mit kurzen Hosen und ärmellosen Ruderleiberln eintreten.

Raus aus dem Backofen ins Grüne

Salalah mit seinen wunderschönen, ruhigen Stränden ist ein Sehnsuchtsort. Ein Zufluchtsort für die Menschen der Arabischen Halbinsel, wenn die Sommerhitze in ihren Ländern unerträglich wird. Ein vom Khareef, dem Monsun, beeinflusster Nebel sorgt in den Sommermonaten, in denen Muskat, Dubai oder Riad zum Backofen werden, für verhältnismäßig angenehmes Klima. Außerdem, so erzählt Reiseführer Khaleed, blüht und grünt es überall in diesen Monaten. „Es ist wie ein Wunder, alles wird grün. Wir lieben dieses grandiose Spektakel der Natur.“ Bis in die ersten Septemberwochen hinein – wenn sich der Monsun wieder verzogen hat – bleibt das satte Grün. Danach wird die Landschaft wieder felsig-trocken.

Ein Museums-Ufo im Nichts

Über acht Stunden Autofahrt sind es von Salalah nach Maskat – eine mühsame, monotone Fahrt durch die Wüste, bei der man sich wünscht, man hätte doch den Flug genommen. Dann, endlich, eine Abzweigung vor Maskat Richtung Manah im Bezirk Al Dakhiliyah, zwanzig Kilometer von Nizwa: In der kargen Landschaft erhebt sich ein Meilenstein moderner Architektur, das Oman Across Ages Museum. Wie ein lichtdurchflutetes, riesiges Ufo thront das Museum, kreiert vom australischen Architekturbüro Cox Architecture, im Nichts der Wüste. Die hohen Glasfassaden kontrastieren mit schrägen Wänden, die übermäßige Sonneneinstrahlung verhindern sollen. 300.000 Quadratmeter wurden verbaut, alles aus regionalem Stein. 

Im Museum zu sehen ist eine faszinierende Reise durch die Geschichte. Die ältesten Exponate stammen aus prähistorischer Zeit, am anderen Ende der Zeittafel steht eine Hommage an den 2020 verstorbenen Herrscher Sultan Qaboos, der das Land in die Moderne führte und noch den Bau dieses Museums initiierte. Zahlreiche Schulklassen tummeln sich im Gebäude – ein beeindruckendes Bild: das Gebäude mit seinen blütenweißen Wänden kontrastierend mit den Mädchen und Frauen in ihren tiefschwarzen arabischen Gewändern.

Anreise Eine gute Möglichkeit, von Wien nach Salalah zu kommen, ist der Flug mit Qatar Airways über Doha. Direktflug von Wien, Anschlussflug von Doha weg ca. 2 Std.,  qatarairways.com

Währung 10 Omanische Rial sind rund 23 Euro. Das Preisniveau  im Oman ist recht hoch.

1971 Seit dem Jahr ist der Oman unabhängig

Transport Für Besichtigungen in der Stadt bzw. für Touren in die Wüste sollte man sich einen Wagen samt Fahrer mieten. Im Oman selber Auto zu 
fahren, ist nicht zu empfehlen. Fast alle Hinweisschilder sind auf Arabisch angeschrieben. 

Ein Geschenk macht Freude

Der Weihrauch, ein Gastgeschenk in Salalah, machte noch jemandem Freude: Mein Pfarrer im Waldviertel war sofort hellhörig, als ich ihm erzählte, dass ich Weihrauch-Säckchen aus dem Oman zu Hause hätte. Mit breitem Grinsen und einem „Gott segne Sie“ übernahm er die Gabe.

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