In wirtschaftlicher Hinsicht hat diese Entscheidung für Adidas geradezu biblische Ausmaße: Das Unternehmen nimmt mit dem Stopp seiner Untermarke Yeezy für den Rest des Jahres 2022 Gewinneinbußen von rund 250 Millionen Euro in Kauf.
Die Sneakers, die der Rapper für den Konzern seit dem Jahr 2013 entwarf, brachten die Kassa wie kein anderes Schuhwerk zum Klingeln. Jede Lancierung führte in Stores weltweit zu so einem Hype, dass Kaufinteressierte stundenlange Warteschlangen in Kauf nahmen – und nicht selten schon in der Nacht vor den Filialen campierten. Die Preise für die regulär ab rund 200 Euro erhältlichen Treter schossen auf dem Sekundärmarkt in abstruse Höhen: Bis zu 1.500 Euro wurden auf Plattformen wie eBay verlangt. Für Sammler war ein schwer erhältlicher Yeezy-Schuh somit eine grandiose Investment-Möglichkeit.
Wie die New York Times berichtet, scheint sich der Trend in den USA gerade umzukehren. Für Schleuderpreise von umgerechnet 75 Euro verscherbeln einstige Kanye-Fans jetzt ihre für teures Geld erworbenen Sneakers.
An einen Preisverfall glaubt Fabian Schumacher, Besitzer des Wiener Sneakerstores Syrup, allerdings nicht. „Ich denke, dass bald das Gegenteil passieren wird“, sagt der Experte. Während die einen aus persönlichen Gründen auf das Tragen eines Kanye-West-Produkts verzichten werden, wird der Produktionsstopp der Yeezys für andere noch mehr Begehrlichkeit auslösen.
„Wir haben viel ausländische Kundschaft in unserem Store, die sich noch nie mit Kanye West auseinandergesetzt hat. Diese Menschen lieben einfach das Design.“ Dieses ist nicht nur optisch ansprechend: Die Sneakers waren die ersten auf dem Markt, die mit nur einer Naht auskamen. Der Rest des Materials wird geklebt. „Das garantiert einen extrem hohen Tragekomfort, den eingefleischte Yeezy-Fans sehr zu schätzen wissen.“
Derzeit seien noch viele Modelle im Umlauf, was sich mit dem Ende der Partnerschaft mit Adidas jedoch bald ändern wird. Deshalb kaufen einige Sammler, sogenannte Sneakerheads, derzeit möglichst viele Modelle auf.
„Es gibt sicherlich auch Leute, die aufgrund von Kanyes Aussagen ihre Sammlung auflösen wollen“, weiß Stephan Storn, der zu den bekanntesten Sneakerfans Österreichs gehört. „Aber es wäre ungeschickt, sie zu verschleudern.“ In den vergangenen Tagen haben zahlreiche Kunden den Filialleiter des Sneakershops Snipes explizit nach Yeezys gefragt. „Sie wittern, dass die Modelle bald viel mehr wert sind.“
Und Kanye? Der versuchte kurz nach der Trennung von Adidas bereits bei Konkurrent Skechers anzudocken – wurde nach einem unangekündigten Auftauchen im Büro der Marke jedoch sofort hinauseskortiert.
Ganz gleich, ob mit neuem Partner oder ganz alleine: Seine Bestseller-Yeezys wird der Musiker in dieser Form nicht nochmals produzieren können. „Die Rechte für das Design liegen alle bei Adidas“, sagt Fabian Schumacher. „Also könnte der Konzern ohne Yeezy-Logo auf der Innensohle ab kommendem Jahr theoretisch einfach weiterproduzieren.“ Ob Adidas so weit geht, bleibt fraglich. „Man wird das Design des Yeezy trotzdem für immer mit Kanye West in Verbindung bringen.“
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