"Macht Frauen zu Sexobjekten": Walmart verbannt Cosmopolitan

"Macht Frauen zu Sexobjekten": Walmart verbannt Cosmopolitan
Der US-Konzern Walmart hat aktuelle Ausgaben der Cosmopolitan von den Zeitschriftenständern an der Kasse entfernt.

Wer derzeit die Zeitschrift Cosmopolitan in Filialen des US-Konzerns Walmart kaufen will, muss suchen. Der Einzelhandelskonzern hat aktuelle Ausgaben des Lifestyle-Magazins aus dem Kassabereich entfernt. Als Begründung gab Walmart unternehmerische Motive an. Bedenken über die inhaltliche Ausrichtung der Zeitschrift, die von diversen Organisationen geäußert wurden, seien miteinbezogen worden. Auch Kundenfeedback habe man berücksichtigt. Die April-Ausgabe ziert das Reality-Starlet Cardi B. Im Inneren des Blattes können Kunden ein "unzensiertes" Interview mit der Prominenten lesen, wie auf dem Cover angepriesen wird. Außerdem finden sich Artikel zu Sextoys im Heft.

Wie die New York Times und der Guardian berichten, begrüßt das National Center on Sexual Exploitation, die Entscheidung des Konzerns – und beansprucht diese teilweise für sich. Demnach sei Walmart ein "Vorreiter im Bereich der sozialen Verantwortung", man habe außerdem "gemeinsame Gespräche" mit Walmart geführt. Die nichtstaatliche Organisation, die in den Sechzigerjahren gegründet wurde und sich für ein verstärktes Bewusstsein für die Folgen von Pornografie und anderen Formen der Obszönität einsetzt, gilt als konservativ. Die Verbreitung und den steigenden Konsum pornografischer Inhalte sehen Mitglieder als "Gesundheitskrise".

"Cosmopolitan degradiert Frauen zu Sexobjekten"

Bezogen auf die Entscheidung von Walmart betont Dawn Hawkins, Geschäftsführerin der NGO: "So sieht echte Veränderung in unserer #MeToo-Kultur aus. Cosmo (Abkürzung für  Cosmopolitan, Anm. d. Redaktion) verbreitet dieselbe Botschaft über weibliche Sexualität wie der Playboy." Das Magazin würde den Wert einer Frau primär über deren Fähigkeit einen Mann sexuell zu befriedigen definieren. Daher unterstütze es die Degradierung von Frauen zu "Sexobjekten".

Meggan Kring, Leiterin der Kommunikationsabteilung bei Walmart, gab unterdessen zu Protokoll, dass die Zeitschriften nach wie vor verkauft würden. Sie seien lediglich aus dem Kassabereich entfernt worden. Ein Sprecher der Cosmopolitan kommentierte die aktuellen Entwicklungen in einem Statement mit den Worten: "Wir sind stolz, was unsere Marke für Frauen auf der ganzen Welt in den Bereichen Gleichberechtigung, Gesundheit, Beziehungen, Karriere, Politik und sozialen Belangen erreicht hat." Der Medienkonzern Hearst, zu dem die Cosmopolitan gehört, hat sich bisher nicht geäußert.

Kritik aus eigenen Reihen

Victoria Hearst, Enkelin des Firmengründers William Randolph Hearst, hat die Cosmopolitan in der Vergangenheit jedoch mehrmals öffentlich angegriffen. 2015 bezeichnete sie die Publikation im Interview mit der New York Post als "pornografisch" und lancierte gemeinsam mit dem National Center on Sexual Exploitation eine Kampagne gegen das Blatt. Joanna Coles, damals noch Chefredakteurin der Cosmopolitan, bezeichnete die Aussagen als "sexistisch" und warf Hearst Doppelmoral vor. Männermagazine wie die GQ würden ebenfalls regelmäßig über Sex schreiben – und müssten sich derartige Vorwürfe nicht gefallen lassen.

Missbrauch der #MeToo-Bewegung

Walmarts Entscheidung wird vor allem innerhalb der Medienbranche kritisch beäugt: Alex Berg, die sich für Buzzfeed mit feministischen Themen auseinandersetzt, schrieb auf Twitter, dass Walmart die #MeToo-Bewegung missbrauchen würde, um Zensur zu betreiben. Lily Herman, ihres Zeichens Redakteurin für die Plattform Refinery29, argumentierte in dieselbe Richtung. Ebenso wie Jill Mapes, die das Fernsehprogramm "The Pitch" produziert.

Es ist nicht das erste Mal, dass Walmart den Wünschen konservativer Gruppen – zumindest scheinbar – nachkommt. 2003 gab man bekannt, Titelbilder diverser Magazine, darunter Marie Claire, abzudecken. Im selben Jahr stoppte man den Verkauf der Männermagazine Maxim, Stuff und FHM.

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