(Nicht nur) Biertrinken in Prag: Die Schaumkrone der Schöpfung

Die Karlsbrücke in Prag erstreckt sich über die Moldau im goldenen Licht.
Das richtige Bierzapfen mit vier Wegen ins Glück, richtig gutes Essen an jeder Ecke und dazu noch richtig viel anzuschauen – das alles bietet Tschechiens Hauptstadt.

Essen. Trinken. Schauen. Das ist die Heilige Dreifaltigkeit in Prag.

Von den Einwohnern der tschechischen Hauptstadt mit gutem Grund zelebriert, von den Besuchern gerne übernommen, und jetzt, mit dem näherrückenden Osterfest, auch wieder an jeder Ecke der „Goldenen Stadt“ zu erleben.

Dass in Tschechien noch mehr Bier getrunken wird als in Österreich, ist bekannt. Dass die Tschechen aus dem Biertrinken eine (durchaus erlernbare) Wissenschaft gebraut haben, spricht sich gerade verstärkt herum.

Ein Panoramablick über die Dächer von Prag mit der Prager Burg im Hintergrund.

Ein weiblicher Apostel der Bier-Botschaft ist Lucie Janeckova. Die resche, aber umso herzlichere Pragerin lehrt die Touristen und alle, die es sonst noch wissen wollen, die vier Arten des traditionellen Bierzapfens.

Vier Biergläser stehen auf einem Tablett, eine Frau steht im Hintergrund.

Vier Arten des Bierzapfens lehrt Lucie, die „Milch“ (l.) ist gefährlich gut 

Vier Wege zum Glück

1.) Mlíko, also die Milch, schaut auch so aus und schmeckt erfrischend. Aber Achtung, der Alkohol ist nicht verschwunden.

2.) Šnyt, also der Schnitt, schaut mit zwei Dritteln Schaum nach einer Mogelpackung aus. Tatsächlich vergrößert sich der Bieranteil dieser beliebten Spezialität mit Geduld beim Trinken auf zwei Drittel.

3.) Hladinka, also normal – das klassische Krügerl, wie es auch in Wien im Schweizerhaus ausgeschenkt wird. Mit dem Unterschied, dass im Prater das Budweiser fließt, während Lucie auf die Bitterkeit des Pilsner Urquell schwört.

4.) Čochtan, ohne Schaum, auch nicht schlecht. Aber Tschechen trinken es kaum so.

Prag: Richtiges Bierzapfen

Lucie fallen dazu die Engländer ein, denen zwar Bier, aber nicht der Schaum wichtig ist: „Unglaublich, ein Frevel!“

Ein Glas Bier mit hellem und dunklem Bier steht auf einem Tisch.

Gemischtes Bier mit Schaum, auch das geht in Prag

Wichtig ist – zumindest in Prag –, dass der Schaum bis zum letzten Schluck im Glas bleibt. Denn: Ein zusammenfallender Schaum deutet darauf hin, dass nicht alles perfekt ist. Dafür gibt es mehrere Gründe: Ein zu altes Gesöff – Tipp für den Einkauf im Supermarkt: Bier hält sich rund ein halbes Jahr.

Sollte das Verfallsdatum demnächst erreicht werden – Hände weg!

Zuerst das Wasser 

Oder: Das Glas wurde nicht mit kaltem Wasser ausgespült. Tipp für zu Hause: Nach dem Ausspülen noch eine Minute in den Kühlschrank stellen. Sie werden sich wundern, wie viel schönen, konstanten Schaum Sie danach auch aus einer der üblichen Bierflaschen mit einem Einschenkwinkel von 45 Grad herauszaubern können.

Es dauert nicht lange, und schon kann sie jeder, diese Schaumkrone der Schöpfung.

Deftig oder modern

Die größte Schwierigkeit besteht darin, den Besuch der „Tap Academy“ rechtzeitig, also noch halbwegs nüchtern, zu beenden und dem Ruf des Magens zu folgen. Denn neben der klassischen böhmischen – eher deftigen – Küche gilt es in Prag viele modern inspirierte, aber mit Sinn für Tradition arbeitende Restaurants zu entdecken.

Die Lobby eines Hotels mit hohen Decken, Marmorsäulen und vielen Pflanzen.

Das Carlo IV in Prag

Eines davon ist das „1890 Restaurant & Bar“ im schicken Hotel Carlo IV. Das Fünf-Stern-Haus ist ein Neo-Renaissance-Palast im Zentrum, nahe dem Hauptbahnhof, erbaut vom Wiener Architekten Achille Wolf.

Das reich verzierte Gebäude mit vielen Fenstern ist bei Dämmerung beleuchtet.

Das Carlo IV in Prag

Eine der spannendsten Adressen in der Altstadt ist das „Marie B“, sofern das alte Haus mit unscheinbarem Eingang, offener Küche und besonders vielen Überraschungen gefunden wird. Die „Carte blanche“ bietet weder Namen noch Ingredienzien.

Ein Teller mit Gemüse, Pilzen und einer hellen Sauce auf einem Holztisch.

Es scheint, als wäre der Geschmack noch intensiver durch das Verlangen, die verkochten Zutaten zu erkennen. Erst nach dem Abservieren der Gänge wird erklärt, was genau das jetzt eigentlich war.

Mit der Freude, zumindest einen Teil der Zutaten erraten zu haben, und den dazu passenden Achterln (Bio-)Wein steigt die Laune am großen Tisch.

Die Karlsbrücke in Prag, gesehen vom Wasser aus.

Nahe am Wasser gebaut

Nach so viel Essen und Trinken fehlt nur noch das Schauen. Am besten mit einer Bootsfahrt auf der Moldau und einem Blick dafür, wie schön diese Stadt ist.

Ein Mann in Matrosenuniform steuert ein Boot auf der Moldau in Prag.

Auf dem Moldauboot erzählt Jaroslav von der Prager Burg im Hintergrund

Prag: Bootsfahrt auf der Moldau

Die Prager Burg zieht vorbei, jetzt die Karlsbrücke, Kapitän Jaroslav erzählt dazu Historisches.

Und ja, tatsächlich, viel besser kann es nicht werden.

Kommentare