Er kam als eine Leihkraft
Im Dezember 2020 fuhr Robert Adler zum ersten Mal in den Luftkurort östlich von Graz. Mit dem Auftrag einer Personal-Leasingfirma, nur Besucher einzulassen, die Covid-negativ waren. Dieser vom Land Steiermark finanzierte Hilfseinsatz war befristet, er sollte nach sechs Monaten enden.
Für die Leihkraft war das aber die Eintrittskarte in eine neue Welt, und es war auch Liebe auf den ersten Blick: „Mir hat die Arbeit mit den Menschen sofort gefallen. Ich wurde auch öfters gerufen, wenn gerade irgendwo im Haus Not am Mann war.“
Nicht vergessen hat er den Wunsch einer Bewohnerin kurz vor dem Dunkelwerden: „Bitte das Rollo runterlassen, damit die drei Waschbären draußen nicht reinschauen können.“ Er hat sich damals den Satz notiert, ohne zu wissen, dass er einmal Untertitel eines Buches wird. Sein Buch ist eine Wohltat angesichts des Stillstands in Sachen Pflegereform.
Für Robert Adler sind all die Bewohner eine Bereicherung fürs eigene Leben: Dankbar („Robert, ich wünschte, du wärst Papst, dann wäre alles besser auf der Welt“), gerade heraus („Sie Hascherl mit Ihrem Hauptschulabschluss haben mir gar nichts zu sagen“), nicht immer politisch korrekt („Das Heizen und die Frauen sind das Teuerste“), mit einem Hang zum schwarzen Humor („Schrecken Sie sich nicht, ich bin nur scheintot“).
Seine Eltern, Freunde und Kollegen haben ihn ermutigt, weitere Zitate zu sammeln und in einem Buch zu veröffentlichen. Die Verlegerin Vanessa Wieser hat als Erste das Besondere erkannt.
„Und ich bin ihr Gast“
Das Besondere ergibt sich aus der Demut, mit der Robert Adler den Bewohnern gegenübertritt: „Sie sind hier zu Hause, und ich bin in Wahrheit ihr Gast.“ Frau Maria gibt sofort zurück: „Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich den Robert sehe.“ Spätestens da haben wir alle gewonnen.
Nicht immer scheint auf der Laßnitzhöhe die Sonne. Das weiß auch der Quereinsteiger, der bis Juni berufsbegleitend eine Ausbildung zum Senioren-Animateur beim bfi in Graz absolviert. Zum Beispiel die Demenz in all ihren Facetten: Sie saugt nicht nur die Energie von den Angehörigen ab, sie verlangt auch von allen im Team immer wieder viel Geduld und Verständnis.
Alles in allem überwiegen aber seine positiven Eindrücke bei Weitem. Der gelernte Mediendesigner erklärt daher ganz klar: „Das, was ich an Wertschätzung hier bekomme, könnte durch Geld niemals ersetzt werden.“
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