Warum immer mehr Modefirmen eigene Restaurants eröffnen

Risotto mit Tomaten, Tortellini in Parmesansoße oder vielleicht doch ein herzhafter Burger? In der Gucci-Filiale am legendären Rodeo Drive in Los Angeles haben Kunden ab heute, Montag, nicht nur die Wahl zwischen den Entwürfen aus der neuen Kollektion. Auf dem Dach des Stores gibt es ab sofort auch ein hauseigenes Restaurant, die Gucci Osteria.
Die Italiener sind nicht das einzige Luxusmodehaus, das mit einem eigenen Gastro-Konzept aufwartet. Am Valentinstag eröffnete die zweite Filiale des Tiffany Blue Box Cafés: Erstmals in Europa kann im Londoner Edelkaufhaus Harrods nun ein echtes Frühstück bei Tiffany genossen werden.
Architektonisch beeindruckend ist Louis Vuittons Neueröffnung in Japan: Seit Anfang Februar beherbergt die Filiale in Osaka nicht nur Mode und Accessoires, sondern auch das weltweit erste Le Café V sowie ein Fine-Dining-Restaurant – beide im obersten Stockwerk des imposanten Gebäudes angesiedelt.
Doch warum entscheiden sich ausgerechnet Luxusmodehäuser immer öfter für den Schritt in die Gastronomie? "Für das Gesamtkonzept der Unternehmen machen diese Restaurant-Eröffnungen sehr viel Sinn", sagt David Dobrowsky, Leiter des Marketing Competence Centers an der FHWien der WKW.
"Das Konsumerlebnis soll gesteigert werden. Bei Luxusgütern ist Emotionalität besonders wichtig, denn Kaufentscheidungen passieren meist nicht aus rationalen Gründen."

Los Angeles: Die Osteria über der Gucci-Filiale bringt mediterranes Flair nach Beverly Hills

Die großzügige Terrasse des Restaurants in der Louis-Vuitton-Filiale in Osaka.
Die Möglichkeit, sich nach dem Shoppen ein paar Meter weiter auch kulinarisch verwöhnen zu lassen, fördere die Emotionalität immens.
Insta-tauglich
Ein weiterer Grund für den modischen Gastro-Boom: Der Onlinehandel wird immer stärker, Firmen müssen sich mehr denn je einfallen lassen, um die Kundschaft in die Filiale zu locken.
Apropos online: Dass das Dior-Restaurant in Saint Tropez seinen Cappuccino nur mit Logo-Schaumhäubchen serviert und sich Tiffanys berühmtes Türkisblau vom Sessel bis zum Teller durch das gesamte Raumkonzept zieht, ist kein Zufall. Dobrowsky: "Die Instagram-Tauglichkeit ist heutzutage extrem wichtig. Das Branding ist perfekt auf das jeweilige Modehaus abgestimmt."
Freilich sollten die Gerichte auch geschmacklich überzeugen. "Die Qualität des Essens muss dem Premium-Anspruch gerecht werden", weiß David Dobrowsky.
Das tut sie: Gucci hat für seine Osteria in Beverly Hills Star-Koch Massimo Bottura verpflichtet. Dieser hat bereits mit dem ersten Gucci-Restaurant in Florenz einen Michelin-Stern geholt. Mit Yosuke Suga hat auch Louis Vuitton einen prominenten Namen ins Boot geholt, dank dem das französische Modehaus ab sofort auch mit unvergesslichen Gaumenfreuden in Verbindung gebracht werden soll. Wohl bekomm’s.
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