Nur die französische Modemacherin Sonia Rykiel, die Frau von Arnim als „eine meiner Ikonen“ bezeichnet, erkannte bereits Ende der Sechzigerjahre das Potenzial von Strickmode. Das sei heute ganz anders: „Strick hat etwas mit Leichtigkeit und Wohlfühlen zu tun“, sagt die Markengründerin.
Ihre ersten Entwürfe, vor allem bekannt für kräftige Töne und Farbverläufe, schafften es schnell auf die Titelblätter der Frauenmagazine. Eines dieser Modelle aus Anfangszeiten wurde anlässlich der Storeeröffnung neu aufgelegt. Valentin von Arnim nimmt es während des KURIER-Interviews in die Hand und erklärt liebevoll die Stricktechnik. Seine Mutter lächelt. Denn dass der Sohn irgendwann ins Familienunternehmen einsteigen würde, war keineswegs absehbar.
Bevor er die strategische und operative Leitung des Stricklabels übernahm, arbeitete er bei Goldman Sachs in New York. Die Rückkehr nach Hamburg sei nicht ganz einfach gewesen: „Das Schwierigste war, sich auf unsere Mitarbeiter einzustellen. Wozu braucht man eine Mittagspause? Das habe ich zu Beginn nicht kapiert“, sagt der 43-Jährige, der an der Wall Street oft 120 Stunden pro Woche arbeitete.
Valentin von Arnim führe laut Iris das, was einst „unschuldig begann“, in die moderne Welt. Sie meint damit das Marketing. „Unter Frauen in meinem Alter sind wir bekannt, jetzt geht es darum die Marke auch für jene ab 20 Jahren interessant zu machen.“
Für diese Generation ist das Thema Nachhaltigkeit so wichtig wie keiner zuvor. „Wobei dieser Begriff für mich nichts Neues ist“, wendet Iris von Arnim schon zu Beginn der Interviewfrage ein. „Höchste Qualität made in Italy – dementsprechend war auch der Preis immer hoch. Ein Kaschmirteil von uns sollte immer etwas sein, das man über Jahre hinweg tragen und sogar vererben kann. Das ist für mich Nachhaltigkeit.“ Eine Kollektion namens Re-Edition wird ausschließlich aus Restgarnen, die im Zuge der Produktion übrig bleiben, gefertigt. Valentin von Arnim: „Uns ist es wichtig, dass nichts einfach weggeschmissen wird.“
Aus der Idee im Krankenhausbett ist längst ein Unternehmen mit Umsätzen im zweistelligen Millionenbereich geworden. Bleibt da für die Firmengründerin noch Muße, um selbst zu stricken? Sie habe jüngst „vor der Glotze mal wieder etwas ausprobiert“, sagt Iris von Arnim. „Ich habe kaum noch Geduld dafür. Aber für meine Enkel könnte ich jetzt mal was machen.“
Kommentare