Geheimtipp Peak District: Jane Austen bis Tom Cruise

Eine Frau sitzt auf einem Felsen im Hope Valley im Peak District.
Alte Dörfer, sattgrüne Hügel: Schon Jane Austen ließ sich vom Peak District, dem ersten britischen Nationalpark, inspirieren.

Zusammenfassung

  • Der Peak District, erster britischer Nationalpark, bietet malerische Wanderwege und zieht Millionen von Besuchern an.
  • Jane Austen ließ sich hier inspirieren, auch Filmszenen mit Tom Cruise entstanden hier.
  • Der Peak District lockt mit geologischen Besonderheiten, historischen Dörfern und kulinarischen Spezialitäten wie dem Bakewell Pudding.

Traditionelle Steinhäuschen, dazu Pub, Café und Kirche – Edale ist auf jeden Fall ein sehr hübsches Dorf, winzig, typisch englisch. Aber wie ein Besuchermagnet? Wirkt es kaum. Und doch handelt es sich laut einer Statistik der britischen Landvermessungsbehörde um den beliebtesten Ort in Großbritannien, an dem Menschen eine Wanderung beginnen! Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass der sich im Peak District befindet, einer Region in der Größe von Greater London zwischen den urbanen Zentren Manchester, Sheffield, Leeds und Nottingham.

„Als Naherholungsgebiet ist sie für zwanzig Millionen Britinnen und Briten in rund einer Stunde erreichbar“, erklärt Wanderguide Paul Smith und fügt hinzu: „1951 wurde der Peak District zum ersten Nationalpark Großbritanniens erklärt.“ Hierzulande kennt die Gegend allerdings bisher kaum jemand.

Ein Auto fährt auf einer Straße durch eine grüne Schlucht.

Der Peak District war der erste Nationalpark Großbritanniens.

Glücklicherweise ist der Wanderweg ab Edale an diesem Tag alles andere als überfüllt. Unter dem wolkenverhangenen Himmel sind nur wenige unterwegs zum Kinder Scout, diesem eigentümlich benannten Berg, der mit gerade einmal 636 Metern der höchste im Peak District ist. Als die kleine Gruppe in Smiths Schlepptau das Dorf hinter sich lässt, geht es zunächst vorbei an einem Bach, an Ahorn und Buchen, wilden Blaubeeren und Farnen, bis sich der Blick öffnet. Wie von einem sattgrünen Grasteppich scheinen die Hügel überzogen, die sich dort rund um das Hope Valley erheben.

Viel Schafe, viel Mauer

Die weißen Pünktchen in der Landschaft entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Schafe, die unermüdlich vor sich hinfuttern. Zudem ist die Landschaft adrig durchzogen von geschickt aufgeschichteten Trockenmauern, von denen es im Peak District 26.000 Meilen geben soll. Das ist so, als würde man eine Mauer einmal um den ganzen Erdball ziehen.

Ein Schaf grast im Peak District.

Wo man auch hinsieht, hier grasen überall Schafe.

Steile Berglandschaften mit alpiner Dramatik sollte man bei den Erkundungen nicht erwarten. Viele Erhebungen sind um die fünfhundert Meter hoch. „Die Gipfel sind eher flach, abgetragen durch Gletscher in der Eiszeit – insgesamt gibt mehr als hundert im Park“, sagt Smith, der den Nationalpark in- und auswendig kennt, bei der Pause auf dem Kinder Scout. Bevor auf dem Gebirgskamm dann mit Aussichten über das Tal über weitere Erhebungen gewandert wird, erzählt er von den Gesteinsarten, die diese über viele Millionen Jahre entstandene Region im Herzen Englands aus unterschiedlichen geologischen Gründen prägen.

Ein malerisches Steinhaus mit einem blauen Türrahmen und üppigem Grün im Garten.

Die Steinhäuser sind ein architektonisches Markenzeichen.

Schwindelfrei im Hope Valley

Der Trail ab Edale ist nur einer von zahlreichen Wegen, die den Park durchziehen und beste Möglichkeiten zum Wandern und in den flacheren Gegenden auch zum Radfahren bieten. Zu den Highlights zählt die Wanderung zum Bamford Edge, wo man auf einem Felsvorsprung schwindelerregende Fotos machen kann – oder einfach nur weit ins Hope Valley schauen. Der Monsal Trail wartet hingegen mit einem der schönsten Panoramen der Gegend: mit dem Headstone Viaduct. Der entsprechende Wanderweg führt auf längst stillgelegten Bahnschienen ohne nennenswerte Steigungen auch durch vier Tunnel, durch die früher die Milchzüge gefahren sind.

