Vom Abseits im Foto über Schulverbot bis Flucht
Kommt zu euch der St. Nikolaus?“, fragt die ältere Dame, die im Sesselkreis der 4a der Volksschule Scheibenberggasse (Wien) Platz genommen hat. Ein vielstimmiges „Ja“ schallt ihr entgegen.
Auf dem Foto im Abseits
Die 84-Jährige zeigt den Kindern auch ein altes Klassenfoto. Neben der Tatsache, dass rund 40 Kinder auf dem Bild zeigen, dass viel mehr Kinder in einer Klasse waren, weist sie auf eine Auffälligkeit hin. Sie und zwei andere Kinder mussten hinten im Abseits stehen. „Außer mir waren das die beiden einzigen protestantischen Kinder.“
Raus aus der Schule
Noch heftiger wird’s, als Hedy auf den November des Jahres 1938 zu sprechen kommt, „als die Nazis viele jüdische Geschäftslokale und Synagogen zerstört haben, ihrem Vater mittlerweile die Anwaltskanzlei gestohlen wurde und sie nun auch aus der Wohnung mussten, weil jemand von der Nazipartei sie haben wollte.“
Flucht
Warum?
Frau Argent, damals in Schwechat aufgewachsen, versuchte eine erklärende Antwort: „Viele Leute waren arm, arbeitslos, hatten wenig und waren zornig. Und wie oft in der Geschichte haben sie wen anderen gesucht, dem sie die Schuld zuschieben konnten. Das waren damals Jüdinnen und Juden. So hab ich und haben wir hier die letzten Monate vor der Flucht in Angst gelebt. Das ist heute – hoffentlich – anders.“
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