Die Petronas Twin Towers von oben.

Eine Stadt in Stereo: Der spezielle Charme von Kuala Lumpur

Die Stadt steht ein bisschen im Schatten von Singapur und Bangkok und will es jetzt allen zeigen: Der spezielle Charme von Kuala Lumpur überrascht.

Überblick

Anreise

Direktflüge gibt es von Österreich aus nicht, daher lohnt sich die Kombination mit anderen Städten wie Singapur oder einem Strandurlaub, zum Beispiel in Langkawi. Keine Visumpflicht, der Pass muss noch 6 Monate lang gültig sein. Es fliegen unter anderem die Etihad Airways (über Dubai) oder die Qatar Airways (über Doha).

Fortbewegung in der Stadt

In der Stadt selbst bewegt man sich mit Grab (asiatisches Uber) oder der MRT.

Von Nicola Afchar-Negad

Dezember 2022, Fußball WM-Finale. Angela Nikolau und Ivan Beerkus nutzen an diesem Abend das Gewusel rings um das Merdeka-Stadion, um ihren höhenwahnwitzigen Plan umzusetzen: Sie dringen auf die Baustelle des Merdeka 118 Super-Skyscraper ein, um als erste – und hoffentlich einzige – Rooftopper das zweithöchste Gebäude der Welt zu erklimmen. Die Wachleute sind tatsächlich abgelenkt: die Fotos aus nicht nur schwindelerregender, sondern eher todesangsterregender Höhe gehen um die Welt. Die beiden gebürtigen Russen fliehen aus dem Land – sie haben nicht nur sich selbst schlagartig berühmt gemacht, sondern auch ein Gebäude, das erst später, Anfang 2024, eröffnet werden wird. Ein 678,9 Meter hoher Koloss, der alle anderen überragt, somit auch die Petronas-Zwillingstürme, das vielleicht einzige Bild, das so gut wie jeder bisher mit der malaysischen Hauptstadt assoziierte.

Blick auf Kuala Lumpur mit traditionellen Tempeldächern im Vordergrund.

Der Merdeka-Tower überragt alles

©mauritius images / Alamy Stock Photos / Bruno Coelho/Alamy Stock Photos / Bruno Coelho/mauritius images

Der Merdeka ist so etwas wie ein städtebauliches "Ätsch" an die Nachbarn. Singapur ist nur gut fünf Stunden mit dem Bus entfernt und Bangkok für viele sowieso die südostasiatische Metropole schlechthin. Aber Kuala Lumpur, eine Millionenstadt, die nicht einmal einen geläufigen Spitznamen hat – nur ein schlichtes KL? Langweilig sei die Stadt, auch die Übersetzung der Worte Kuala Lumpur macht es nicht besser: Schlammige Flussmündung. Und dann seien die Malaysier auch noch deutlich unfreundlicher als die Thailänder. Warum also sollte man nach KL? Vielleicht macht einen ja das aktuelle "Tripadvisor"-Ranking neugierig – die Stadt belegt hier den zweiten Platz der "Trending Travel Destinations" für 2025 – auf der Eins landete Osaka.


Das futuristisch anmutende Kuala Lumpur wird einem nicht auf dem Silbertablett serviert, höchstens einem aus zweiter Wahl. Es hat einen speziellen Charme, der viel mit dem friedlichen Nebeneinander der Kulturen und Religionen zu tun hat. Das behaupten zwar viele Weltstädte von sich, aber hier wirkt es authentisch

Der zentrale Markt in Kuala Lumpur, Malaysia, ist ein beliebtes Touristenziel.

 Unweit von Chinatown, der Central Market, ideal für Souvenirs

©Getty Images/Jakub Zajic/istockphoto

Immer dem Nasi nach

Morgens gibt es Nasi Lemak (malaysisch), mittags Masala (indisch) abends Dim Sum (chinesisch). Es riecht nach Räucherstäbchen, Satay vom Grill, Zitronengras, frisch gebrühtem Tee und Palmzucker. Und Durian. Die Malaysier sind verrückt nach ihrer National-Frucht, im Central Market gibt’s sogar einen Merchandising-Shop, inklusive Durian-Kuscheltieren. Und riesige Durian-Maskottchen für Selfies, die meinen das ernst. 

