Karmasin: So wird Österreich das familienfreundlichste Land Europas

Ein kleines Mädchen zeigt ihre mit Farbe bemalten Hände.
Ideen wie Notfallzimmer im Büro sollen Eltern unterstützen, setzt sich die Ministerin als Ziel.

Österreich soll das familienfreundlichste Land Europas werden, will Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP). Das wäre auch ein Standortfaktor. Notwendig dazu sei ein Schulterschluss mit den Unternehmen, betonte sie gemeinsam mit dem Präsidenten der oö. Industriellenvereinigung, Axel Greiner, und Oberösterreichs Wirtschaftskammerpräsident Rudolf Trauner.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf habe Top-Priorität, sei Bewerbern oft wichtiger als das Gehalt, erklärte Karmasin. Die vom Bundesministerium gegründete Initiative „Unternehmen für Familien“ sei ein freiwilliges Netzwerk, das anhand von positiven Anreizen und Best-practice-Modellen Wege aufzeigen will. Beispiele seien Betriebs-Tageseltern oder ein „ Notfallzimmer“, in dem neben den Kindern gearbeitet werden kann. Derzeit sind 150 Firmen dabei. Klares Ziel ist die Anerkennung von Familienfreundlichkeit als wirtschaftspolitisches Thema. Es sei ein Standortfaktor, um beste internationale Bewerber und auch Betriebe nach Österreich zu holen. Dazu brauche es Professionalisierung und einen Bewusstseinswandel in den Unternehmen.

Kinderbetreuungsquote mangelhaft

Österreich stehe zwar laut Daten der Statistik Austria bei der Erwerbsquote bei Frauen mit Kindern unter 15 Jahren gut im Europa-Vergleich. Die Kinderbetreuungsquote bei den Unter-Drei-Jährigen lasse aber mit 25,1 Prozent zu wünschen übrig. In Schweden betrage sie 55, in Dänemark 62 und in Frankreich - mit der höchsten Fertilitätsrate von zwei bis 39 Prozent. „Deswegen haben wir hier die größte Ausbauoffensive gestartet“, sagte Karmasin. 305 Mio. Euro sollen bis 2017 vom Bund investiert werden, um das Barcelona-Ziel von 33 Prozent zu erreichen. Von den Ländern kommen im Rahmen eines Vertrages, in dem die Schaffung von 30.000 Betreuungsplätzen vereinbart wurde, noch 135 Mio. dazu, ergänzte Trauner. Greiner nahm die Politik in die Pflicht und forderte längere Öffnungszeiten der Kindergärten und Horte sowie bessere Ferienbetreuungszeiten. „Das kann nicht allein von den Unternehmen gestemmt werden.“

Von Seiten der Industrie gebe es „ein klares Ja zur Vereinbarkeit“ und die Forderung nach flexiblen Betreuungsmodellen, speziell für die Unter-Drei-Jährigen. Jeder Euro, der in Betreuung, Kindergarten und Ausbildung der dortigen Pädagogen investiert werde, fließe mit einem sechs- bis 30-fachen Hebel wieder in die Staatskassen zurück, untermauere eine Studie des Linzer Volkswirtschaftlers Friedrich Schneider.

In Oberösterreich seien seit 2009 die Krabbelstubenplätze auf über 3.850 verdoppelt und die Nachmittagsbetreuung an Schulen um 70 Prozent ausgebaut worden, sagte Trauner. „Wir sehen aber noch großen Handlungsbedarf“, sprach er die Vereinheitlichung der schulfreien Tage und die Verkürzung der Sommerferien an. Nur wenn Mitarbeiter ihre Kinder gut untergebracht wüssten, sei der Kopf frei, das Arbeitspotenzial könne abgerufen werden und die Motivation steige.

Die Reform des Kinderbetreuungsgeldes soll mit 1. Juni 2016 wirksam werden und einen Partnerbonus beinhalten, wenn beide Elternteile gleich viel Karenzzeit nehmen, sagte Karmasin. Die jungen Männer seien auch bereit dazu.

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