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Leben

Fronleichnams-Prozession ist die Urform der Demo

Die großen Umzüge sollten früher Gläubigen den „Leib Christi“ zeigen. Ein Erklärungsversuch, was der Feiertag für Katholiken ist.

06/20/2019, 05:00 AM

Es ist vielleicht das katholischste Fest überhaupt – immerhin kennen weder evangelische noch orthodoxe Christen diese Zurschaustellung des „Corpus Christi“ in Form einer mit einer Hostie gefüllten Monstranz. Die Bedeutung von Fronleichnam können allerdings selbst Katholiken selten erklären.

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Versuchen wir es. Der Begriff setzt sich aus dem mittelalterlichen „vron“ für „Herr“ und „lichnam“ für „Leib“ ab. Mit dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, so der offizielle Name, wird an das Sakrament der Eucharistie durch Jesus erinnert. Die Gläubigen gedenken der „leiblichen Gegenwart Jesu in einem Stück Brot“, erklärt Toni Faber, Dompfarrer zu St. Stephan in Wien.

Das Fest interpretiert er zudem nicht nur mit Blick auf die göttliche Perspektive, sondern auf die Menschen. „Wir glauben nicht nur, dass die Seele in den Himmel aufgenommen wird. Auch der Leib ist uns sehr wichtig.“ Die „bleibende Gegenwart“ Jesu in Form einer geweihten Hostie sei jedenfalls eine Eigenheit der katholischen Kirche. Zum Vergleich: Für evangelische Christen ist die Gegenwart Christi auf die Abendmahlfeier während des Gottesdienstes beschränkt.

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Für Luther „unbiblisch“

Damit erübrigen sich nach evangelischem Verständnis auch die typischen Fronleichnamsprozessionen am zweiten Donnerstag nach Pfingsten (60 Tage nach Ostern). Martin Luther bezeichnete Prozessionen unbiblisch und Fronleichnam als das „schädlichste Fest überhaupt“. Die Prozessionen entwickelten sich aber ohnehin erst im Lauf der Zeit zu prunkvollen und feierlichen Umzügen.

Die allerdings vor allem in der Zeit der Gegenreformation als deutliche, barocke Machtdemonstrationen genutzt wurden. Apropos Demonstration: Einen Demo-Charakter spricht Toni Faber den Fronleichnamsprozessionen auch heute nicht ab. „Allerdings ist es keine Demonstration gegen etwas, sondern für etwas. Wir wollen einladend Christi Gegenwart zeigen.“

Hochfest seit 1264

Für die mittelalterlichen Menschen – Fronleichnam wurde 1264 als Hochfest vom Papst eingesetzt – galt es, dieses anfangs unpopuläre und nicht leicht verständliche Fest greifbar zu machen. Gewissermaßen ein „zur Schau tragen“ des Leib Christi, das bei Fronleichnam eine stärkere Bedeutung habe als bei anderen kirchlichen Festen, findet Toni Faber.

Prozession auf dem Wasser

Das Schauen und die Macht der Bilder hat auch heute noch eine zentrale Bedeutung bei Fronleichnamsumzügen, wenn auch die religiösen Beweggründe mehr Brauchtum oder Tourismus gewichen sind. „Wegen des Glaubens kommen die Leute nicht“, sagt Reinhard Kerschbaumer, der als Obmann des Pfarrgemeinderats von Hallstatt die alljährliche Seeprozession mit rund 50 Freiwilligen organisiert.

Aus Platzmangel im engen Salzkammergut-Ort verlagerte sich die Prozession vor rund 400 Jahren auf den See hinaus. Rund 90 „Fuhren“, wie die traditionellen Boote genannt werden, sind auch heute wieder unterwegs. Das Schöne an der Seeprozession: „Für die Einheimischen ist es noch immer wichtig, teilzunehmen.“

Die Boote werden übrigens neben Blumen auch mit Buchenlaub geschmückt, „weil wir im Salzkammergut keine Birken haben“, erzählt Kerschbaumer, der seit 1957 mitorganisiert.

Birkenzweige als Segensbringer

Warum gerade Birken häufig die Prozessionen zu Land säumen, weiß Dompfarrer Toni Faber. „Sie gelten wegen ihrer weißen Stämme als etwas Besonderes und sollen Segen in die Häuser bringen.“

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Und da üben sich auch die urbanen Wiener in überlieferten Bräuchen. „Viele Gläubige nehmen sich nach der Prozession Birkenzweige von den aufgestellten Bäumen mit.“

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