Gault&Millau 2024: Zwei neue Fünf-Hauber für Österreich
Das gab es in der heimischen Geschichte des Restaurantführers Gault&Millau noch nie: Gleich zwei Restaurants steigen in die oberste Liga auf, nämlich Juan Amador in Wien und Andreas Döllerer im Salzburger Golling. Damit gibt es in Österreich acht Gourmettempel mit der höchsten Auszeichnung von fünf Hauben.
Das Ergebnis ist überraschend, trifft es doch zwei Köche, die unterschiedlicher kaum sein könnten: "Andreas Döllerer hat sich schon auf Zutaten aus der Umgebung beschränkt, als regionale Küche für viele noch nicht einmal ein Schlagwort war", so die Gault&Millau-Herausgeber Martina und Karl Hohenlohe. Tief verwurzelt in seiner Heimat, hechle er keinen Trends hinterher.
Juan Amador wiederum lege seinen Fokus weniger auf den Beschaffungsradius als auf die kompromisslose Qualität seiner Zutaten: "Ein Alchemist, der die postmoderne Molekularküche in seiner Sturm-und-Drang-Zeit hinter sich gelassen hat und seine typische Präzision mit lässiger Kreativität zusammenführt."
Das sind die Aufsteiger 2024
Dienstagabend zeichnete Gault&Millau 2024 die 808 besten Restaurants des Landes mit 1.610 Hauben aus, womit die 45. Ausgabe einen Hauben-Rekord aufstellt.
"Es ist beeindruckend, dass es an der Spitze so eine Dynamik gibt – und dies in so herausfordernden Zeiten“, meint Martina Hohenlohe. Das sei in Zeiten von Inflation, Energiekrise, explodierenden Betriebskosten und Personalmangel keine Selbstverständlichkeit: "Es war ein wahrer Tsunami an Problemen, der das Betreiben von Restaurants zu einem wirtschaftlichen Balanceakt machte. Doch die heimische Gastro-Branche hat trotzdem ihre Vitalität und Dynamik nicht verloren", zeigt sich Herausgeber Karl Hohenlohe optimistisch.
Vier Restaurants schafften den Sprung in die Liga der mit 18,5 Punkten ausgezeichneten Lokale: nämlich Die Forelle am Weissensee in Kärnten, Die Weinbank in Ehrenhausen in der Steiermark, Kräuterreich by Vitus Winkler in St. Veit im Pongau in Salzburg sowie Rote Wand Chef’s Table in Lech am Arlberg in Vorarlberg.
110 Restaurants dürfen sich über eine erstmalige Listung freuen und 57 erfuhren eine Aufwertung zwischen einem und drei Punkten. Am meisten Punktezuwachs gab es für das La Fenice in Lech am Arlberg (von 13 auf 16 Punkte) und das Fritz & Friedrich in Obertauern (von 12 auf 15 Punkte).
Erstmals wurde eine "Grüne Haube" vergeben: "Nachhaltigkeit ist mehr als das, was auf der Speisekarte steht", so die beiden Gault&Millau-Herausgeber. Die Auszeichnung geht an Jeremias Riezler von der Walserstuba im Vorarlberger Kleinwalsertal: Gemeinsam mit seiner Frau Bettina setzt er für die Küche des gleichnamigen Biohotels auf alte Rassen und Sorten sowie Vorarlberger Käse.
Mit dem renommierten Titel "Koch des Jahres" wurde der burgenländische Spitzenkoch Alain Weissgerber vom Restaurant Taubenkobel in Schützen am Gebirge ausgezeichnet – eine "fixe Größe am kulinarischen Himmel des Landes". Übrigens 29 Jahre, nachdem sein Schwiegervater Walter Eselböck die Auszeichnung erhalten hat.
