10 Fakten über den Nobelpreis

10 Fakten über den Nobelpreis
Sartre lehnte ihn einst ab, Curie bekam ihn mehrmals. Ab heute werden die Gewinner der Nobelpreise 2015 bekannt gegeben.

Wir haben alle Fakten, die Sie über die wichtigste Wissenschaftsauszeichnung kennen sollten, zusammengefasst:

Wer bestimmt die Preisträger?

10 Fakten über den Nobelpreis
ARCHIV - Eine Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel ist am 08.12.2007 im Nobel Museum in der Altstadt von Stockholm zu sehen. Mit der Bekanntgabe des Preisträgers in Medizin startet am 06.10. die Woche der Nobelpreis-Verkündungen. Foto: Kay Nietfeld dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Es gibt für jeden Nobelpreis ein Komitee – fünf Mitglieder plus 15 weitere Personen. Allesamt Experten auf den jeweiligen Gebieten. Sie behalten die heißen Kandidaten oft jahrelang im Auge. Zudem gibt es überall auf der Welt Experten, die das Recht haben, Vorschläge zu machen – Jahr für Jahr; etwa 120 Universitäten weltweit sind eingebunden. Z. B. erhalten alle Physik-Professoren Einladungen, jemanden zu nominieren. Bis zu 4000 Briefe werden versandt, etwa 15 Prozent beantwortet. Einige Hundert Namen werden Jahr für Jahr als Nobelpreis-würdig eingestuft.

Woher kommt das Preisgeld?

Es handelt sich um den Zinsertrag aus Alfred Nobels Vermögen, der laut Testament zu fünf gleichen Teilen auf die Nobelpreise verteilt werden soll. Als die ersten Auszeichnungen vergeben wurden, entsprach das Preisgeld etwa dem 30-Fachen eines Professoren-Jahresgehaltes (das 200-Fache eines Facharbeiter-Gehalts).

Wie viele Leute haben den Nobelpreis bisher erhalten?

Von 1901 bis 2014 wurden 860 Einzelpersonen geehrt. Vier Nobelpreisträger wurden von ihren Regierungen genötigt, zu verzichten. Den Deutschen Richard Kuhn (Chemie, 1938), Adolf Butenandt (Chemie, 1939), und Gerhard Domagk (Physiologie oder Medizin, 1939) verboten die Nazis, die Auszeichnung anzunehmen. Die Sowjetunion zwang Boris Pasternak (Literatur, 1958) abzulehnen.

Gab es Ausgezeichnete, die aus Überzeugung ablehnten?

Ja, Jean-Paul Sartre erhielt 1964 den Literatur-Nobelpreis und verzichtete dankend, weil er beschlossen hatte, alle öffentlichen Ehrungen abzulehnen. Le Duc Tho erhielt 1973 den Friedensnobelpreis zuerkannt, nachdem er den Vietnam-Friedensvertrag ausverhandelt hatte. Wegen der Situation in Vietnam lehnte er den Preis aber ab.

Gibt es Mehrfachpreisträger?

Bisher ist der Preis nur vier Menschen zwei Mal verliehen worden – Marie Curie (1903 für Physik und 1911 für Chemie), Linus Carl Pauling (1954 für Chemie und 1962 für Frieden), John Bardeen (1956 und 1972 jeweils für Physik) und Frederick Sanger (1958 und 1980 jeweils für Chemie). Pauling ist der einzige, der keinen der Preise mit jemand anderem teilen musste.

Nobelpreis – ein Family-Business? Gibt es das?

10 Fakten über den Nobelpreis
** ARCHIV ** Ein undatiertes Schwarz-Weiss Archivbild zeigt die franzoesischen Wissenschaftler Marie Curie und ihren Ehemann Pierre Curie in ihrem Labor. Die Entdeckung geschah im Stillen - und war dennoch eine Sensation: Als Marie Curie 1898 das Element Radium vorstellte, widerlegte sie nicht nur die These von der Unveraenderlichkeit der Elemente. Sie bewies auch, dass Frauen sich trotz aller Huerden und Hindernisse in die Maennerwelt der Wissenschaft vorkaempfen konnten. Mit zwei Nobelpreisen in Physik und Chemie gilt Marie Curie auch 140 Jahre nach ihrer Geburt noch als eine der bedeutendsten Wissenschaftlerinnen ueberhaupt. (AP Photo/Archiv) ** zu unserem KORR. ** --- ** FILE ** Pioneers of science Madame Marie Curie and her husband Pierre are shown in their lab in this undated photo. Six fathers-and-sons, four married couples and two brothers have won Nobels since the first awards were handed out in 1901. Marie Curie became the first woman laureate when she shared the physics prize in 1903 with her husband, Pierre. Marie went on to win a second Nobel eight years later, in chemistry. Their daughter Irene Joliot-Curie followed suit, sharing the 1935 chemistry prize with her husband Frederic Joliot for their synthesis of radioactive elements. (AP Photo, File)
Ja, 1903 erhielten Marie Curie und ihr Mann Pierre den Physik-Preis. 1934 wurde ihre Tochter Irène – mit ihrem Mann Frédéric Joliot – mit dem Chemie-Nobelpreis geehrt. 1915 erhielten Vater und Sohn Bragg den Physik-Preis. Daneben gab es das Ehepaar Carl Ferdinand und Gerty Cori, das 1947 den Medizin-Preis erhielt. Verheiratet waren auch Alva und Gunnar Myrdal, die in verschiedenen Bereichen und Jahren nach Stockholm gebeten wurden: Er 1974 für die Wirtschaft, und sie 1982 für Frieden. Die einzigen Brüder, die den Nobelpreis bekamen, sind Jan Tinbergen (1969, Wirtschaft) und Nicolaas Tinbergen (1973, Medizin).

