
Wanderbloggerin im Interview: Die schönsten Plätze in Kärnten
Die Wahl-Österreicherin Janine Wenzel hat ein Buch über Kärnten geschrieben. Im KURIER-Talk verrät sie ihre Lieblingsplätze.
Janine Wenzel ist Deutsche und erklärt das Wandern. Für rotweißrote Bergnationalisten ist das irritierend, aber nachdem Wenzel vor sechs Jahren nach Graz gezogen war, wurde sie von der „Schönheit der Natur“ so überwältigt, dass sie die Berge zum Arbeitsfokus machte. So führt sie Wanderungen, setzt sich mit der Entwicklung des Wanderns auseinander und schreibt. Ihr jüngst erschienenes zweites Buch beschreibt Wohlfühlwege in Kärnten, dem „Wandern für die Seele“.
KURIER Talk mit Janine Wenzel
KURIER: Wandern für die Seele, das scheint generell im Trend zu sein. Wandert man nicht eher für die Wadeln, also: für die Fitness?
Janine Wenzel: Wandern tut uns gut. In dem Wanderführer geht es speziell nicht um sportliche Aktivitäten und die höchsten Gipfel, sondern um den Weg als Ziel – deswegen auch Wandern für die Seele. Das erste Buch drehte sich um die Steiermark, aber Kärnten ist nochmal ganz anders.
Sie sind – unüberhörbar – Deutsche, aber zur Wanderexpertin geworden: Wegewartin beim Alpenverein, Wanderführerin, Wander-Bloggerin. Haben Sie den besseren Blick auf die Berge – wir Österreicher neigen ja dazu, die Berge als selbstverständlich zu nehmen.
Ich bin Quereinsteigerin. Ich wandere eigentlich erst seit sieben Jahren richtig. Und ja, vielleicht fühle ich mich hier jetzt so wohl, weil ich aus Deutschland komme und dort aus dem Flachland. Mittlerweile kann ich mir nicht vorstellen, wieder nach Deutschland zu ziehen.

Sie wandern knapp 1.200 Kilometer im Jahr, das ist eine beeindruckende Zahl. Auf wie viele Wander-Tage kommt man da?
Das ist gar nicht so einfach zu sagen, im Sommer bin ich natürlich öfter unterwegs. Im Winter auch sehr gerne auf Schneeschuhen, aber die vielen Kilometer kommen zustande, weil ich beruflich wandernd unterwegs bin. Ich arbeite mit Tourismusregionen in Österreich und Europa zusammen. Ich glaube, voriges Jahr waren es sogar 1.400 Kilometer. Es sind viele kürzere Wanderungen, die längste war 28 Kilometer an der Mosel. Ich brauche sehr viel Zeit zum Fotografieren, ich werde sogar immer langsamer beim Wandern.
Das verstehe ich, mein Motto beim Wandern ist: Das Wichtigste am Gehen ist das Stehen. Man muss stehen bleiben, sich Blumen anschauen, sich Gipfel anschauen.
Und auch zurückgucken! Gerade bei Rundwegen verpasst man ja sonst einiges.
„Das Ver-Gangene sehen“, so hab’ ich das in meinem Buch über die Wanderung von Bregenz nach Wien beschrieben. Aber zurück zu Ihrem Buch: Auf welchen Wegen in Kärnten hat die Seele denn die größte Freude?
Es ist schwierig gewesen, sich auf zwanzig Touren zu beschränken, Kärnten hat so viel mehr zu bieten. Eine Region, wo ich immer wieder gerne hinfahre, ist das südliche Kärnten, zum Beispiel das Bodental. Da liegen „Meerauge“ und „Märchenwiese“. Klingt beides verlockend, es sind Orte, wo man die Seele baumeln lassen kann, und lässt sich als Wanderung kombinieren, das sind unter zehn Kilometer mit Rückweg.
Das „Meerauge“ sieht ja wirklich unglaublich aus.
Ist es. Ein Platz, sich hinzusetzen und auf diesen Teich aus der Eiszeit zu schauen. Der ist ziemlich alt, türkisfarben, man sieht den Grund, und sogar kleine Fischchen, manchmal sprudelt es und es ist zu jeder Jahreszeit schön. Und zum Schluss der Wanderung liegt die sogenannte Märchenwiese. Die erreicht man nach einem kurzen Stück durch den Wald und da türmen sich die schroffen Berge der Karawanken auf, dazwischen diese Wiese, einfach wirklich wunderschön.

