Der Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona in Rom.

Kultige Drehorte, Pop-Konzerte und Dolce Vita: Roms geheime Plätze

Wer abseits der Touristenhotspots unterwegs ist, entdeckt unbekannte Panoramawege und kultige Drehorte. Die Ewige Stadt zeigt sich als antikes Freiluftmuseum und funktionale City von morgen.

Rom ist atemberaubend und gilt als schönste Stadt der Welt. Kein Wunder also, dass diesen Sommer auch die besten Musiker Italiens Hauptstadt rocken werden. Im Parco della Musica Ennio Morricone stehen heuer beim Sommer-Festival Sting (7.7.), Patti Smith (15.9.), Alanis Morissette, Morrissey, Franz Ferdinand, Nick Cave sowie Sigur Rós, der italienische Dauerbrenner Diodato, Nino d’Angelo und Edoardo Bennato auf der Bühne. 

Eine Flussrundfahrt auf dem Tiber mit Blick auf die Engelsburg in Rom.

Der Tiber mit der berühmten Engelsburg. Entlang des Flusses führen fast menschenleere Promenaden durch die Stadt bis nach Trastevere

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Bis 13. Juli findet das größte Open-Air-Kinofestival statt – bei freiem Eintritt werden die besten Italo-Kinoklassiker gezeigt, und bei den Open-air Musik-Festivals rockt das Dolce Vita. Auch Dolce&Gabbana wählte das größte Freiluftmuseum Italiens für seine neuen Mode-Präsentationen Mitte Juli aus, die im Forum Romanum, auf der Ponte Sant’Angelo und in der Villa Adriana in Tivoli gezeigt werden. 

Es ist sicher diese einzigartige Kulisse von Bauwerken der Antike, moderner Kunst, den typischen Pinien, botanischen Gärten und Parkanlagen sowie unzähligen Barock-Brunnen, die Touristen wie Stars in die Caput Mundi locken. Denn selbst ein ganzes Leben würde nicht reichen, um hier alle Kunstschätze zu entdecken.

Die Piazza del Popolo in Rom mit der Porta del Popolo und dem Obelisken im Zentrum.

Geheimnisvolle Obelisken, barocke Brunnen und Kirchenkuppeln findet man in Rom fast an jeder Straßenecke

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Heilige Pforten und kultige Drehorte

Schon auf dem Weg vom Flughafen ins Zentrum säumen Zedern, Pinien und blaue Glyzinien die Straßen. Und barocke Kirchen, terrakottarote Häuser, Gärten und herrschaftliche Anwesen vermitteln typisches Italo-Flair. Nach etwa 40-Minuten Fahrt, per Shuttle, Bus oder Bahn, vorbei an den Mauern der Vatikanstadt, ist man direkt in der historischen Altstadt der 4,3 Millionen-Metropole (inklusive Pendler und Ballungsraum, 2,7 ohne) an der Piazza del Popolo. 

Blick auf die Kuppel des Pantheon in Rom mit einfallendem Sonnenlicht.

Geheimnisvolles Pantheon: die größte freitragende Kuppel der Welt

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Gleich hier beginnt das Abenteuer, denn der Platz mit seinem tivoliartigen Brunnen, den Zwillingskirchen Santa Maria dei Miracoli und Santa Maria in Montesanto, dem Obelisken Flaminio und der Kapelle in der Kirche Santa Maria del Popolo, mit den geheimnisvollen Kunstschätzen von Caravaggio bis Sansovino, war eine der Filmkulissen von „Illuminati“. Ein paar Schritte davor befindet sich das antike Stadttor und die gut erhaltene 19 Kilometer lange aurelianische Stadtmauer, die man entlangwandern könnte, um Rom zu umrunden.

Blick über die Piazza del Popolo in Rom mit dem Obelisken im Zentrum.

