Pro & Contra: Wie viel online tut Kindern gut?

Symbolbild: Schülerin lernt mit Hilfe ihres Handys
Konflikt Handyregeln. So unterschiedlicher Meinung sind die Experten. Nicht leicht für Eltern, zu entscheiden.

Die Meinungen über Handyregeln und Handynutzung sind gespalten, bei Eltern, Lehrern und auch den Experten. Sie argumentieren jeweils unterschiedlich. Hier zwei Beispiele, die die Gegensätze gut aufzeigen.

Pro

Zu viele Handyregeln wirken sich negativ auf die Schule aus, sagt Eszter Hargittai von der Uni Zürich:

Die meisten Eltern haben ein ungutes Gefühl, wenn ihr Kind lange vor dem Smartphone sitzt. Sie befürchten, dass der Nachwuchs dann zu wenig Zeit zum Lernen hat. Doch Verbote auszusprechen ist meist kontraproduktiv, wie Eszter Hargittai von der Uni Zürich sagt: „Wenn Mama oder Papa Snapchat verbieten, damit die Kinder lernen, werden diese trotzig – sie machen die Hausübungen nur widerwillig und patzig“, stellt die Kommunikationswissenschaftlerin fest. Außerdem seien Neue Medien nicht nur schlecht. Sie können sogar beim Lernen hilfreich sein.

Wer als Elternteil hingegen keine Regeln aufstellt, hilft seinem Nachwuchs langfristig, ist Hargittai überzeugt – denn als Studenten schneiden sie an der Uni später besser ab. Besser sei es, Buben und Mädchen vom Handy weg zu locken, indem man attraktive Angebote macht – etwa sportliche Aktivitäten. „Junge Menschen leuchtet eher das Argument ein, dass Bewegung sinnvoll ist. “

Hargittai rät ab, Buben und Mädchen anders zu behandeln: „Eltern haben Angst davor, dass ihre Töchter im Netz belästigt werden können. Doch wer ihnen zu viel verbietet, nimmt ihnen Chancen. Denn Neue Medien bieten Innovationspotenzial, von dem Mädchen sonst ausgeschlossen sind.“

Contra

Zu wenige Handyregeln führen zu einer digitalen Demenz, sagt Psychiater Manfred SpitzerEr warnte vor den negativen Auswirkungen des Handykonsums, als viele andere noch in der Euphorie über die neuen Medien schwelgten.  „Seit den 70er-Jahren weiß man,  dass Lernen von der Verarbeitungstiefe abhängt. Wenn aber Kinder nur auf das tolle Zeug reagieren, das aus dem Computer kommt, lernen sie nicht nur nichts, sondern man zerstört auch ihre Selbststeuerungskräfte. Der ganze digitale Krempel bewirkt, dass in den Köpfen unserer Kinder nicht mehr bleibt, sondern weniger“, erklärt der deutsche Psychiater Manfred Spitzer im Focus seinen Sorge über die digitale Demenz.
Er argumentiert mit Erkenntnissen aus der Hirnforschung und betont, dass besonders Kinder und Jugendliche dadurch lernen, dass sie durch Wiederholung „Spuren im Hirn“ schaffen. Wie viele Reformpädagogen betont er, wie wichtig Handeln und Begreifen sind. „Wer möchte, dass seine Kinder Mathematiker und Spezialisten für Informationstechnologie werden, sollte in den Kindergärten für Fingerspiele statt für Laptops sorgen.“ Daher kritisiert er Bildungsinstitutionen und Industrie, dass sie die Klassen mit digitalen Medien ausstatten.
Seine Theorien werden auch kritisiert: Man könne Lernen nicht nur aus der Hirnforschung erklären. Ihm wird etwa vorgeworfen, dass er  Schlüsse aus Studien ziehe, wie sie ihm in die Argumentation passen.So schüre er bei Eltern Angst, die in diesem Ausmaß unbegründet sei.

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