Marathon: Krankenschwester wird Rekord verweigert, weil sie kein Kleid trug

Marathon: Krankenschwester wird Rekord verweigert, weil sie kein Kleid trug
Das Guinness-Buch der Rekorde wollte den Lauf von Jessica Anderson beim London Marathon zuerst nicht anerkennen, weil sie das falsche Outfit trug.

Am 28. April lief Jessica Anderson die gesamte Strecke des London Marathon in drei Stunden, acht Minuten und 54 Sekunden. Damit unterbot die Britin, selbst Krankenpflegerin, den Rekord für den schnellsten Marathon-Lauf einer Frau in Krankenschwesternbekleidung.

Der Rekordtitel wurde ihr allerdings nicht zuerkannt, wie das Guinness-Buch vorerst entschied. Denn: Sie trug bei dem Wettbewerb Hosen.

Kein Anspruch auf Rekord

Als Anderson für den London Marathon trainierte, fiel ihr auf, dass ihre Laufzeiten sehr nahe am Rekord lagen. Sie weihte die Vertreter der bedeutendsten Sammlung von Rekorden in ihr Vorhaben, den Rekord zu brechen, ein. Ihrer Bewerbung fügte sie Bilder von sich in Arbeitsuniform bei, damit Vertreter sie während des Laufs verfolgen und ihren Rekord bezeugen konnten.

Als Antwort erhielt Anderson die Information, dass sie keinen Anspruch auf eine Rekord-Aufzeichnung beim Marathon habe, wenn sie diesen im Krankenhauskittel absolviere, weil sie damit "die Kriterien nicht erfülle".

Ein Sprecher erklärte ihr in dem Schreiben, dass der BBC vorliegt: "Für die Zwecke des Protokolls muss die Uniform der Krankenschwester Folgendes umfassen: ein blaues oder weißes Krankenschwesterkleid, eine weiße Schürze und eine traditionelle weiße Krankenschwesternkappe. Strumpfhosen sind optional."

Anderson gab sich mit der Antwort nicht zufrieden, schrieb zurück und bat das Komitee, ihre Entscheidung zu überdenken. Die Richtlinien seien "veraltet und ehrlich gesagt sexistisch", hielt sie fest. Zudem würden fast alle Kranschwestern auf ihrer Station blaue OP-Kittel tragen.

Ein Vertreter des Guinness-Buches erklärte ihr daraufhin, dass dieser einem Arztkittel zu ähnlich sei. Um Rekorde je nach Kategorie auseinanderhalten zu können, müsste sich die Kleidung von jener der Ärzte unterscheiden. Zudem hätten auch andere Berufe keine realistischen Vorgaben. So müsse der schnellste Marathon-Koch etwa eine Kochhaube und einen Topf bei sich tragen.

Öffentliche Wahrnehmung

Im Gespräch mit der BBC gesteht Anderson zwar ein, dass ihr Anliegen nicht "das größte Problem der Welt" ist. Sie glaubt dennoch, dass die Entscheidung des Rekordbuches "einen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung der Pflege hat".

Sie arbeite in einem modernen Berufsfeld, das sowohl Männern als auch Frauen offen steht. Daher sei die Vorstellung, dass Krankenschwestern ein Kleid und eine Schürze tragen müssen, "verwirrend".

Einsicht beim Guiness-Buch

Nachdem in den vergangenen Tagen mehrere Medien über den Fall berichtet hatten, kündigte das Guinness-Buch am Dienstag zunächst an, die Anforderungen für diesen Rekord zu überdenken. Dann folgte die späte Einsicht: Auf Twitter verkündete man, dass der Rekordtitel Anderson nachträglich zuerkannt werde. "Unsere Richtlinien waren veraltet und spiegelten ein Vorurteil wider, das wir nicht aufrechterhalten möchten. Dafür entschuldigen wir uns. Wir haben Jessica Anderson jetzt den Rekord für den schnellsten Marathon in Krankenschwesteruniform verliehen."

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