Erfahrung mit Pornos, aber kein frühes erstes Mal

Ein Paar umarmt sich eng vor einer grünen Wand.
Neue Studie aus Deutschland: Die Jugend weiß zwar mehr, aber früher Sex ist eher eine Ausnahme.

Generation Porno – ein Begriff, der gerne bemüht wird, wenn es um die „Jugend von heute“ geht. Damit sind viele Vorurteile verknüpft – etwa, dass Jugendliche immer früher Sex hätten. Ist das wirklich so?

Laut Studie „Jugendsexualität 2015“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), die heute, Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde, ist Entspannung angesagt. Zumindest für Deutschland. Hier zeigt sich: früher Sex ist die Ausnahme. „Annahmen, wonach immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigen sich nicht“, betont Heidrun Thaiss, Leiterin der BzgA. Positiv sei auch zu sehen, dass eine feste Partnerschaft jungen Menschen beim „ersten Mal“ wichtig sei.

Erster Geschlechtsverkehr mit 16

Ähnliche Befunde haben diverse Studien übrigens auch für Österreich ergeben. So zeigte sich etwa im Jugend-Trend-Monitor DocLX aus dem Jahr 2014, dass die jungen Österreicherinnen und Österreicher im Mittel mit 16 Jahren ihren ersten Geschlechtsverkehr erleben, allerdings ist die Datenlage zur Jugendsexualität in Österreich nach wie vor bescheiden. Eine Erhebung der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung zeigte im Jahr 2012, wie es um das sexuelle Wissen der Jugendlichen bestellt ist. Studienleiterin Martina Strilic räumte schon damals mit dem Vorurteil auf, der erste Sex passiere immer früher. „Das Durchschnittsalter von 16 Jahren hat sich seit zehn Jahren nicht verändert.“ US-Forscher bestätigen diese Tatsache ebenfalls. Sie untersuchten US-Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren über den Zeitraum 2011 bis 2013 und verglichen diese Daten mit Ergebnissen aus dem Jahr 1988. Das Ergebnis: Teenager haben heute eher später Sex als in den 1980ern.

Bedürfnis nach Sicherheit

Ein Paar umarmt sich unter einem Baum mit roten Herzblättern.
Silhouette of kissing couple beside love tree
Warum mit dem ersten Mal gewartet wird? Das wichtigste Motiv, unabhängig vom Geschlecht und von der Herkunft, ist laut Studie „ Jugendsexualität 2015“ so einfach wie logisch: Oft fehle der richtige Partner. Wenn Jugendliche Sex haben, dann zunehmend mit einem festen Partner - das gilt für Jungen wie für Mädchen, für Deutschstämmige ebenso wie für Jugendliche mit ausländischen Wurzeln. Sicherheit in unsicheren Zeiten: Weil Beziehungen heute oft unverbindlich sind, sexuelle Identitäten wandelbar, und auch die Ehe ist nicht mehr nur Mann und Frau vorbehalten wären, liegt für den Hamburger Trendforscher Peter Wippermann folgender Schluss nahe: „Alles was verschwindet, gewinnt an Wert.“ Die romantischen, konservativen Vorstellungen der Jugend sieht er daher auch als „Trotzkultur“ oder Gegenbewegung.

Umgang mit Tabus, bessere Verhütung

Was sich allerdings verändert hat, ist der Umgang mit dem Thema. Mit vielen Tabus geht man offen und locker um – laut der aktuellen Studie „Jugendsexualität 2015“ sei etwa gleichgeschlechtliches Knutschen durchaus üblich. Es gäbe große Freiheiten beim Ausprobieren von Sexualität – man will sich nicht so festlegen. Und die Verhütung? Auch hier gibt es gute Nachrichten: Der Schutz nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor HIV und Geschlechtskrankheiten ist den deutschen Jugendlichen wichtig: Das Kondom ist bei beiden Geschlechtern zwischen 14 und 25 Jahren das am häufigsten verwendete Verhütungsmittel, vor der Pille. Im Vergleich zu früher beschreiben die BZgA-Fachleute die heutigen Jugendlichen als gewissenhafter. Ähnliches gilt übrigens auch für Österreich. Laut kürzlich präsentierten „Österreichischen Verhütungsreport“ verhüten junge Frauen und Männer immer besser.

Verschiedene Kondome in unterschiedlichen Verpackungen liegen auf einem grünen Untergrund.

Als problematisch sehen die Experten allerdings das konkrete Wissen vieler Jugendlicher. Das meiste würden sie sich via Internet holen, das Know-how über Stellungen und Techniken bleibt aber oberflächliches Wissen. Geprägt wird das Bild durch Internet-Pornografie, mit der die Jugendlichen laut dem Bericht sehr vertraut sei. Die Folgen: Viele junge Menschen vergleichen ihren Körper mit den Körpern aus den Pornos und fühlten sich weniger wohl in ihrer Haut. Der Druck steigt – auch bei jungen Burschen. Sich via Internet Wissen über Sex und Verhütung zu organisieren, ist sehr verbreitet.

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