Blick von der Salita del Pincio auf den Piazza del Popolo

©Florentina Welley

Aber nicht nur die antike Bausubstanz wird gepflegt. Anlässlich des Heiligen Jahres hat die Stadtverwaltung die öffentlichen Verkehrsmittel ausgebaut, alle vier Hauptplätze der historischen Altstadt neu gestaltet, die Brunnen renoviert, gerade wird der berühmte Schiff-Brunnen von Bernini bei der Spanischen Treppe nach der Renovierung mit Wasser befüllt, und sogar den Petersplatz untertunnelt.

Der Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona in Rom.

Am Piazza Navona (auch auf dem Foto ganz oben) wurden alle vier Brunnen renoviert. Rundum gibt es kleine Lokale und Bars und natürlich entsprechend viel Trubel

©Florentina Welley

Bis zum Tiber wurde eine weitläufige Fußgängerzone geschaffen. Rom hat aufgerüstet und schon während der Pandemie mit Vorbereitungen für das Pilgerjahr begonnen. Die Prognosen der Pilgerzahlen haben sich aber nicht bestätigt, die Zahl der Touristen liegt weit unter den Erwartungen, sodass man an vielen Orten nahezu ungestört durch die eine oder andere Pforte schreiten kann, die im Heiligen Jahr geöffnet ist. Wer übrigens durch alle vier Basiliken Santa Maria Maggiore, San Giovanni, San Paolo fuori le Mura und San Pietro  geht, dem sollen seine Sünden vergeben werden. Aber Kirchen und Kapellen gibt es ja unzählige. Und gerade dort finden sich junge Touristen ein, die mit ihren Smartphones vor meterhohen Spiegeln, die mitten in den Kirchen extra dafür installiert wurden, Fresken filmen und Selfies machen.

Ein Mann mit Hut und gelber Tasche steht in einem Feinkostgeschäft in Rom.

Ein Geschäft wie anno dazumal: ein traditioneller Fleischhauer in der Via di Ripetta

©Florentina Welley

Luxus in römischen Ruinen

Dass Rom nicht nur katholisch, sondern auch traditioneller als etwa Mailand ist, zeigt sich auch in der Kulinarik. In der Stadt der sieben Hügel gibt es keine spezielle Foodie Szene, Römer setzen lieber auf traditionelle Carciofi alla romana, etwa im Stadtpalais des „The First Arte, Rome“ im hoteleigenen Restaurant „Acquolina“ von Zweisterne-Chef Daniele Lippi.

Ein Restaurant auf einer Dachterrasse mit Blick auf Rom.

The First Arte: Frühstück am Rooftop, Dinner im Aquolina

©hersteller

Wer nach einem Stopp bei den „Illuminati“ an der Piazza del Popolo und einem Aufstieg über die Salita del Pincio in den angrenzenden Park der Villa Borghese kommt, hat einen herrlichen Blick über Rom. Mit  Sicht auf die sieben Hügel und die Skyline mit Kirchenkuppeln und Pinien relaxt man hier oben zwischen Pferderennbahn, romantischen Bootsfahrten auf kleinen Teichen, auf den  blühenden Picknickwiesen in den öffentlichen Grünanlagen. Zeitgenössische Kunst gibt es gleich nebenan, in der Villa Medici, heute Sitz der französischen Kunstakademie.

Eine Statue einer Frau mit Kind in einem Brunnen in einem Park.

Romantik im Park der Villa Borghese

©Florentina Welley

Wer Hunger bekommt, findet unten in den engen Gassen rund um die Via del  Babuino nicht nur zahlreiche Haubenrestaurants, sondern auch ein von Zaha Hadid umgebautes Hotel mit Restaurant von Alain Ducasse sowie kleine Trattorias und Bars. Unbedingt sollte man auch durch die Via Margutta schlendern, eine der schönsten Straßen mit kleinen Galerien und Restaurants, im einstigen Künstlerviertel Roms.

Die Fontana di Trevi in Rom ist von einer Menschenmenge umgeben.

