Memento Mori: Diese Nonne twitterte täglich über den Tod

Eine Person hält einen Rosenkranz in ihren Händen auf einem Holztisch.
Die Amerikanerin erweckte eine alte Meditationspraxis wieder zum Leben und löste damit einen Social Media-Hype aus.

Die eigene Sterblichkeit ist kein Thema, mit dem sich die meisten Menschen gerne auseinandersetzen. Doch gerade damit hat die Nonne Theresa Aletheia Noble einen wahren Social Media-Hype ausgelöst, in dem sie die mittelalterliche Meditationspraxis "Memento Mori" wieder zum Leben erweckte und über ein Jahr lang täglich über den Tod twitterte. "Der Tod lehrt uns, besser zu leben", meinte sie.

Noble war nicht immer so "todesfixiert" und katholisch wie heute. "Im Gegenteil: Bis in meine 20er war ich Atheistin, die ein wenig in den Buddhismus hineingeschnuppert hat", erzählte sie gegenüber der APA. Dies änderte sich aber bei einem Aufenthalt in Lateinamerika. "Eines Tages ging ich durch eine wunderschöne Landschaft und war so unendlich dankbar für die Schönheit, die mich umgab. Aber plötzlich kam ein starker Windstoß auf und ein Baum drohte, auf mich zu stürzen. Und genau in dieser Mischung aus Dankbarkeit und großer Angst hat sich Gott mir vorgestellt. Ich wusste plötzlich, dass Gott existierte und dass es ein persönlicher Gott war, der einen Plan für mein Leben hatte", sagte Noble.

Zweifel nach Ordenseintritt

Bis zu ihrem Entschluss Nonne zu werden, dauerte es aber noch ein paar weitere Jahre. "Es war ein langer Prozess", erklärte die Amerikanerin. Die letzten großen Zweifel befielen sie sogar noch, kurz nachdem sie in ihren Orden eingetreten war. "Meine Großmutter war gestorben und ihr Tod hat meinen Glauben bis in die tiefsten Winkel erschüttert. Ich fragte mich, ob der Himmel tatsächlich existiert. Ich wusste es nicht. Das ist, was der Tod mit dir macht - er zwingt dich, zu prüfen, ob du die Sachen, von denen du zwar immer sagst, dass du sie glaubst, auch wirklich glaubst", meinte Noble.

Um das herauszufinden, wählte die junge Nonne einen recht unkonventionellen Weg: Sie stellte einen Totenkopf auf ihren Schreibtisch und nahm die mittelalterliche Vergänglichkeits-Meditation " Memento Mori" ("Gedenke des Todes"; Anm.) auf, bei der man sich immer wieder mit dem eigenen Tod konfrontiert. Da sie in ihrem Orden für Social Media zuständig war, beschloss sie, ein Jahr lang jeden Tag auf Twitter darüber zu schreiben. "Das ist nichts, was man gerne macht. Anfangs kam auch immer wieder große Angst in mir auf", erzählte die Nonne.

Dennoch blieb sie dabei: Jeden Tag twitterte sie Stellen aus der Bibel oder aus dem Leben von Heiligen, die sich um den Tod drehten. Ihre Tweets lösten schon bald einen regelrechten Hype in den Social Media aus. Dabei beobachtete die Nonne vor allem zwei große Strömungen: "Manche werden sehr hedonistisch unter dem Motto 'Man lebt nur einmal'. Anderen hilft der Gedanke an den Tod aber, ein bewussteres und besseres Leben zu führen", so Noble.

Praxis auch für weniger Gläubige

Für die Nonne hat "Memento Mori" natürlich auch einen religiösen Bezug. "Das Kreuz ändert alles. Mit dem Triumph des Kreuzes ist die Erinnerung an seinen Tod nicht nur ein Gedanke an die eigene Sterblichkeit, sondern auch die Erinnerung des Sieges von Jesus Christus über den Tod", erklärte die Amerikanerin. Dennoch mache die Praxis aber auch für weniger Gläubige Sinn.

Die Fastenzeit sei übrigens der perfekte Zeitpunkt dafür, "Memento Mori" zu üben. "Man kann sich etwa jeden Tag hinsetzen und Tagebuch darüber führen, ob man seinen Tag genauso gelebt hätte, wenn es der letzte gewesen wäre. Und sich überlegen, was man anders gemacht hätte", riet die Nonne. Von Noble ist auch ein Begleitbuch für die Fastenzeit erschienen. In "Remember Your Death" ( Pauline Books) sind für jeden Tag ab Aschermittwoch Bibelstellen oder andere christliche Texte zu finden, die sich mit dem Tod beschäftigen.

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