Was wäre ein zweiter persönlicher Wandertipp?
Als Kontrast zum Meerauge zum Beispiel Friesach: Das ist eine schöne alte Stadt und bekannt für alte Burgen und Stadtfestung. Da gibt es einen offiziellen Burgenwanderweg, nicht weit, auch nicht viele Höhenmeter, man bekommt auf kurzer Distanz viel geboten. Als Abschluss dieser Tour empfehle ich im Buch, in der Schokoladenmanufaktur einzukehren – was möchte man bei einer Genuss-Tour mehr haben? Und ein Vorteil dieser Wanderung ist, dass man gut mit den Öffis hinkommt.
Öffentliche An- und Abreise ist bei Wanderungen ein entscheidender Punkt – und nicht immer einfach, oder?
Ja, und wenn ich ehrlich bin, ist das in Kärnten auch nicht so leicht. Es gibt ein paar Touren, die man gut erreicht – wie Friesach, weil sie direkt am Bahnhof beginnt, oder am Wörthersee, da startet auch eine Tour direkt am Bahnhof. Aber tatsächlich kommt man nicht überall so leicht hin.
Sie zitieren gerne den beliebten Spruch, wonach der Weg das Ziel sei – und nicht immer das Gipfelkreuz, wie Sie anfügen. Aber was ist denn eigentlich das Ziel des Wanderns? Wozu geht man los, wozu tun wir uns das an?
Beim Berg kann man natürlich sagen, wegen der Aussicht. Aber vielleicht brauchen wir gar nicht unbedingt ein Ziel. Vielleicht geht es einfach um das Wohlfühlgefühl beim Wandern. Draußen zu sein, frische Luft zu atmen und wie sich der Mensch beim Wandern wahrnimmt.
Verlosung
Autorin: Janine Wenzel „Kärnten. Wandern für die Seele. Wohlfühlorte“ Droste Verlag. 192 Seiten, 19 €.
Verlosung Der KURIER verlost drei Buch-Exemplare. Schicken Sie eine eMail mit dem Betreff „Kärnten“ an reise@kurier.at
Auskunft Janine Wenzel bloggt unter gepacktundlos.com zum Thema Reisen und Wandern. Mehr Ausflugstipps und Infos gibt es auf kaernten.at

Buch: "Kärnten. Wandern für die Seele".
©Droste VerlagMein Eindruck ist, dass Wanderer im Gegensatz zu Pilgernden selten eine offene Frage in sich tragen. Pilgerer suchen oft Gott oder sich selbst – Wanderer wissen eh schon, wo beide sind.
Das könnte man so ganz gut zusammenfassen. Aber oft wird Wandern auch mehr zum Pilgern, weil man sich fragt, wie kann ich mich heute wohlfühlen? Das sind dann oft Naturerlebnisse.
Sie legen in Ihrer Arbeit einen Fokus auf alleinwandernde Frauen.
Frauen haben es ein bisschen vorgemacht – aber auch Männer entdecken jetzt zunehmend, alleine zu gehen. Alleinwandern nimmt auf jeden Fall zu.
Und wie lange sollte man sich Wanderzeit nehmen, damit die Seele ankommt? Zum Beispiel für einen ersten Ausschnitt auf Ihren Kärntner Genusswegen?
Am besten zumindest eine Woche am Stück. Und dabei ein bisschen herumfahren.
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