So zeigen Jugendliche, dass sie die YouTuber durchschaut haben

So zeigen Jugendliche, dass sie die YouTuber durchschaut haben
Der Medienpreis MLA geht an Schüler, die Methoden der Influencer entlarven. Was sucht die Jugend auf YouTube?

Für Erwachsene sind ihre Videos schwer zu ertragen, aber unter den Jugendlichen hat Bianca Heinicke – besser bekannt als Bibis Beauty Palace - 4,5 Millionen Fans. Sie hängen an ihren Lippen, stürmen ihre Autogrammstunden und kaufen ihre Produkte.

So zeigen Jugendliche, dass sie die YouTuber durchschaut haben

Eine davon ist Angelina. Das Projekt, mit dem ihre Schulklasse die Methoden der aufs Korn nimmt, wird jetzt in der „Woche der Medienkompetenz“ mit dem Media Literacy Award ausgezeichnet.

„In unserer Klasse schauen alle YouTube, jeder hat seine Favoriten. Wir haben analysiert, worüber sie reden, wie ihre Körpersprache ist, was sie über Produkte sagen und was mit Werbung ist. Und dann haben wir unsere eigenen Videos gedreht und das alles überspitzt gezeigt. Da sagen wir Sachen wie ’Das musst du unbedingt kaufen.’“

So sind in der 3. Klasse der Neuen Mittelschule Gleisdorf witzige Clips wie "Kaufverbot"entstanden, die überdeutlich zeigen, wie die Influencer ihre Zuseher beeinflussen wollen. Etwa indem Schüler David vor laufender Kamera Hundefutter isst. Er weiß dass das Geschäft der YouTuber ist riesig: „YouTuber müssen jetzt kennzeichnen, wenn sie für etwas Werbung machen. Aber manchmal ist nicht erkennbar, ob sie Geld bekommen, dass sie etwas in die Kamera halten.“

Am liebsten mögen seine Mitschüler Lifestyle-Videos, in denen YouTuber Streiche spielen oder über Themen und ihr Leben erzählen. Manchmal kann das Interesse jedoch schnell wieder schwinden, zeigt Angelina am Beispiel von Bibi Beautypalace: "Seit sie geheiratet hat und ein Baby bekommmt, schaue ich bei ihr nicht mehr so sehr, weil sie sich jetzt mit anderen Sachen beschäftigt als ich.“

Tatsächlich ist die YouTube-Begeisterung bei Buben größer als bei Mädchen, zeigt die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien), nur Beauty-Videos kommen bei ihnen sehr gut an. 80.000 Stunden Material werden täglich hochgeladen, die Plattform dient vielen Jugendlichen nicht nur als Unterhaltung, sondern als wichtige Informationsquelle.

 

Bisher kannte sich auch Klassenlehrerin Angelika Teller nicht aus: „Ich habe mich vor unserem Projekt nie so mit YouTube beschäftigt. Aber jetzt kann ich besser verstehen, warum Jugendliche sich dafür interessieren. Und meine Schüler lassen sich nach unseren Workshops nicht mehr so leicht etwas einreden.“ Und noch etwas haben sie gelernt, betonen Angelina und David: „Beim Vorbereiten und beim Filmen haben wir gemerkt, wie viel Arbeit ein Video ist. Man muss an viele Details denken. Das filmen auch die YouTuber sicher nicht so locker, wie es aussieht.“ Kein Wunder, dass trotz des häufigen Berufswunschs YouTuber nur einer von 100 Jugendlichen selbst manchmal Videos hochlädt.

YouTuber wieder vorbei

So zeigen Jugendliche, dass sie die YouTuber durchschaut haben

Bei den 16-jährigen Schülern aus Traun (OÖ) ist die Faszination der YouTuber schon vorbei, erzählen sie bei der KURIER-Redaktionsführung: „Das ist etwas für Jüngere, wir sind schon sehr skeptisch bei Influencern. „Ich schaue mir manche Videos an und denke mir: “Wie konnte ich früher darauf hineinfallen? Das ist ja nur Marketing. Das ist ja nur Show“, so Damla. Auch bei Politikeraussagen seien sie vorsichtig, betont sie. Am ehesten interessieren sie YouTube-Videos und Artikel zu konkreten Themen wie Medizin oder Ernährung. Ihr Kollege Michael bemerkt oft Widersprüche: „Einer sagt, dass Kokosöl gesund ist – und gleich daneben heißt es, dass es verboten werden sollte.

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