40 Jahre Schengen: Unsichtbare Grenzen im Drei-Länder-Eck

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Am 14. Juni 1985 wurde das Schengen-Abkommen unterzeichnet. Im Drei-Länder-Eck Frankreich-Luxemburg-Deutschland sind die Grenzen in den Köpfen verschwunden.

Zusammenfassung

  • Im Drei-Länder-Eck Frankreich-Luxemburg-Deutschland sind grenzüberschreitende Aktivitäten und Begegnungen Teil des Alltags.
  • Schengen ist weltweit bekannt durch das Schengener Abkommen, das grenzfreies Reisen in 29 Ländern ermöglicht.
  • Die Region bietet kulinarische Highlights wie Victor’s Fine Dining in Deutschland und Baguette-Automaten in Frankreich.

Treffen sich ein Franzose, ein Luxemburger und ein Deutscher… Nein! Witze machen sie nicht im Drei-Länder-Dreieck. Schon gar nicht solche, bei denen einer der drei schlecht wegkommt, denn im Drei-Länder-Eck Frankreich-Luxemburg-Deutschland lebt man wie in einem großen, länderübergreifenden Dorf: Jeder hat überall Freunde und Verwandte. Aktivitäten und Begegnungen diesseits und jenseits der Grenzen gehören zum Alltag. Nationale Feiertage nutzt man zum Shoppen, da dann bei den Nachbarn geöffnet ist. Generell fahren die Franzosen und Luxemburger gerne nach Deutschland zu „Aldi“ und „Lidl“. Die Franzosen und Deutschen fahren nach Luxemburg zum Tanken und zum Arbeiten, denn Luxemburg ist der wirtschaftliche Motor der Region. Zweihunderttausend Pendler werden werktäglich gezählt.

Automaten-Baguette 

Und zum Schlemmen geht’s nach Frankreich, wenngleich nicht unbedingt wegen des Baguette-Automaten im Grenzort Apach, wo nicht nur ein kleiner Eiffelturm steht – im Maßstab 1:40 –, sondern auch ofenfrische Baguettes für je einen Euro aus dem Automaten kommen, als seien es riesige Zigaretten.

Baguette Automat

Baguettes ofenfrisch aus dem Automaten.

Wenn es allerdings um allerhöchstes kulinarisches Niveau geht, überqueren die Franzosen und Luxemburger ebenfalls die Grenze nach Deutschland: „Victor’s Fine Dining by Christian Bau“ im Schloss Berg in Perl ist nicht nur in der Region das Maß der Dinge. Christian Bau hat seit 2005 kontinuierlich drei „Michelin“-Sterne und bietet tatsächlich Weltklasse. Und wer im angeschlossenen „Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg“ noch nächtigen möchte, erlebt sein römisches Wunder: mit römischen Statuen, goldenen Frauen-Büsten, weißen Römerköpfen, meterlangen Wandgemälden und einer Replik von Michelangelos David auf der Terrasse. Außerdem gibt es in ganz Europa keine formvollendetere Flussschleife als die der Saar bei Mettlach, nur knapp zwanzig  von Perl entfernt.

Saarschleife bei Mettlach

Bei Mettlach windet sich die Saar in einer Schleife.

Sierck-les-Bains in Lothringen und Perl im Saarland sind die beiden Hauptstadt-Dörfer der Drei-Länder-Region in Frankreich und Deutschland. Außerhalb der Region kennt sie quasi niemand. Luxemburgs Hauptstadt-Dorf dagegen ist weltweit bekannt: Schengen. Durch das Schengener Abkommen, 1985 ohne großes Tamtam auf einem Ausflugsschiff auf der Mosel unterzeichnet, und durch den daraus resultierenden Schengen-Raum mit derzeit neunundzwanzig Ländern. „Was da 1985 auf der MS Princesse Marie-Astrid unterschrieben wurde, war die Grundlage dafür, dass heute rund 420 Millionen Menschen ohne Grenzkontrollen zwischen den Mitgliedstaaten reisen können“, sagt Martina Kneip, Direktorin des Centre Européen Schengen, ein Museum, das über alles, was Schengen betrifft, aufklärt.

Verschwundene Grenzen

„Fragen Sie mal einen irgendwo in China. Der kennt nicht Luxemburg, der kennt Schengen“, sagt Martina Kneip. „Es gibt ja schließlich kein Europa-Visum, sondern ein Schengen-Visum.“ Die Flaggen aller Schengen-Länder wehen vor dem Museum. Gleich daneben symbolisieren neunundzwanzig Bronze-Sterne in drei Säulen ebenfalls die Schengen-Länder und eine unscheinbare weiße Boje in der Mosel steht für das Drei-Länder-Eck: An dieser Stelle, mitten im Fluss, grenzen die drei Länder Frankreich, Luxemburg und Deutschland aneinander. In der Regel sprechen die Franzosen französisch und ein bisschen deutsch, die Deutschen deutsch und ein bisschen französisch und die Luxemburger parlieren fließend deutsch, französisch und natürlich ihr eigenes Lëtzebuergesch, also ihr Luxemburgisch. „Wichtig ist, dass die Grenzen physisch weg sind und längst auch in den Köpfen nicht mehr vorhanden sind“, weiß Martina Kneip.

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