Kinder verzaubern einen Platz

Kinder tragen eine große, bemalte Weltkugel auf einer belebten Straße.
Kinder räumten Verbotstafeln weg und verwandelten verschiedene Flächen in Spielplätze - zumindest vorübergehend.

Spielen verboten! Nur für Hunde! Ballspielen verboten! Dies ist keine Spielflächen! - Solche und ähnliche Schilder wie sie unzählige Orte in der Stadt, nicht zuletzt Höfe großer Wohnhausanlagen „zieren“ (dort oft ergänzt um Radfahren verboten! Skaten verboten! …), standen auch kurzfristig am Wiener Schwedenplatz. Aber nur, um darauf zu warten, von Kindern weggeräumt und entsorgt zu werden!

Eine Gruppe von Kindern demonstriert mit Schildern und überdimensionalen Schneebesen auf einem Platz.
Helin schnappte sich eines mit „Spielen verboten!“, „weil ich eben gern spielen will!“ Das will auch Farleen und machte drum ebenfalls bei der Aktion mit. Tim und Erick packten jeweils eins an, auf dem „Eis essen verboten!“ stand. Ersterer aber unbewusst. „Das war Zufall“, jedenfalls wollte er mithelfen, Verbote für Kinder wegzuschaffen. Felix griff beim „Spielen verboten!“ zu, „solche hab ich leider schon ganz oft in der Stadt gesehen, aber sonst sind sie ja in der Erde festgemacht, da kriegt man sie nicht so leicht weg!“

Signale

Eine Gruppe Kinder beugt sich über eine grüne Matte im Freien.
Am Tag vor dem 24. Geburtstag der weltweit geltenden Kinderrechte (20. November) – zu denen natürlich auch spielen gehört (Artikel 31) – setzten Kinderfreunde und Rote Falken mehrere aktionistische Signale. Nach dem Wegräumen der Verbotstafeln rollten Kinder am Schwedenplatz Rasenteppiche aus, räumten Spielgeräte her, bauten Blumentürme, um darauf zu klettern, rollten auf einer großen Aufblas-Weltkugel hin und her, sprangen, hüpften, turnten, bliesen Seifenblasen durch die Lüfte oder gönnten sich die eine oder andere Verschnaufpause auf gemütlichen Liegestühlen wie etwa Ana und Hai Chan. Andere griffen freudig in die kleinen Küberl mit bunten Straßenmalkreiden, um Herzen, Sonnen und andere Bilder auf den Asphalt zu „zaubern“ – oder Sprüche zu schreiben, die darauf hinweisen „Kinder haben Rechte!“. Die 9-jährige Ilayda legt sich dabei besonders ins Zeug und „weiß das schon seit ungefähr einem Jahr, dass wir Kinder auch Rechte haben“, was viele – trotz fast eines Vierteljahrhunderts – (noch?) immer nicht wissen.

Verändern gegen Schlapp-Monster

Eine Gruppe Kinder hält einen großen Globus in die Höhe.
Am Vorabend des Geburtstages widmeten dann rote Falken einen Teil der autofreien Mariahilfer Straße in Spiel- und Sportflächen um, unter anderem wurde Federball gespielt. Ähnliche Aktionen von Kindefreunden und Roten Falken fanden rund um den diesjährigen Kinderrechtsgeburtstag in mehreren Bundesländern statt. Sie bilden den Auftakt zu einer Jahreskampagne unter dem Titel „verändern wir die Welt!“ In vielen kleinen Aktionen und Schritten soll Österreich kinderfreundlicher werden und gesichtslose Monster uns eine Helfer wie „Is halt so“, „muss so sein“ oder „kauf halt was!“ (die als Filzfiguren auftauchten) bekämpft werden. Auch wenn (viele) Kinder Monster lieben, die drei sind jene „wunderbaren“ Argumente, mit denen Kinder oft „abgespeist“ werden. Vielleicht werden (mehr) Kinder solchen blöden Sprüchen künftig öfter „verändern wir lieber die Welt“ entgegenhalten ;)

