Mit der Star Clipper entlang der Pazifikseite Panamas und Costa Ricas
Schon aus der Ferne ist offensichtlich: Der weiße Sandstrand ist menschenleer und im Dschungel dahinter gibt’s keine Zeichen von Zivilisation. Das Tropen-Eiland wirkt so jungfräulich wie zu Zeiten der Entdecker. Das kleine Grüppchen Seebären im grauen Gummi-Zodiac ist zwar mit tuckerndem Dieselmotor unterwegs, bei den Passagieren kommt trotzdem der Abenteuergeist von anno dazumal auf.
Nach „nasser Landung“ (heißt: Sprung ins hüfthohe Wasser) waten die Neo-Eroberer, den Badesack auf dem Kopf balancierend, durch die kristallklaren Fluten auf „ihr“ Eiland. Der feinsandige Strand, das nahe Korallenriff, die schattenspendenden Palmen: Das Trauminselchen im Archipiélago de las Perlas auf der Pazifik-Seite Panamas gehört nur den soeben angelandeten Seebären. Die einzigen sichtbaren Bewohner sind eine Kolonie Fregattvögel, träge Leguane, pastellrosa Krabben und ein paar Kapuzineräffchen im Dickicht. Derart einsame Inselschönheiten sind im 21. Jahrhundert kostbarste Raritäten – und Badetage wie diese zählen zu den Privilegien der Passagiere an Bord der Star Clipper.
Wer sich für eine Reise auf diesem mondänen Schiff entscheidet, wählt bewusst den etwas anderen Cruise-Trip: eine Segelkreuzfahrt und damit die umweltschonendste Möglichkeit, die Weltmeere unter der Obhut eines Kapitäns zu bereisen. Für ein Segelschiff ist die Star Clipper mit ihren hundertfünfzehn Meter Länge, bis zu hundertsiebzig Passagieren und vierundsiebzig Personen Crew zwar riesig, für ein Kreuzfahrtschiff aber ein Zwerg.
Der gefällige Anachronismus zur hohen See begann zwei Tage zuvor: Wie aus einer anderen Zeit entsprungen, ankert die Star Clipper im Hafenareal von Balboa inmitten gewaltiger Fracht- und Containerschiffe, die auf die Einfahrt in den Panamakanal warten. Der gediegene Viermaster (Nachbau einer historischen Windjammer) hat von der Karibik kommend die Passage von einem Weltmeer ins andere – vom Atlantik in den Pazifik – soeben absolviert.
Knallrote Tenderboote bringen nun die Passagiere für die nächste Reise Richtung Costa Rica an Bord. Beim Betreten des Schiffes wird der Kontrast noch deutlicher: Draußen die futuristische Wolkenkratzer-Skyline der Bankenmetropole Panama-City, drinnen Segel-Nostalgie wie im 19. Jahrhundert mit blank poliertem Teakholz, glänzenden Messingbeschlägen, plüschigen Salons und gediegenen Stilmöbeln.
Dann folgt das erste Sail-Away: Ankerketten klirren, Matrosen lösen am Vordeck Tauwerk, ziehen an Seilen oder führen sie behutsam um elektrische Winschen. Zentimeter um Zentimeter wächst weißes Tuch in den Himmel und bläht sich im Wind. Majestätisch setzt sich die Star Clipper im goldenen Abendlicht in Bewegung. Aus den Bordlautsprechern dröhnt Vangelis Filmmusik „1492 Conquest of Paradis“, Champagnerkorken knallen. Der Pazifische Ozean nimmt sanft schaukelnd den Großsegler in seine Arme. Da wird so manches Auge feucht.
Unentdeckte Pazifikküste
Dank ihrer relativen Kleinheit kann die Star Clipper andere Routen befahren als Mega-Cruiseliner. Nach acht Jahren Pause werden seit Winter 2022/23 wieder neue Routen ab/bis Panama City-Balboa bzw. Puntarenas (Costa Rica) bedient. Die pazifische Küstenseite des schmalen mittelamerikanischen Isthmus ist nur selten in den Katalogen der Reedereien zu finden – und daher eine großartige Option für Naturliebhaber: Hier warten unbekannte, teilweise unter Schutz oder auch im Privatbesitz stehende Inselwelten mit Traumstränden, glasklarem Wasser und schönen Korallenriffen zum Schnorcheln und Tauchen.
Die erste Nacht beschert gute Winde. Das macht Kapitän Brunon Borowka glücklich, denn sein Bestreben (und das der monegassischen Reederei Star Clippers) ist, den Motoreneinsatz zu minimieren und möglichst viel zu segeln. Das freut auch die Umwelt. Erstes Ziel ist der Archipel der Perleninseln: etwa zweihundertzwanzig teils namenlose Inseln und Inselchen, nur rund drei Dutzend davon sind bewohnt. Vor 500 Jahren wurde hier La Peregrina, eine der berühmtesten Perlen der Welt, gefunden. Die tropfenförmige Kostbarkeit mit einunddreißig Karat landete über Umwege bei diversen Königsfamilien, 1969 bei Elizabeth Taylor und wechselte 2011 um 11,8 Millionen US-Dollar nach Asien.
Das wahre Juwel ist heute die intakte Natur der touristisch kaum erschlossenen Inselwelt. Mit einer Ausnahme: Das winzige Contadora ist Zufluchtsort der Superreichen. 1979 zog es den vom Khomeini-Regime vertriebenen Schah von Persien in die weit helleren Gestade; andere Celebrities wie John Wayne, Elisabeth Taylor, Christian Dior, Julio Iglesias oder Jimmy Carter folgten.
