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Hurghada: Zwischen Luxus und Lokalkolorit

Immer mehr Veranstalter setzen auf soziale Projekte. Wer vom Strandhotel in die Wüste fährt, kommt stärker mit den Menschen vor Ort in Berührung – etwa bei einer Schneiderinnen-Werkstatt. Abseits davon ist auch das Meer noch kunterbunt.

Ausbruch aus der Komfortzone des Fünf-Sterne-Hotels Sentido in Naga Bay: Es geht zum Lokalaugenschein, dort wohin es Touristen kaum verschlägt. Die Fahrt im Bus führt etwa eine Stunde lang durch die Wüste. Es herrscht wenig Verkehr auf der perfekt ausgebauten Schnellstraße Richtung Safaga. Links und rechts der Route wachsen Rohbauten in den Himmel. Hurghada, Ägyptens Urlaubsdestination am Roten Meer, boomt und entwickelt sich stark weiter. Um nachhaltige Weiterentwicklung geht es beim Projekt, das in Sagada vorgezeigt werden soll.

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Die Dertour Foundation unterstützt das lokale Projekt „Frauen nähen für die Zukunft".

©Johanna Zugmann

Vor einem einfachen Lehmbau warten bunt gekleidete Ägypterinnen. Sie kredenzen Tee, selbst gemachte Süßigkeiten und bitten die Besucher, es sich gemütlich zu machen. Die Frauen sind das Empfangskomitee des Projekts „Frauen nähen für die Zukunft“. Es handelt sich um eine Schneiderwerkstatt, die die Dertour Foundation gemeinsam mit einer lokalen Sozialeinrichtung gegründet hat. Das Projekt soll wirtschaftliche Teilhabe, soziale Integration und nachhaltigere Produktion bieten – und das für und mit Frauen, „die sonst oft übersehen werden“, so die Dertour Foundation.

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Die Nähmaschinen wirken zwar schon rustikal, die hier von den Frauen gefertigten Kleider, Taschen und Co. sind aber bunt und bezaubernd.

©Johanna Zugmann

Meist sind es Witwen und alleinerziehende Mütter, die hier Schmuck, Taschen, Polsterüberzüge und Ziergegenstände herstellen, die dann in den Shops der Ferienanlagen verkauft werden. Nachhaltiges Upcycling wird dabei großgeschrieben – so werden zum Beispiel aus alten Jeans Taschen oder aus alten Tischtüchern Kleider.

Für achtzehn Frauen ist Platz in der Schneiderei. Mehr als ein Dutzend hat gerade seine Ausbildung in der Werkstatt abgeschlossen. Die Absolventinnen, die laut Dertour einen „fairen Lohn“ für ihre Arbeit erhalten, werden in einer feierlichen Zeremonie mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Die Freude ist groß, viele Augen strahlen.

Soziales Gewissen

Unter Reiseveranstaltern gehört es mehr und mehr zum guten Ton, etwas in Sachen Nachhaltigkeit zu unternehmen; ein Gefühl für soziale Herausforderungen zu beweisen und durch soziale Mitgestaltung einen Gewinn für alle zu erzielen. Es geht darum, eine langfristige Balance zwischen ökologischer Verantwortung, ökonomischer Tragfähigkeit und sozialer Akzeptanz zu finden. Die Maßnahmen reichen vom Schutz der Natur und Kultur, der Einbeziehung der lokalen Bevölkerung bis zur wirtschaftlichen Stärkung der Regionen.

Luxus ohne Chichi

Nach der Wüstentour geht es zurück ins Sentido. Der Hotelname leitet sich vom lateinischen „sentire“ ab, das für Fühlen und Wahrnehmen steht. Wohlgefühl für alle, das gehört zum Programm des Sentido-Hotels, das als Teil der Ananea-Gruppe laut Eigendefinition auf „Slow Glamour“ ausgerichtet ist. Soll heißen: Designbewusstsein, Authentizität und Anspruch – das alles aber ohne unnötiges Chichi. „Die Gäste sollen sich auf das Wesentliche konzentrieren können“, erläutert Frank Funke von Dertour. „Auch die Kellner sollen zwar aufmerksam und zuvorkommend sein, aber nicht steif wie sonst oft in der Luxusgastronomie.“

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Die Fische kommen hier frisch in die Pfanne oder auf den Grill.

©Johanna Zugmann

Das Wasser im geräumigen Hotelpool ist mit sechsundzwanzig Grad zwei Grad kühler als das Meer vor dem hoteleigenen Strand. Nach dem Wassersport geht’s ins Sentido-Fischlokal auf die Holzterrasse. Stolz präsentiert der Koch die schier unendliche Vielfalt an kulinarischen Schätzen, unter denen die Gäste wählen dürfen, ehe der Fang in der Pfanne oder auf dem Grill landet: Da gibt es Barben und Papageienfische, so frisch, dass ihr Fleisch unter den Kiemen blutrot ist, oder auch Riesenkalamare und Krabben mit mehr als vierzig Zentimeter langen Scheren. Wer Meeresfrüchte-Liebhaber ist, wird hier bestens verwöhnt.

Der Weg vom Meer in die Küche ist übrigens kurz und nachhaltig: Über einen langen hölzernen Steg und eine Treppe gelangt man direkt zum Hausriff mit seinem reichen Fischbestand.

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Am Meer kommt auch der Spaß nicht zu kurz.

©Johanna Zugmann

„Geführtes Schnorcheln“

Lohnend ist auch ein Ausflug nach Bianca Island. Mit dem Glasbodenboot geht es zu auf die reinste Postkarten-Idylle: weißer Sandstrand, glasklares türkises Wasser, himmelblaue Sonnensegel und Liegestühle. Auf Bianca Island gibt’s nicht nur die Schnorchel-Ausrüstung zu leihen. Auch ein Guide steht zur Verfügung, unter dessen fachkundiger Leitung man sich unter Wasser wohl behütet zwischen den kunterbunten Meeresbewohnern tummelt. Das faszinierende Unterwasserreich des Roten Meeres umfasst tausendzweihundert Fischarten und zweihundertfünfzig Korallenarten.

Info

Anreise
Direktflug Wien–Hurghada, z. B. mit Austrian Airlines (3:50 Std.). CO2-Kompensation via atmosfair.de: 32 €

Flug und Hotel
5*-Hotel Ananea Hurghada: 7 Nächte im DZ Superior mit Meerblick, inkl. Direktflug z. B. ab Wien und VP, ab 9. 1. 2026 ab 779 € p. P., buchbar bei billareisen.at

Auskunft
Info zur DERTOUR Foundation auf dertour-foundation.com

Unterwegs sind nicht nur Delfine, Napoleonfische oder Clownfische. Wer Glück hat, kann bei der Schnorchel-Expedition auch Mantarochen beobachten, die mit majestätischem Flügelschlag knapp über dem Meeresboden zu schweben scheinen. Vor Letzterem sollte man einen Respektabstand halten, ebenso wie zu Muränen, dem hochtoxischen Steinfisch, oder dem Drückerfisch, der zwar mit seinem bunten Aussehen fasziniert, aber sein Revier höchst aggressiv verteidigt – zumindest in der Brutzeit.

Retour geht es wieder im Glasbodenboot, aus dem sich einem nochmals die schiere Unterwasser-Pracht präsentiert. Augenweiden pur – ganz ohne Berührungsängste.

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