Lurch kontra Libido
Zurück zur Wissenschaft: Haushaltsstudien dieser Art kursieren seit vielen Jahren, nicht alle kommen zu identen Ergebnissen. Im Jahr 2013 ging etwa eine spanisch-amerikanische Untersuchung durch die Medien, in der es hieß, dass eine traditionell-konservative Rollenaufteilung am Ende zu besserem Sex führen würde. Frauen, die mit Männern verheiratet sind, die lieber am Auto herumbasteln oder lässig den Rasen mähen, statt das Staubtuch glühen zu lassen, sind zufriedener mit ihrem Sexualleben. Weil: cooler Typ, böser Bube. Kein Wunder, dass das kritisch kommentiert wurde. War aber ein Ausreißer, denn wo immer der Konnex „Gute Arbeitsaufteilung im Haushalt/Zufriedenheit in der Beziehung“ hergestellt wurde, wurde klar: Augenhöhe macht glücklich und erhöht das Verkehrsaufkommen.
Nachvollziehbar: So ein wachsender Wäscheberg in Kombination mit fortgeschrittenem Lurchwachstum sorgt für einen hohen Stresslevel. Und der tut der Libido gar nicht gut. Vom Job nach Hause hecheln, durch die Wohnung fegen, kochen, waschen, bügeln und danach den Hausherrn noch geschmeidig zum Vögeln ins (frisch überzogene) Bett locken? Nein. Einfach nein. Außerdem ist es ja nicht nur das – dazu kommt der ganz normale Alltagswahnsinn, um den sich Frauen kümmern: Arzttermine für die Kinder checken, Blumen für die Schwiegermutti, Kuchen für den Peppi-Onkel backen. Sauber.
Interessant ist aber, dass Hausarbeit von vielen Menschen zunehmend als eine Art „Seelenhygiene“ betrachtet wird. Das zeigte im Jahr 2017 eine tiefenpsychologisch-repräsentative Studie mit dem Titel „Die neue Macht des Putzens“. Demnach würde Putzen helfen, den Alltag besser zu bewältigen und einem Gefühl von Ohnmacht und Überforderung entgegenzutreten. Ich kenne Menschen, die putzen statt zu meditieren. So betrachtet, sorgen Paare, die gemeinsam wischen und schrubben, auch für seelische Ordnung und einen sicheren, sauberen Hafen. Und, wer weiß? Vielleicht wäre es möglich – völlig unwissenschaftlich – von den verschiedenen Putztypen auf das Liebesleben zu schließen? Motto: Entspannter Dreckspatz versus akribischer Kontrolletti – wer tut wie im Bett? Über diskrete Erfahrungsberichte freue ich mich! Dazu erinnere ich mich an das Mail einer Leserin, die mir vor Jahren erzählte, wie irritiert sie war, als ihr aktueller Lover sie fünf Minuten nach dem Orgasmus bat, aufzustehen, damit er das Leintuch schön glatt streichen kann.
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