Durianfrüchte (Durio zibethinus) werden auf einem Markt zum Verkauf angeboten.

Die berühmten Durian Früchte an einem Stand

©Getty Images/carstenbrandt/istockphoto

Generell haben die Einheimischen ein Pläsierchen für Tierchen und diese Maskottchen-Maskerade. "Schon wieder ein Panda in KLCC" heißt es etwa dezent spöttisch bei einem Instagram-Posting. Tierfiguren – und insbesondere Pandas – gehören zum Stadtbild, gerade in KLCC, also dem Zentrum, oder in Bukit Bintang, der Hauptschlagader der Stadt. Hier wohnt ein Großteil der Touristen, hier wird geshoppt. An der Streetfood-Straße Jalan Alor kommt keiner vorbei, so viel ist fix. An den Shopping Malls erst recht nicht:  Im Berjaya Times Square kurvt eine Achterbahn, im Pavillon residiert der Luxus und auf dem Dachpark des TRX City Park toben Kinder am Spielplatz. 

Eine Monorail fährt in Bukit Bintang, Kuala Lumpur, Malaysia.

Einmal alles bitte! Shopping in Bukit Bintang – rechts im Bild: die Monorail

©Getty Images/iStockphoto/RAVINDRAN JOHN SMITH/iStockphoto

Jedes Einkaufszentrum steht für etwas anderes – es gibt eines für Technik-Trends, eines für japanisches Design und das RexKL, das so ganz anders ist. Im Gebäude eines ehemaligen Kinos ist alles eine Spur lässiger, jünger. Die Kunstgalerie "Art WeMe" gibt die Richtung vor, das ikonische Buchgeschäft "BookXcess" geht mit. Fotos von Menschen, die hier posieren, zwischen den deckenhohen, labyrinthartigen Bücherregalen (man nutzt die frühere Kinosaal-Architektur), bringen Instagram-Herzen im Sekundentakt. Und am Wochenende treffen sich die "K-lites" (also die Stadtbewohner) zu einem Coffee-Rave, ein absoluter Trend im muslimisch geprägten Kuala Lumpur.

Mit auf die Liste muss auch noch das LaLaport BBCC – im August eröffnet hier eine Lichtkunst-Installation des Kollektivs "teamLab". Kennt man schon, hat man schon gesehen? Wir behaupten: teamLab  ist anders. Was KL gerne vorgeworfen wird: Es habe keinen malerischen Stadtkern, Autobahnen zerreißen das Bild. Da ist etwas dran, keine Frage. Vielleicht gewinnen auch gerade deswegen Little India mit seinen Bananenblatt-Restaurants (Tipp: "Oh Yeah Banana Leaf") und vor allem Chinatown an Boden bei den Touristen. Letzteres ist ein Muss für Street-Art-Enthusiasten. 

Wunderschöne Straßenkunst in Kuala Lumpur, Malaysia, zieht viele Touristen an.

Street-Art im Bintang-Viertel 

©Getty Images/mihir_joshi/istockphoto

Hui, so schön: die Geistergasse

Die Wandgemälde in Kwai Chai Hong-Viertel (auch "Geistergasse") erzählen Geschichten aus dem Alltag der 1960er-Jahre. Fürs perfekte Foto setzte man sich auf den Friseurstuhl, der hier unter dem Wandgemälde platziert ist. Oder man tut so, als springe man über das aufgepinselte Seil. Überall in den engen Gassen baumeln rote Lampions, mit etwas Glück findet man den Eingang zu einer versteckten Bar in einem alten Kolonialhaus.

Eines der Restaurants in der Kwai Chai Alley, Kuala Lumpur, Malaysia.

Die Kwai Chai Hong, "Geistergasse", ist ein historisches Wahrzeichen der Stadt. 

©Getty Images/Koo Jye Shen/istockphoto

Eine bemerkenswerte Stadt-Perspektive ist auch die von oben – zum Beispiel der Kuala Lumpur Tower oder KL-Tower. Von hier aus hat man das traditionelle, auf niedrigen Stelzen gebaute, Viertel Kampung Bharu im Blick. Im Hintergrund: die Petronas Towers.