Um den Trevi Brunnen und die Spanische Treppe wird es eng: in der Nähe gibt es den berühmten Giolitti Eissalon

©Florentina Welley

Nur rund um die Spanische Treppe wird es eng: Hier fotografieren vor allem Teenies den berühmten Schiff-Brunnen von Pietro Bernini: Es soll an die Flut von 1598 erinnern, bei der ein Schiff bis hierher angeschwemmt  wurde. Ein kleines Museum direkt an der Treppe erinnert an die romantischen Poeten John Keats und Percy Bysshe Shelley und schon ein paar Gassen weiter lichtet sich der Trubel wieder und man schlendert ungestört weiter zur Via del Tritone.

In einem Bekleidungsgeschäft hängen Hemden vor einer alten römischen Mauer.

Luxus-Vintagemode und römisches Aquädukt im Kaufhaus Rinascente Roma

©Florentina Welley

Die üblichen Luxusshops kennt man ja, aber wer sich für Luxus-Vintage Mode interessiert, bekommt in der Design-Abteilung des Kaufhauses Rinascente Rome einen Blick in die unterirdische antike Stadttechnik mitgeliefert: Das Untergeschoß  grenzt direkt, getrennt nur durch eine Glaswand, an die antike, bis heute intakte römische Wasserleitung, deren Geschichte multimedial an das Aquädukt projiziert wird.

Kino & Pizza Margherita 

Im jungen Viertel rund um die Via Veneto trifft man erneut auf die Kinogeschichte von Bella Italia: hier war einst der Drehort für „La Dolce Vita“ und „La Grande Bellezza“, Paparazzi lauerten Stars und Adeligen auf, die hier wohnten und in den Bars und Restaurants einkehrten. Um zum Beispiel eine Pizza Margherita zu verzehren. Benannt nach der Tricolore-Lieblingspizza von Margherita von Savoyen, die hier im Palazzo Margherita wohnte.

Blick auf die sonnenbeschienene Stadt Rom von einem der Hügel aus.

Blick vom Panormaweg auf das historische Viertel rund um den Vatikan

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Ein paar Gassen weiter, in der Via degli Artisti trifft man wieder fast nur Einheimische an. Genau wie entlang des Tibers, an dessen Platanen-Promenaden man kaum Touristen trifft. Man muss sich auch nicht in langen Warteschlangen anstellen, um etwa die Superschau „Caravaggio“ im Palazzo Barberini anzusehen. Ein Blick in die Nebengebäude, die frei zugänglich sind, zeigt etwa die imposante Doppelstiege des Bildhauers Borromini, auf der einst Adelige mit ihren Pferden hinaufritten. Und den Caravaggio gibt’s mit schaurigem Blick auf Stuck und Decken aus echten Knochen, in der „Kapuzinergruft“ in der Via Veneto.

Der Fontana del Tritone auf der Piazza Barberini in Rom, Italien.

Der imposante Tritone-Brunnen von Bernini 

©Florentina Welley

Hinter dem berühmten Tritone-Brunnen von Bernini entdeckt man italienische Filmgeschichte: das Cinema Barberini ist eines der ältesten Kinos Roms. Auch in der Filmstadt hat sich Kinosterben breit gemacht, dem Rom mit Festivals und dem Erhalt traditioneller Kinos wie  dem Cinema Farnese am kultigen Campo de' Fiori entgegenwirkt.

Ein Blumenstand im Freien bietet eine Vielzahl von bunten Blumen in Töpfen und Vasen an.

Am Campo de' Fiori sollte man unbedingt in einer der kleinen Bars einen Stopp einlegen

©Florentina Welley

Auch andere spektakuläre Filmdrehorte führen zu Roms Hotspots: etwa zur geheimnisvollen Kuppel im Pantheon, der größten freitragenden Kuppel der Welt, von der sich Tom Hanks in die Kirche abseilte. 

Das Innere eines modernen Museums mit geschwungenen Formen und einer roten Skulptur.

Futuristische Architektur, tolle Ausstellungen und kaum Touristen. Das MAXXI von Zaha Hadid

©Florentina Welley

Und wer die Straßenbahn bei der Porta Flaminia nimmt, ist in ein paar Stationen im MAXXI, dem futuristischen Kunstmuseum von Zaha Hadid, einer echten Kunst-Oase.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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