Zur Verändern-Homepage

Und hier geht's zu einem Video über die Aktion

Eine Infografik über Kinderrechte mit Illustrationen von zwei Comic-Kindern.
Kinder haben Rechte, genauso wie alle Erwachsenen. Vor 24 Jahren erkannte eine Reihe an Politikern, dass eine Vereinbarung nötig ist, in der alle Rechte zum Schutz der Kinder zusammengefasst sind. Sie beschlossen einen Vertrag zu verfassen, der als „Kinderrechtskonvention“ bezeichnet wird. Bei einer Versammlung der Vereinten Nationen wurde dieser von den Mitgliedsländern unterschrieben. Die Vereinten Nationen (auf Englisch heißen sie United Nations und werden mit UN abgekürzt) sind eine Organisation, in der 193 Länder Mitglied sind. Sie kämpfen für Menschenrechte, Frieden und wollen die Zusammenarbeit aller Länder fördern.
Der Vertrag zum Schutz der Kinder, die „UN-Kinderrechtskonvention“, wurde von allen Mitgliedsstaaten unterschrieben. Nur Somalia und die USA haben sich geweigert. In Somalia herrscht schon lange Krieg und in den USA ist man sich unsicher. Denn es könnte dazu führen, dass viele ihre Rechte vor Gericht einklagen wollen.
Aber auch Staaten, die unterschrieben haben, halten sich nicht immer an die Rechte, weil sie kein Gesetz sind.

Was wäre, wenn ...

... Kinderrechte ein Gesetz sind? Dann könnten Kinder bei vielen Dingen viel mehr mitreden. Wenn zum Beispiel neue Wohnviertel geplant werden, könnten sie sagen, ob sie sich dort wohlfühlen würden. Oder wenn eine Schule gebaut werden muss, könnten Kinder sagen, was sie brauchen. Vielen Ländern ist das egal. Sie denken gar nicht daran, Kinder mitbestimmen zu lassen oder missachten deren Rechte. Dafür gibt es allerdings keine Strafen. Es gibt aber Möglichkeiten, wie man auf die Verstöße hinweisen kann. Zum Beispiel durch Medien wie Zeitung, Fernsehen, Radio oder Internet. Oder mit Aktionen, bei denen Kinder aktiv werden und auf ihre Rechte aufmerksam machen.

Eine lächelnde junge Frau mit Brille und Zahnspange vor einem Gebäude.
Sarah Heindl
Ich finde die Idee, die hinter der UN-Kinderrechtskonvention steht, sehr gut. Die Kinderrechte werden allerdings trotzdem nach wie vor als nicht sehr wichtig anerkannt. Das ist meiner Meinung nach völlig falsch. Die Kinderrechte sind total wichtig und sollten uns Kinder schützen.
Zum Beispiel wäre es nötig, dass Kinder saubere Spielplätze bekommen. Meine kleine Cousine wohnt in der Nähe eines Spielplatzes in Wien, der von den Jugendlichen total zugesprayt worden ist. Seit das passiert ist, liegen auch leere Bierflaschen, Energydrink-Dosen und Zigarettenstummel dort. Das ärgert mich sehr. Meine Tante geht dadurch mit meiner Cousine nicht mehr zum Spielplatz. Es stinkt beim Spielplatz wirklich sehr.
Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen wurde nicht von allen Staaten unterschrieben wie zum Beispiel von den USA. Mich hätte es aber auch sehr gewundert, wenn dieser Kriegsstaat das getan hätte. Dass man die Kinderrechte nicht vor dem Gericht einklagen kann, finde ich schade. Und ganz ehrlich: Die Erfolge halten sich wirklich sehr in Grenzen.
Sarah Heindl
Die 13-Jährige hat ihre berufspraktischen Tage diese Woche beim Kurier absolviert.

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