Gefühlssache
„Bei der Entwöhnung geht es weniger darum, wie der Schnuller weg kommt, sondern wodurch er ersetzt wird“, sagt Birgit Hartel. Die Gesundheitspsychologin hat Tipps für Eltern von willensstarken Kindern mit großem Saugbedürfnis. Es geht immer um Gefühle.
Tipp 1: Der richtige Zeitpunkt
„Schon bei Babys dient das Saugen neben der Nahrungsaufnahme der Regulation von Emotionen“, sagt Hartel. Nicht alle Mütter können oder wollen stillen. Der Schnuller beruhigt, indem er unangenehme Gefühle wie Wut, Traurigkeit und Angst bremst.
„Spätestens zwischen dem 7. und 12. Lebensmonat sollten Eltern beginnen, den Schnuller nur noch dosiert einzusetzen“, rät die Expertin. Ab dem dritten Geburtstag verursacht ein Dauernuckeln nicht nur eine Zahnfehlstellung, sondern auch Kieferprobleme, die sich nicht zuletzt negativ auf die Lautbildung auswirken.
Befindet sich der Nachwuchs in einer aufwühlenden Phase, etwa wenn ein Geschwisterchen unterwegs ist, ein Umzug oder die Betreuung außer Haus bevorstehen, ist der Zeitpunkt für die Schnullerentwöhnung ungünstig. Der Übertritt in den Kindergarten kann auch Gelegenheit sein: „Du bist ja schon groß.“ Es kommt auf den Charakter an.
Tipp 2: Die wichtige Begleitung
„Bis in die Pubertät brauchen Kinder für den Umgang mit Emotionen die Unterstützung durch Erwachsene“, sagt die Psychologin. Zweifelsohne beruhigt das Nuckeln, doch schon Säuglinge, die ihren Unmut lautstark kundtun, bedürfen vor allem der Zuwendung. Eltern imitieren die Mimik des Babys, auch Singen und Summen beruhigen. Dann kommen Worte dazu; Gefühle werden konkret benannt und besprochen: „Du bist wütend, weil der Turm umgefallen ist.“ „Du bist traurig, weil Papa arbeiten geht.“ Hartel erklärt: „Es ist ein bewusstes Heranführen, wie man Gefühle sondiert und mit ihnen umgeht.“ Kinder und Eltern profitieren. Diese geschulte Wahrnehmung bereitet den Abschied vom Schnuller vor.
Tipp 3: Die besten Rituale
„Eltern können statt des Schnullers Körperkontakt anbieten. Auch Ablenkung hilft, schwierige Situationen zu meistern“, sagt Hartel. Bilderbücher, Rituale zum Abschied und neue Gepflogenheiten erleichtern die Entwöhnung. Den Schnuller zu verschenken, ist eine gute Möglichkeit, auch emotional loszulassen. Ein schlechter Geschmack am Nuckel oder ein rücksichtsloses Durchziehen des Vorhabens sind ein No-go. Die Expertin schließt: „In der Regel dauert es drei Wochen, Gewohnheiten zu ändern.“
Kommentare