Die Besten
19 Punkte, 5 Hauben
Juan Amador, Amador, Wien
Andreas Döllerer, Döllerer, Golling
Konstantin Filippou, Konstantin Filippou, Wien
Martin Klein, Ikarus, Salzburg
Silvio Nickol, Silvio Nickol Gourmet Restaurant, Wien
Karl und Rudolf Obauer, Obauer, Werfen
Benjamin Parth, Stüva, Ischgl
Heinz Reitbauer und Michael Bauböck, Steirereck im Stadtpark, Wien
Die Besten
18,5 Punkte, 4 Hauben
Thomas Dorfer, Landhaus Bacher, Mautern
Gerhard Fuchs, Die Weinbank – Restaurant, Ehrenhausen
Fabian Günzel, ænd, Wien
Harald Irka, Am Pfarrhof, Sankt Andrä
Markus Mraz und Lukas Mraz, Mraz & Sohn, Wien
Hannes Müller, Die Forelle, Weissensee
Lukas Nagl, Bootshaus, Traunkirchen
Philipp Rachinger, OIS, Neufelden
Andreas Senn und Christian Geisler, SENNS.Restaurant, Salzburg
Julian Stieger, Rote Wand Chef ’s Table, Lech am Arlberg
Hubert Wallner, Gourmet Restaurant Hubert Wallner, Dellach/Maria Wörth
Alain Weissgerber, Taubenkobel, Schützen am Gebirge
Vitus Winkler und Ralph Kollnitzer, Kräuterreich by Vitus Winkler, St. Veit im Pongau
Spezielle Auszeichnungen
Wirtshaus des Jahres 2024: Zum Reznicek, Wien
"Küchenchef Julian Lechner und Spitzen-Sommelier Simon Schubert haben mit dem Reznicek einen Ort geschaffen, an dem die Geschichte der Wiener Küche weitererzählt wird. Ob Cordon Bleu, Altwiener Backfleisch oder Kalbszunge – Klassisches und Neues kommt hier in einer Qualität auf den Tisch, die besonders viel Spaß macht. Abgerundet wird das kulinarische Wien-Erlebnis durch die großartige Weinselektion."
Lebenswerk 2024: Christian Wanek
"Zwar hat Christian Wanek das Restaurant verkauft, unter seiner Riege aber avancierte „Rudis Beisl“ zum Olymp für traditionelle österreichische und Wiener Küche – Tafelspitz, Backhendl, Schweinsbraten und nicht zuletzt die Gansln, die eine Reservierung Monate im Voraus notwendig machten. Egal, wer hier am Tisch saß – ob Wirtschaftsboss, Promi oder einfach nur Gast –, sie alle genossen dieselbe Aufmerksamkeit aus der Küche."
Barkeeperin des Jahres 2024: Melanie Castillo, Barfly’s und Castillo’s Eis&Bar (Wien)
"Melanie Castillo hat das Erbe ihres 2010 verstorbenen Mannes Mario nicht nur auf beeindruckende Art und Weise fortgeführt, sie hat die Wiener Bar-Legende Barfly’s mit ihrer Passion für gehobene Mixologie, aber vor allem mit ihrer Persönlichkeit maßgeblich geprägt. Dem nicht genug hat die ehemalige Stewardess mit dem Castillo’s Eis&Bar ein zweites Projekt gestartet, bei dem Speiseeis und leichte Drinks sowie deren Kombination im Mittelpunkt stehen."
Newcomer des Jahres 2024: Peter Fankhauser, Guat’z Essen, Stumm (Tirol)
"Peter Fankhauser hat mit seinem ersten eigenen Projekt nicht nur unternehmerischen Mut bewiesen. Dass er gerade im für deftige Kost bekannten Tirol, genauer im Zillertal, ein vegetarisches Restaurant erfolgreich führt, ist im besten Sinne visionär."
Patissier des Jahre 2024s: Jan Eggers, Zur Goldenen Birn im Parkhotel Graz, Graz (Steiermark)
"Jan Eggers Kreationen spielen mit allem, was Gaumen und Zunge wahrnehmen können. Dabei geht es sowohl um Harmonien als auch um Dissonanzen, die Eggers gleichermaßen beherrscht, womit er seine Gäste immer wieder aufs Neue überrascht."
Sommelière des Jahres 2024: Helena Jordan, Café Capra, St. Valentin (Niederösterreich)
"Als Sommelière zählen internationale Granden wie das Per Se in New York City oder Andreas Caminadas Schloss Schauenstein in der Schweiz zu ihren Referenzen. Nachdem sie rund um den Globus Erfahrungen gesammelt hat, eröffnete sie im beschaulichen St. Valentin mit dem Café Capra ihre eigene Weinbar und teilt dort ihre vinophile Weltoffenheit mit ihren Gästen."
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