Doch zurück an Bord der Star Clipper, wo es auch nicht gerade ärmlich zugeht: In der Früh und zu Mittag biegen sich die Tische unter Buffets, abends wird ein sechsgängiges Gourmet-Menü serviert – in einer Sitzung mit flexiblem Zeitrahmen. Am Sonnendeck warten zwei kleine Salzwasser-Pools und Lieblingsplatzerl für jeden Geschmack: bequem im Liegestuhl, abenteuerlich im Mastkorb (den man gesichert erklimmen darf) oder direkt über dem Meer im Bugsprietnetz an der Spitze des Schiffes. Täglich gibt es Fitness, unmotorisierten Wassersport (Schnorcheln, Kajak, Stand-up-Paddeln usw.) sowie nette Abendunterhaltung. Rasch kommen die Mitreisenden ins Gespräch, bald kennt jeder jeden. Zum legeren Bordleben gehört auch das Konzept der offenen Brücke: Kapitän und Navigationscrew freuen sich über interessierte Besucher. Gefahren wird meist in der Nacht, die Tage sind für Erlebnisse reserviert.
Korallenriffe und Meereswiesen
Entlang der Star-Clipper-Route liegen mehrere Marine-Parks zum Schutz sensibler Unterwasser-Ökosysteme mit Korallenriffen, Mangrovensümpfen, Meereswiesen und ihrer Tierwelt. Die unzähligen einsamen, teils privaten Inselchen ermöglichen Star Clipper-Passagieren himmlische Badefreuden auf einsamen Sandstränden.Die nächsten Etappenziele sind das panamaische Wildlife Refuge Isla Iguana (ein kleines Infocenter und ein paar Strohschirme sind die einzigen Zivilisationsspuren) und die Islas Praida im Nationalen Marinepark Golf von Chiriquí. Stets ankert die Star Clipper in gebührendem Respektabstand und die Badenixen gelangen per Beiboot an die Strände. Ab Golfito, Costa Ricas südlichstem Hafenstädtchen, bekommen die Passagiere wieder Festland unter den Füßen.
Bei Exkursionen auf der Tour mit Regenwald-Wanderungen, Zip-Line-Abenteuern sowie Kanutouren durch Mangrovenwälder zeigt sich die faszinierende Biodiversität Panamas und Costa Ricas. Die exotische Tierwelt zählt mehr als 500.000 Arten, darunter viele gefährdete und endemische. Oft zu sehen sind Brüll- und Kapuzineraffen, Faultiere, Nasenbären, Leguane, Agutis (Goldhasen) und Frösche; selten Krokodile (für Menschen ungefährlich!) und Dschungelkatzen. Birdwatcher freuen sich über die tropische Vogelschar mit Tukan, Eisvogel, Fregattvogel und Pelikan – um nur vier von tausend hier heimischen Vogelarten zu nennen.
Viel zu schnell ist die Woche vorbei. Am Pier im Zielhafen Puntarenas kommt unser stolzer Großsegler neben einem mächtigen Kreuzfahrt-Pott zu liegen. Viele neidige Blicke der 3.500 Passagiere an Bord des Riesen verraten Zweifel über ihre Schiffswahl. Unsere schöne Star Clipper wirkt fast so klein wie ein Rettungsboot des Giganten des Meeres.
Anreise
KLM/Air France bietet Gabelflüge über Amsterdam bzw. Paris nach Panama City und San José an; klm.at, airfrance.at
Kompensation auf atmosfair.de: 153 €
Segelkreuzfahrt-Route
Panama–Costa Rica: Panama City/Balboa–Isla San Jose/ Archipiélago de las Perlas– Isla Iguana–Islas Praida/ Marinepark Golf von Chiriquí–Golfito/Costa Rica–Quepos– Islas Tortugas– Puntarenas; 7 Nächte ab 2.170 € mit VP, zwischen 2.12.2023 und 16.3.2024 (Frühbucherrabatt bis 30.4.2023); starclippers.com/de
Wohnen
Die Star Clipper 4* ist (wie Star Flyer und Royal Clipper der Reederei Star Clippers) eines der größten Passagier-Segelschiffe der Welt (Nachbauten historischer Großsegler): 84 komfortable Kabinen, max. 170 Passagiere, zwei Sonnendecks, zwei kleine Meerwasser-Pools, Fitness, unmotorisierter Wassersport; vier Masten, 16 Segel (mit 3.365 Fläche); Segelanteil 50–80 %
Reiseveranstalter
Pauschalreise-Angebot des Austrian Cruise Center mit 5 Tagen Vorprogramm „beyond senses“ in Costa Rica, 4 ÜF Hotel, Star Clipper-Kreuzfahrt Costa Rica–Panama City (7 VP), Transfers, Flug ab/bis Wien Termine: 23.1.-4.2.2024 und 20.2.-3.3.2024, ab 4.699 € p. P. (Außenkabine)
Tel. 01/388 99 90
Email: anfragen@meinekreuzfahrt.at
meinekreuzfahrt.at
Ausflüge
Ausflüge in Costa Rica und Panama mit lokalen Guides führen in Schutzgebiete wie den NP Manuel-Antonio, den Esquipulas Rainforest, den Monteverde Cloud Forest, in die Curu Private Reserve. Individuelle Programme in Costa Rica bei Swiss Tropical Tourism von Stéphane Dähler. dahlercostarica.com
Star Clippers ist auch mit einem Stand auf der Ferien-Messe Wien, 16. bis 19. März, vertreten. Mehr Infos dazu: ferien-messe.at
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