Eine Frau sitzt auf einem Felsen im Hope Valley im Peak District.

Wer im Hope Valley wandert, kann auf den spektakulären Bamford Edge, einem überhängenden Sandsteinfelsen, kraxeln.

Ganz anders das Ladybower Reservoir mit seinem fotogenen, runden Überlauftrichter. Der große Stausee ist eine wasserreiche Idylle mit bewegter Geschichte: „Unter Wasser befinden sich noch die zwei Dörfer, die damals in den 1930ern für das Großprojekt geflutet wurden“, berichtet Radguide William, als auf der Fahrradtour um die Seen ein Zwischenstopp im „Yorkshire Bridge Inn“ eingelegt wird. Bei Ale und Yorkshire Pudding schweift der Blick über die zahlreichen Fotos von damals, die die versunkenen Dörfer zeigen.

Nicht nur die pastorale Schönheit dieser Landschaft mit ihren grünen Hügeln, ihren schroffen Felsen und spannenden Höhlen, sondern auch die Dörfchen mit viel britischem Flair ziehen Gäste und Ausflügler seit Jahrhunderten an. Auch berühmte Künstler und Künstlerinnen ließen sich hier inspirieren; etliche Filme wurden in der Gegend gedreht.

Von Austen bis Cruise

Vor ein paar Jahren erst sorgte Tom Cruise für Aufregung, als er eine Zug-Action-Szene für „Mission Impossible 7“ im Ort Eyam drehte, der ansonsten wenig schmeichelhaft als Pestdorf bekannt ist. An die tragische Zeit, als sich die Menschen dort selbst isolierten, erinnert ein kleines Museum, das bei aller Tragik schwarzen Humor beweist: Als Andenken kann man sich dort ein niedliches Pestbakterium als Plüschtier kaufen.

Ein reich gedeckter Esstisch in einem opulenten Speisesaal mit roter Wandbespannung.

Chatsworth House: diente als Kulisse für „Stolz und Vorurteil“.

Im Orangerie-Shop des herrschaftlichen „Chatsworth House“ hingegen steht bis heute die Büste von Matthew Macfadyen. 2005 turtelte er als Mr. Darcy neben Keira Knightley durch die Neuverfilmung von Jane Austens Klassiker „Stolz und Vorurteil“. Doch nicht nur diese Adaption wurde hier gedreht. Das Landschloss war auch Anfang des 19. Jahrhunderts für die Autorin bereits Vorbild für das Pemberley-Anwesen im Roman. Das verwundert kaum bei all dem opulenten Adelsprunk, dem englischen Barock, den teuren Gemälden von Tintoretto bis Renoir und diesem so ausgedehnten wie vielseitigen Landschaftspark drumherum, in dem man Stunden zubringen kann.

Marmeladen-Tart zum Afternoon-Tea

Geschrieben hat Austen während ihres Aufenthalts allerdings im feinen Hotel „Rutland Arms“ in Bakewell. Schon der Name des Dorfs im Herzen des Peak Districts verheißt exquisite Backwaren. Tatsächlich: Der Bakewell Pudding, mindestens England-weit bekannt, ist die große Spezialität im urigen „Old Original Bakewell Pudding Shop“ – und einem glücklichen Zufall in der Küche geschuldet. „Wie es die Legende besagt, wurde in den 1860ern eine Köchin von der Hausherrin gebeten, eine Marmeladen-Tart zu backen“, erzählt Shop-Manager Stephen Craig. Allerdings vergaß sie beim Backen, die Ei-Mischung in die Tart zu rühren und schmierte sie stattdessen auf die Marmelade. Das Ergebnis des Missverständnisses: ein süßer Klassiker, der in dem Haus aus dem 17. Jahrhundert am laufenden Band über den Tresen geht. Handgemacht, wie Craig versichert. Serviert wird er mit Schlagobers oder warmer Custard. Oder als Teil der englischen Tradition schlechthin, des Afternoon Tea.

Zwei Törtchen mit Puderzucker und Beeren auf Tellern in einem Café.

Zum Afternoon-Tea gibt es Süßes: eine Marmeladen-Tart

Beim Spaziergang durch Bakewell nach der kalorienintensiven Mahlzeit kann man sich noch gut vorstellen, wie es im 18. und 19. Jahrhundert hier aussah. Zwischen dem dahinplätschernden Flüsschen und den alten Steinhäusern mit den Geranien vor den Fenstern verliert man das Zeitgefühl. Zwar reist man nicht Millionen Jahre zurück, so wie bei den Wanderungen durch die Landschaften des Peak District. Jahrhunderte sind es aber allemal.

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