Bahn-Offensive: Warum die ÖBB auf neue Mitarbeiterinnen setzen

Bahn-Offensive: Warum die ÖBB auf neue Mitarbeiterinnen setzen
Europas Bahngesellschaften wollen mehr Frauen beschäftigen. So wie Catharina Wolffhardt. Sie plant Bahnhöfe.
Von Uwe Mauch

Langsam, sorgsam wandert ihr geschulter Blick über die neue Holzverkleidung des Bahnhofsdachs. Bis sie sich selbst und andere beruhigen kann: „Alles in Ordnung.“

Catharina Wolffhardt ist seit Sommer 2017 eine von 6.000 Frauen bei den ÖBB. Die Architektin arbeitet in einem 13-köpfigen Team, das für die Vorgaben der Planung neuer Bahnhöfe und Bürogebäude zuständig ist. Und sie ist auch eine Hoffnungsträgerin des Bahnkonzerns, der bis 2026 die Quote weiblicher Beschäftigter von 14 auf 17 Prozent erhöhen will. Nein, nicht erhöhen will, sondern muss (siehe dazu auch das Interview mit Claudia Kürzl).

Unter Zugzwang

Europas Bahngesellschaften, darunter auch die ÖBB, haben sich nun selbst unter Zugzwang gebracht: Laut Vereinbarung mit der EU-Kommission und den Gewerkschaften müssen die Unternehmen in den kommenden vier Jahren deutlich mehr Frauen aufnehmen.

Catharina Wolffhardt hat nach ihrer Ausbildung zur Balletttänzerin und ihrem Studium an der Technischen Universität Wien mehrere Jahre in Architekturbüros gearbeitet. Heute bereut sie es nicht, für die Bahn zu planen.

Wovon die Fahrgäste, die auf dem Bahnsteig in Ternitz auf ihren Zug warten, nur en passant Notiz nehmen, freut die Mitarbeiterin der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH sehr: „Dieses Holzdach ist einer von insgesamt vier Prototypen, die wir intern entwickelt haben. Begonnen haben wir schon im Jahr 2018. Mehrere Abteilungen waren in diesen Planungs- und Umsetzungsprozess eingebunden. Es ist schön, jetzt das finale Ergebnis zu sehen.“

Nach der Gründung einer Familie wollte die Mutter von zwei Kindern nicht mehr je nach Auftragslage von einem Architekturbüro zum nächsten wechseln. Heute genießt Catharina Wolffhardt nicht zuletzt die Jobsicherheit, die ihr ein Konzern wie die ÖBB bieten kann. Dass weder ihr Mann noch sie mit dem Auto unterwegs sind und dass sie mit den Kindern „sehr gerne“ mit dem Zug in den Urlaub fahren, passt auch gut.

Kein Erklärungsbedarf

Probleme als Frau in einem Unternehmen, dessen interne Kultur über viele Jahrzehnte von Männern geprägt wurde, hatte Catharina Wolffhardt „eigentlich noch nie“. In der eigenen Abteilung sind die Frauen inzwischen sogar in der Mehrheit. „Auch ist für jüngere Kollegen untereinander die Frage des Geschlechts kein ernstes Thema mehr.“

Komplizierter kann es auf Baustellen werden – etwa mit älteren Handwerkern: „Aber da ist es oft so, dass die am Anfang ein bisserl skeptisch sind, und dass du dich schon nach einer nur kurzen Weile voll auf sie verlassen kannst.“

Einen kurzen Blick wirft die Architektin nun auch auf den Warteraum des Bahnhofs Ternitz. Womit wir bei einem Lieblingsthema von ihr bzw. bei ihrem nächsten größeren Projekt angelangt wären: „Ja, es geht um eine Verbesserung der Wartezonen auf unseren Bahnhöfen. Da gibt es für uns auch noch einiges zu tun.“

Wer je in den dunklen, leicht zugigen Wartezonen des von den Kunden an sich sehr gut bewerteten Hauptbahnhofs Wien zu verweilen versucht hat, wird ihr Recht geben. Die öffentlichen Ruhebereiche auf anderen großen Bahnhöfen des Landes haben auch noch Luft nach oben, wie das so schön heißt. Viele sind klein und ungemütlich.

Anderes erfreut die in ihrer Gymnasialzeit intensiv ausgebildete Balletttänzerin, die im Job gerne mit Leuten zu tun hat: „Das ist die Sprache der Techniker, sie sind ehrlich, gerade heraus. Da gibt es kein Lavieren. Da fühle ich mich immer sehr wohl.“

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