Sexualpädagogik: Endlich ein Kinderbuch rund um den Penis

Sex in der freizeit
Ein liebevolles Körperbewusstsein ist für ein gutes Selbstbild und entspanntes sexuelles Erleben bedeutend. Wie schön, dass es nun ein Kinderbuch gibt, das sich mit Männlichkeit beschäftigt.

Penis und Hoden im Aufmerksamkeitsdefizit: So ungefähr könnte man beschreiben, wie in Kinderbüchern (zur sexuellen Aufklärung) mit männlichen Geschlechtsorganen umgegangen wird. „Das mag damit zu tun haben, dass diese sichtbar sind und von klein auf mit diversen Begriffen versehen werden. Dementsprechend herrscht der allgemeine Eindruck, man wisse vieles darüber“, schreibt die Sexualpädagogin Sabine Ziegelwanger in „Bruno will hoch hinaus“ (Verlag Achse). Eine sehr gut gemachte Abenteuergeschichte für Heranwachsende, die sich dem männlichen Geschlechtsorgan kindgerecht nähert und sie unterstützt, selbstbewusst und entspannt mit ihrem Körper umzugehen. Außerdem wird mit Mythen und Klischees aufgeräumt. Ziegelwanger schreibt im Vorwort weiter: „Bei genauerer Betrachtung entdeckt man jedoch einen verletzlichen und tabuisierten Intimbereich, der stark an gesellschaftliche Stereotype und toxische Männlichkeitsbilder geknüpft ist.“ Wie wahr.

Der entspannte Zugang zum eigenen Körper ist uns grundsätzlich in die Wiege gelegt. Das Gefühl „Mein Körper, das bin ich“, ist einfach da. Wie selbstverständlich erkunden kleine Menschen von Anfang an nicht nur die Welt, sondern auch das Körperhaus, in dem sie wohnen. Sie nehmen ihre Zehen in den Mund, sind fröhlich, zupfen an ihren Geschlechtsorganen herum. Das Wohlgefühl fixiert sich jedoch nicht auf das Genitale, sondern versteht sich als ganzheitliches Rundum-Erlebnis. Körpergrenzen, das Ich, unser So-Sein wird durch Kuscheln, Streicheln, Saugen, Nuckeln und Begreifen erfahren. Doch dann kommen falsche Erziehungsansätze, das Umfeld, Freunde und schließlich Medien daher, die Heranwachsenden seltsame und verzerrte Botschaften vermitteln und damit verunsichern. Von „Das, was du da tust, gehört sich nicht/ist ekelig“ bis „So musst du sein/tun, dann erst bist du wirklich gut und gehörst dazu“. Auf einmal fühlen wir uns falsch, unfrei, unwohl und unsicher. Im Ich, im Körper.

Gerade Sicherheit ist eine wesentliche Zutat, um sich eines Tages nicht nur selbstsicher, sondern auch sexuell sicher zu fühlen. Wer in sich verankert ist, Zugang zu seinem Körper findet, mit ihm im Dialog ist, sich spürt, sich mag und mit sich verbunden bleibt, kann Lust empfinden. Das ist eng mit dem Selbstbild verknüpft und mag gerade im Kontext zitierter toxischer Männlichkeit und narzisstischer Überhöhung eine große Rolle spielen.

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