Sind alle Preisträger alt?

Nein, Lawrence Bragg war 25, als er 1915 gemeinsam mit seinem Vater Sir William Henry Bragg den Physik-Nobelpreis erhielt. Fünf der sechs jüngsten Nobelpreisträger stammen aus dieser Disziplin. Die allerjüngste ist allerdings die Friedensnobelpreisträgerin 2014 – die 17-jährige Malala Yousafzai.

Wer wartete am längsten?

Francis Peyton Rous erhielt den Nobelpreis 55 Jahre nach seinen Entdeckungen auf dem Gebiet der tumorerzeugenden Viren. Es ist sogar schon vorgekommen, dass sich die Nobeljury zu viel Zeit gelassen hat: Wenige Tage, ehe sie den Immunforschers Ralph Steinman 2011 als Medizin-Preisträger verkündete, ist der Kanadier gestorben – es war die erste posthume Ehrung seit 50 Jahren.

Welches Land ist am erfolgreichsten?

In der "Nationenwertung" der Nobelpreisträger führen die USA klar vor Großbritannien, Japan und Deutschland. Die Stanford University, ebenfalls USA, ist jene Hochschule bzw. Forschungseinrichtung, die die meisten Nobelpreisträger hervorgebracht hat.

Wer wird heuer gewinnen?

Der Nachrichten- und Datenkonzern Thomson Reuters ermittelt Jahr für Jahr die heißesten Kandidaten und hat seit 2002 mit seiner Methode immerhin 37 Nobelpreisträger bei den wissenschaftlichen Auszeichnungen vorhergesagt. In der Medizin gelten heuer Jeffrey Gordon für seine Forschungen über die Rolle der menschlichen Darmflora sowie Kazutoshi Mori und Peter Walter für die Entdeckung der Mechanismen der Proteinfaltung in dem Zellorgan endoplasmatisches Retikulum als Favoriten. Weiters wird das Trio Alexander Rudensky, Shimon Sakaguchi und Ethan Shevach für die Aufklärung der Funktion der regulatorischen T-Zelle und des Transkriptionsfaktors FOXP3 genannt.

Heute gegen 12 Uhr werden wir wissen, ob Thomson Reuters recht hat.

Die Verkündung der Gewinner des Medizin-Nobelpreises wird heute ab 11.30 live via Stream übertragen:

Der Erfinder

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FILE - In this undated portrait, Swedish chemist and industrialist Alfred Nobel (1833-1896) is shown. Guessing the Nobel Prize winners is a bit like forecasting the stock market: the sages don't seem to do it any better than the layman. So when you hear scholars and pundits predicting the Higgs boson particle will be the theme of the physics prize next week, or that an American writer, finally, is due for the literature award, it's good to keep their track record in mind. "My top candidate has never won, and it's the fourth year I've been doing it," admits Norwegian peace researcher Kristian Harpviken, one of the most frequently cited commentators on the Nobel Peace Prize. (Foto:AP/dapd)
Mit der Stiftung der Nobelpreise wollte der schwedische Industrielle Alfred Nobel (1833–1896) einen Konflikt lösen, der sein Leben bestimmte: Der Dynamit-Erfinder konnte nicht verwinden, dass seine Entdeckung für den Krieg genutzt wurde. Als "Wiedergutmachung" vermachte er sein Vermögen einer Stiftung, aus deren Zinsen Preise für jene finanziert werden sollten, die "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben".

Die Dotierung

Das Preisgeld stieg von ehemals 150.800 Kronen (1901) auf 8 Millionen schwedische Kronen (ca. 842.000 Euro) je Kategorie in diesem Jahr.

Den Auftakt bildet heute die Bekanntgabe des Nobelpreis für Medizin. Dienstag und Mittwoch folgen die Auszeichnungen für Physik und Chemie. Der Friedensnobelpreis-Gewinner folgt am 9. Oktober. Seit 1969 gibt es den von der schwedischen Nationalbank gestifteten Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, der am 12. Oktober verkündet wird. Wann der Träger des Literaturnobelpreises bekannt wird, steht noch nicht fest.

Die Verkündung des Physik-Gewinners gibt es am 6.10. ab 11.45 Uhr im Stream:

Chemie folgt am 7.10. ab 11.45 Uhr:

Der Gewinner des Friedensnobelpreis wird am 9.10. ab 11 Uhr bekannt gegeben:

An wen der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht, ist am 12.10 ab 13 Uhr hier zu sehen:

Der genaue Termin für Literatur steht noch nicht fest:

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