Kurzer Hupfer hinunter: das "Nasi Lemak Wanjo" ist ideal, um das Nationalgericht zumindest einmal zu kosten. Es geht um Reis, natürlich. Kokos-Reis, Sambal-Chili-Sauce, geröstete Erdnüsse, getrocknete Anchovis, Gurkenscheiben und hart gekochtes Ei on top.

Nasi Lemak, das malaysische aromatische Reisgericht mit Beilagen.

Nasi Lemak: Das Nationalgericht in Kuala Lumpur

©Getty Images/MielPhotos2008/istockphoto

Aber zurück in luftige Höhen, zurück auf die Dach- und Aussichtsterrassen. Hier schwört jeder auf eine andere Adresse. Nicht selten geht es darum, wie perfekt die Sicht auf die Petronas ist. Sieht man sie neben- oder nur hintereinander? Bei der "Heli Lounge Bar" gibt es nicht einmal ein Geländer, das die Sicht stört, nur ein dünnes Absperrseil sichert die Plattform. Definitiv nichts für Wankelmütige. Am besten ist es natürlich, wenn man ein Hotel mit Dachpool gebucht hat – dann ist die Panorama-Parade im Preis inbegriffen.

Wie bunte Leuchtstifte wirken die Türme, während man nicht nur im Wasser, sondern im Moment badet. Und wer es 2025 nicht mehr in die angeblich ach so langweilige Stadt auf der malaysischen Halbinsel schafft, darf sich fast freuen: die Tourismuskampagne "Visit Malaysia 2026" bringt nächstes Jahr nicht nur einiges an Events, sondern auch zwei entzückende Maskottchen. Die malaiischen Sonnenbären Wira und Manja – die Social Media-Entourage schreit bereits nach Plüsch-Pendants.


Irgendwie hat KL eine sehr verspielte Seele, die das ganze hoch- und scharfkantige der Stadt herrlich aufweicht.

Hotels

  • Neu: Park Hyatt Kuala Lumpur
    Darauf hat man gewartet: Im August eröffnet das Park Hyatt im Merdeka 118, dem zweithöchsten Gebäude der Welt!
    hyatt.com, Menara Merdeka 118, Presint Merdeka 118
  • Else Retreats 
    Dachpool mit Blick auf Chinatown. Ein Ort, der inmitten der vibrierenden Stadt Ruhe ausstrahlt.
    elseretreats.com, 145, Jalan Tun H. S. Lee City Centre
  • ibis Styles Kuala Lumpur 
    Budgethotel mitten in Bukit Bintang und somit inmitten von allem
    ibis.accor.com, Nr. 16, Jalan Alor, Bukit Bintang

Restaurants

  • Purple Cane Tea Restaurant 
    Nicht schick, aber einzigartig: Die Gerichte haben allesamt eine Tee-Ingredienz. 
    purplecane.my, im Einkaufszentrum Shaw Parade/Bukit Bintang, 152, Jln Changkat Thambi Dollah
  • Beta KL
    Modernes Michelin-Restaurant, malaysische Küche mit dem obligatorischen Twist.
    betakl.com, Cormar Suites, No. 10, Jalan Perak
  • Kafei Dian 
    Klein, charmant, großartig – auf der Petaling Street in Chinatown, die sowieso ein Muss ist.
    16, Jalan Panggong

Ausflüge

  • Kuala Lumpur Craft Complex
    Ausflug in die Tradition: malaysisches Handwerk (Batik!), zu kaufen oder zu bestaunen.
    5 Jalan Conlay
  • Batu-Höhlen 
    Etwas außerhalb. Farbenfrohe Hindu-Tempel in Kalksteinhöhlen – dazu rotzfreche Affen. Frühmorgens kommen, Kleiderordnung beachten.
    68100 Batu Caves, Selangor
  • Langkawi
    Städtetrip, verbunden mit Strandurlaub – paradiesisch ist es auf Langkawi, am besten im The Datail Langkawi.
    thedatai.com, Jln Teluk Datai, 07000 Langkawi

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