Ptuj: Fußgängerbrücke über die Drau, hinten die mittelalterliche Schlossanlage am Burghügel über der Stadt.
Reise

Geheimtipp Slowenien: Diese kleinen Städte müssen auf die Bucket-List

Ohne Overtourism: Orte wie Radovljica, Koroška, Ptuj zeigen, dass das kleine Nachbarland ganz groß ist – mit Geschichte, Kulturschätzen und Überraschungen. Zwischen Alpenpanorama und Weinkeller, Stahlskulpturen und Schokoladenkunst.

Als Reise-Auftakt eine Stadt mit viel Seele für Naschkatzen: das mittelalterliche Radovljica mit farbenfrohen Fassaden und Blick auf die Julischen Alpen und Karawanken thront gleich hinter der österreichischen Grenze in idyllischer Lage auf einem Terrassenplateau über der Save.

Ein Spaziergang führt durch gepflasterte Gassen: vorbei am Haus Šivec mit Galerie, einem Musterbeispiel für die bürgerliche Architektur des 16. Jahrhunderts, das Mali-Haus mit „Schandbank“, das Vidic-Haus mit Renaissance-Malerei und die gotische St. Peter-Kirche.

Als kulinarische Zufallsentdeckung entpuppt sich im historischen Zentrum das Sternerestaurant Hiša Linhart mit Küchenchef Uroš Štefelin. Seine Philosophie: vergessene Rezepte wiederbeleben, regionale Zutaten verwenden und Neues kreieren, etwa eine Sellerie-Vorspeise mit weißer Schokolade.

Kreative slowenische Nouvelle-Küche im Haus Linhart in Radovljica.

Kreative slowenische Nouvelle-Küche im Haus Linhart in Radovljica.

©Werner Rosenberger

Eine süße Verlockung

Doch Radovljica hat noch eine andere süße Seite: Alljährlich im April verwandelt sich der ganze Ort in der Region Gorenjska in ein Zuckergoscherl-Paradies. Erfunden hat das größte Schokoladenfestival Sloweniens Nataša Mikelj, die mit ihrem Mann Gregor die inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Čokoladnica betreibt. Da werden Pralinen und Schokoladen in immer wieder neuen Geschmacksrichtungen ausprobiert, in Serie produziert und in Workshops kommuniziert.

Nataša Mikelj erzeugt Pralinen und Schokoladen.

Nataša Mikelj erzeugt Pralinen und Schokoladen.

©Werner Rosenberger

Koroška gehört zu den gebirgigsten slowenischen Landschaften. Mountainbiken etwa auf dem „Black Hole Trail“ oder Wandern in den Pohorje-Wäldern überlässt man den Sportsfreunden. Kunstaffine Menschen bummeln lieber zum Schloss Ravne und durch das Stadtzentrum zu einer europaweit einzigartigen Freiluftausstellung von rostigen Riesen: Mehr als dreißig Kunstwerke aus Stahl und Eisen von monumentaler Kraft versammelt das Projekt „Forma Viva“. Skulpturen von Bildhauern aus fünfzehn Ländern – entstanden zwischen 1964 und 2014 gemeinsam mit dem lokalen alten Stahlwerk – prägen das architektonische Stadtbild und sind ein Symbol moderner Kunst und Industriegeschichte.

Nur einen Katzensprung entfernt: Slovenj Gradec (Windischgrätz in der damaligen Steiermark) ist die größte Stadt von Koroška, zugleich kulturelles Zentrum seit Jahrhunderten – keine Metropole, sondern Kopfsteinpflaster-Idyll und vor allem ein Ort mit Haltung, 1989 von der UNO mit dem Ehrentitel „Friedensbote“ ausgezeichnet. Seit den 1960er-Jahren finden hier Kunstausstellungen mit globaler Beteiligung statt. Schon Picasso, Miró oder Chagall waren hier mit Werken präsent – ungewöhnlich für eine Kleinstadt in einer alpinen Region.

Cremeschnitte und Musikgeschichte

Auch die Musikgeschichte hat hier ein Kapitel: Hugo Wolf, der Liedkomponist der Romantik in der Nachfolge von Schumann und Schubert, wird mit einer Ausstellung in seinem Geburtshaus geehrt. Er galt als Wunderkind, war ein bejubelter Geiger und Kauz mit Hang zur Extravaganz und Selbstzerstörung. Bis zu seinem frühen Tod 1903 in Wien – nach einem Leben als Outlaw zwischen Genie und Wahnsinn. Ein Muss für alle mit dem Duft von Vanillecreme und knusprigem Blätterteig verführbaren Mehlspeistiger ist eine „Kremšnita“ der Konditorei Kavarna Evropa, die es mit der klassischen Cremeschnitte aus Bled aufnehmen kann.

Ptuj, ehemals Pettau, ist die älteste Stadt im Land zwischen Adria und Alpen, das gerade einmal halb so groß wie die Schweiz ist. Den schönsten Panoramablick auf ein Mosaik aus Ziegeldächern historischer Häuser, Klöster und Kirchen hat man von der imposanten Burg mit stilvoll eingerichteten und mit antiken Möbeln, orientalischen Gemälden und wertvollen Brüsseler Wandteppichen ausgestatteten Räumen.

Interieur im prächtigen Schloss, das hoch über der Stadt Ptuj und der Drau thront.

Interieur im prächtigen Schloss, das hoch über der Stadt Ptuj und der Drau thront.

©Werner Rosenberger

Pelzige Fabelwesen

Der Karneval von Ptuj ist einer der urigsten in Europa. Eine Schau im Kurent Haus im Zentrum zeigt die prachtvollsten Kostüme der sogenannten Kurenten: Die in zottelige Schafspelze gehüllten Fabelwesen mit roter Zunge, Hörnern und Kuhglocken um die Hüften – beliebte traditionelle Faschingsfiguren – vertreiben auf Umzügen die Wintergeister und alles Böse, das nächste Mal beim Frühlingsfest Kurentovanje.

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Vertreiben die Wintergeister: Die in zottelige Schafspelze gehüllten Fabelwesen mit roter Zunge, Hörnern und Kuhglocken um die Hüften.

©Werner Rosenberger

Info

Freizeit Live: Am 21.9 gibt es ein Reisequiz, bei dem man einen Slowenien-Trip gewinnen kann. Alle Infos unter: https://freizeitlive.freizeit.at/

Anreise Per Bahn nach Laibach.

Unterkunft
– Haus Ančka, Boutique-Hotel in Slovenj Gradec. hisaancka.si

Lukullisches
Gasthaus Murko, Slovenj Gradec; Fisch, Fleisch, vegetarisch. 
JAZ by Ana Roš, Laibach; italienische und mediterrane Küche. 
Gostilna Ribic, Ptuj; Gourmetlokal  an der Drau, zwei Hauben von Gault Millau.

Frühlingsfest
Kurentovanje“ in Ptuj: 7.–17. 2. 2026

Auskunft 
slovenia.info/de,
visitljubljana.com,
radolca.si/de
hisalinhart.si/en, radolska-cokolada.com,
koroska.si/de,
visitptuj.eu/de

Wobei das Spektakel, immaterielles UNESCO-Wertkulturerbe, ein wenig an den Krampus erinnert.

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