Hügelige Landschaft im Mühlviertel.

Kulinarik im Mühlviertel: Von Italo-Flair bis nach Fernost

Von Proscuitto über Tofu und Tempeh bis zum traditionellen Leinöl - eine Genussreise durch das Mühlviertel.

In der Sommersonne präsentiert sich das sanft-hügelige Mühlviertel von seiner schönsten Seite. Und doch ist nicht viel los auf den Straßen. Ohne hohe Gipfel und bekannte Seen bleiben die Menschenmassen aus. 

Und das, obwohl das Mühlviertel – vor allem kulinarisch – viel zu bieten hat. Neben Genuss erfahren interessierte Besucher und unbedarfte Städter (wie die Autorin) einen Einblick in  die regionale Lebensmittelproduktion.

La dolce vita in Niederwaldkirchen

Wie etwa bei Johannes Steinmayr, der in Niederwaldkirchen Schinken herstellt. Und das beginnt bei den quiekenden Schweinen im Stall, geht über die Schlachtung bis in den „Reiferaum“. In der ehemaligen Garage hängen die Schlögel zweieinhalb Jahre lang, bis sie zum sogenannten „Mühsciutto“ werden. 

Der Rohschinken ist die oberösterreichische Antwort auf den Prosciutto und steht dem italienischen Vorbild geschmacklich um nichts nach. Steinmayr serviert seine Kreation auch im eigenen Wirtshaus, der Jausenstation Hansberg, die Wanderern und Radfahrern Stärkung bietet.

Ein Teller mit Mühlviertler Schinken, eingelegtem Gemüse und Brot.

Steinmayr serviert seinen Schinken in der eigenen Gastwirtschaft. Geschmacklich ist er nah am italienischen Prosciutto. 

©Marlene Liebhart

Alle Infos zur Reise

Anreise Per Bahn nach Linz. Weiter mit der Mühlkreisbahn, Buslinien 230/231 oder mittels Hotel-Shuttle.

13 Produzenten öffnen ab dem Herbst ihre Türen für Besucher. In einem Jahr soll sich diese Zahl verdoppeln.

Essen und Schlafen
– Bio-Essen im Köglerhof in Gramastetten, koeglerhof.at
– Übernachten im 4*-Bergergut in Oberafiesl, romantik.at

Auskunft
muehlviertel.at, oberoesterreich.at

Indonesische Tradition

Auch Magdalena und Michael Hofer aus Arnreit geben Einblick in ihre kleine Manufaktur, in der sie aus Soja und den Hülsenfrüchten von den eigenen Feldern Tofu herstellen. 

In einer kleinen Küche auf ihrem Hof kocht Magdalena Sojamilch auf, schöpft das feste Eiweiß ab und presst es in Metallformen. „Die Herstellung von Tofu ist fast schon meditativ“, sagt die Landwirtin.

Tofu und Tempeh aus der eigenen Produktion.

Aus Soja und Hülsenfrüchten von den eigenen Feldern werden Tofu und Tempeh hergestellt. Beides gibt es pur oder in der geräucherten Variante.

©Marlene Liebhart

Auch Tempeh, bissfeste Blöcke aus fermentiertem Soja, traditionell aus Indonesien, stellt Magdalena hier her. Nachdem sie den Besuchern einen Einblick  geboten hat, gibt es vor der Küche im Schatten der Bäume eine kleine Verkostung, bei der vor allem der geräucherte Tofu punktet. 

Mühlviertel pur: Erdäpfel mit Leinöl

Auch Sonja und Anton Steyrl aus Rohrbach führen über ihre Felder. Hier wächst Lein, aus dem in der kleinen Mühle Öl gewonnen  wird. „Am besten schmeckt unser Leinöl möglichst frisch über Erdäpfel gegossen“, sagt Sonja Steyrl. Schlicht, aber gehaltvoll schmeckt die traditionelle Mühlviertler Speise.

Erdäpfel mit Leinöl in einem Restaurant.

Erdäpfel mit möglichst frischem Leinöl sind eine traditionelle Speise in der Region.

©Robert Maybach

Die regionalen Lebensmittel werden in vielen Gastronomiebetrieben in der Gegend verkocht. Meist wird in der Speisekarte darauf hingewiesen. Es mag vielleicht nur Einbildung sein, aber das Essen schmeckt besser, wenn man weiß, wo die Zutaten wachsen.

 Und auch die Wertschätzung dafür ist größer, wenn man weiß, wie viel Arbeit hinter jedem Produkt steckt. Eine Erkenntnis, die wohl viele Besucher aus dem Mühlviertel mit nach Hause nehmen können.

Marlene Liebhart

Über Marlene Liebhart

Marlene Liebhart ist seit 2023 in der KURIER Wirtschaftsredaktion tätig. Meistens beschäftigt sich die studierte Juristin mit Handelsthemen, der Gastronomie und dem Tourismus. Immer wieder schreibt sie aber auch über spannende Unternehmen aus anderen Branchen und über aktuelle Trends.

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