„Unglaubliche Maschine“ – in echt und wirklich 3D
Die ganze Halle ist eine einzige, helle, lichtdurchflutete Werkstatt. Eine fantasievolle. Irgendwo hängen Schläuche von der Decke, Gestelle, vorwiegend aus Holz stehen herum. In einer hängt eine Disco-Kugel, drunter liegt ein großer Kunststoffbehälter. Hölzerne Treppen, Rampen, Schienen, Röhren aus Karton, ein Kuscheltier, bei dem niemand so recht weiß, ob Maus oder Schwein, baumelt an einer kleinen Schaukel von der Decke. An der Wand stehen Schachteln und Kisten mit unterschiedlichsten Holzteilen, aber auch ausrangierten Spielsachen. In einer Ecke sind Sägen, ein flexibler, modernen Schraubstock aufgebaut und viel Werkzeug liegt und hängt herum.
Aus dem Computer in die Wirklichkeit
Nurdin und Dilek tüfteln, probieren, verändern und bauen an einem Abschnitt, an dessen Ende eine Armbrust eine hölzerne Gabel wegschießt, die – und damit sind sie gerade während des KiKu-Lokalaugenscheins intensiv dran -, eine Schaukel mit der Schweinemaus (siehe oben) in Bewegung setzen soll. Die wiederum lässt kleine Holzbretter, die wie große Dominosteine aufgestellt sind, platsch, platsch, platsch umfallen... In Nurdin und Dileks Abschnitt stößt übrigens ein in Schwingung versetzter alter Fleischhammer eine schwere Steinkugel aus, die beim Herabfallen nicht nur die Armbrust in Gang setzt, sondern auch ein Bündel aus Glocken zum Läuten bringt.
Im Abschnitt davor sägt, nagelt und schraubt Tobias mit Hilfe von Karoline an einem Gestell für ein Pendel, dessen Kugel, dann den Ball anstößt, der ein kleines hölzernen Wägelchen zum Rollen bringt, das den oben beschriebenen Abschnitt in Bewegung bringt. In der Zwischenzeit hilft Fabian einem Handwerker die Riesen-Konstruktion mit Disco-Kugel und von der Decke purzelnden Glaskugeln zum Laufen zu bringen.
Arbeit an der Maschine
Shouf! Schau!
Später gesellt sich noch eine ganze Gruppe von Kindern und Jugendlichen aus der Flüchtlingsunterkunft in der Vorderen Zollamtsstraße dazu und brachten nicht zuletzt das immr wieder gehörte „shouf!“ mit, das arabische Wort für „schau!“. Manche zaghaft und zögerlich, andere stürzen sich gleich mit Feuereifer in die Sache. Und so schraubt und bohrt Abdul Rahman eifrig, Zahra und Rasia bauen an einer Gleichgewichtswaage, die über eine Schnur in Schwingungen versetzt wird, Rem testet den Lauf der Glaskugeln durch das Feld von Nägeln und Murtasehar malt die von ihr angefertigten hölzernen Teile mit Filzstiften bunt an. Zwei weitere Freundinnen sägen quadratische Bretter aus, die eine um eine Art Kiste zu zimmern, die andere baut ein zweistöckiges Pfahlbau-Haus. Obwohl Yakup nicht so recht mitmachen wollte, konnte er sich vom Geschehen gar nicht lösen und fühlte sich mal zu diesem, mal zu jenem Abschnitt hingezogen.
Wasser-Box
Tufan, der von Sarah in Deutsch unterrichtet wird, lernt an diesem Nachmittag spielerisch-kreativ. Gemeinsam werken sie an einem Segelboot, das durch eine mit Wasser gefüllte Box fährt. Ein wie eine Lanze angebrachter Holzstab stößt sozusagen am anderen Ufer eine stehende Platte um, die wiederum wie Dominosteine aufgestellte Holzplättchen –ratatatata – kippen lässt... Ein fröhliches Werken war das, in das nicht wenige Erwachsene, nicht nur die Betreuer_innen vom ScienceCenter-Netzwerk buchstäblich reingekippt sind. Beim Praxistest musste, wie aber sehr oft üblich ei Prototypen und um seinen solchen handelt es sich ja, am einen oder anderen Schnittpunkt händisch nachgeholfen werden.
Blicke auf einige Teile der "Maschine"
Teamwork
Zu diesem kreativen Spaß, bei dem es nicht zuletzt darauf ankommt, dass alle zusammenarbeiten, weil sonst nie eins ins andere greifen könnte, um die Kettenreaktion ablaufen zu lassen, hat sich das ScienceCenter-Netzwerk einfallen lassen. Dies ist ein seit zehn Jahren bestehender – und immer wachsender - ein Verein zur Vernetzung vieler verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen. Diese wollen, dass Ergebnisse und Erkenntnisse der Arbeit in ihren Wissensgebieten nicht geheim bleiben, sondern möglichst verständlich in die Öffentlichkeit kommen. Eine kleinere Version der Kettenreaktions-Maschine wurde vor mehr als einem Jahr in den Semesterferien im Architekturzentrum im Wiener MuseumsQuartier gebaut. Nun war der Ort die Brunnenpassage, eine ehemalige Halle am Yppenplatz gegen Ende des Brunnenmarktes in Wien-Ottakring, die seit einigen Jahren als Kultur- und Sozialraum genutzt wird.
Geht weiter
Übrigens: Teile der in der Brunnenpassage gebauten Maschine wurden auf insgesamt fünf Holzpaletten montiert und werden nach Graz geschickt. Dort findet Anfang Juni ein großes europäisches Treffen in Sachen Wissenschaftsvermittlung statt. Die teilnehmenden Fachleute werden am Vorabend des Kongresses selbst weitere Teile bauen.
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