Eine ganze Feige und zwei Feigenstücke liegen auf einem Holztisch.

Süßer Herbstbeginn: Feigen, Biscotti und ein bisschen Vorfreude

Wenn die Tage kürzer und die Feigen saftiger werden, zieht der Frühherbst auf den Teller.

Marktgeschichten, Folge 74: Nicole Ott schreibt an dieser Stelle einmal im Monat von inspirierenden Gesprächen rund um saisonale Produkte und kreiert exklusiv für die freizeit ein Rezept damit. 

Hallo Feige! Die Tage werden kürzer, die Morgen und Abende frischer und das Licht wird immer weicher – der Frühherbst hält Einzug. Wir heißen ihn auf unseren Tellern willkommen und genießen seine Farbe und Fülle, gerne mit einem ofenwarmen Keks im Mund.

Die Luft ist frisch und klar, als ich an diesem Morgen über den Markt eile. „Nach diesem durchwachsenen Sommer – wahrhaftig ein ,Sommer wie damals’ – haben wir uns  einen goldenen Herbst verdient“, denke ich verschmitzt und bleibe bei Erol stehen, um das Angebot an Obst und Gemüse zu inspizieren. „So eine frühherbstliche Pracht und Fülle“, begeistere ich mich. Mir stechen die reifen Feigen ins Auge, die der Marktstandler geschäftstüchtig aufgeschnitten hat. Von außen grün-lila und eher unscheinbar, leuchten sie innen granitrot bis tiefviolett-schwarz und verheißen saftige Süße. 

„Feigen werden vor der Vollreife geerntet, damit sie für den Transport fest genug sind und reifen nicht mehr nach. Darum ist es so wichtig, die Transportwege so kurz wie möglich zu halten“, klärt mich mein Standler auf. „Feigenanbau gibt es auch schon in Österreich“, meint der Älteste, als ich ihm eine süße Frucht zum Probieren gebe. Da muss ich an den Cousinengarten außerhalb Wiens denken, dessen viele Minifeigen ich unlängst bewundert habe. Und an das Feigenblatteis, das der Liebste und ich vor zwei Jahren in unserem Lieblingslokal verschmaust haben, ein Löfferl davon hat mich gedanklich schnurstracks nach Italien katapultiert. 

Tipp

Feigen am besten ungekühlt in einer Schüssel lagern und schnell verspeisen.

„Die Feige gedeiht am besten im Mittelmeerraum, dort kann sie, ob der milden Winter, bis zu dreimal im Jahr Früchte tragen“, kläre ich den Jüngsten auf, der nur mit halbem Ohr zuhört, da er unsere Gäste mit Frühstück und Kaffee versorgt. „Und der milchige Saft, der am Stiel austritt, ist ein altes Hausmittel gegen Warzen“, verteile ich mein Wissen als Kräuterfrau an das ganze Team, das mich aber eher ungläubig anschaut. Zuhause in meiner Küche packe ich meinen fruchtigen Einkauf aus. Ich schneide die Feigen kreuzweise durch und bewundere ihre Schönheit. 

Kein Wunder, dass der Feigenbaum in der Antike heilig war und die Feige als einzige Pflanze im Garten Eden namentlich erwähnt wurde. Herrlich saftig, angenehm süß und ihre Kerne knuspern leise – genau solche  Gegensätze sollte ein abgerundetes Dessert haben! Wohldenn, ich durchforste das Kuddelmuddel in der Vorratslade und werde fündig: geröstete, geschälte Haselnüsse liegen neben einem kleinen Sackerl Schokostreusel vom Ameisenkuchen.„Resterl? Ab in den Teig!“, denke ich mir. 

Knusprige Biscotti werden mit lau-warmen Feigen und kühlem Vanilleeis eine wunderbare Nachspeise für heute Abend, wenn die Kinder zum Nachtmahl kommen. Die Keks sind schnell zusammengerührt, geformt und gebacken. Und ich ertappe mich beim Gedanken, das heurige Keksbacken aus Zeitmangel auf verschiedene Arten unkomplizierte Cantucci zu beschränken. Der Grund dafür ist nicht mehr zu übersehen: Das Pipsi wird kurz vor Weihnachten große Schwester, Hurra!

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Nicole Ott ist Köchin, Gastronomin und Kochbuchautorin. Am Wiener Kutschkermarkt führt sie das Café Himmelblau

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