So sieht Pluto aus

Pluto, aufgenommen am 7. Juli, von der Raumsonde "New Horizons" aus
Neun Jahre Reisezeit und vier Milliarden Kilometer Weg: Die erste Sonde erreicht Pluto.

Endlich: Nach neunjähriger Reise ist die US-Raumsonde „New Horizons“ dem Zwergplaneten Pluto nun nahe. „Der Vorbeiflug hat begonnen!“ hieß es am Donnerstag aus der NASA-Zentrale, bis Dienstag (14.7.) wird sich die Sonde bis auf 12.000 Kilometer Entfernung an den Planeten nähern und ihn mit mehreren wissenschaftlichen Instrumenten untersuchen. Es ist der erste Besuch eines irdischen Flugkörpers bei Pluto, dem entferntesten Planeten. Nur wenige Tage später soll es noch präzisere Fotos geben als jenes, das die Sonde gestern übermittelte.

Damit schließt sich eine Geschichte, die am 18. Februar 1930 begann: Der 24-jährige Nachwuchsastronom Clyde Tombaugh starrt im Lowell-Observatorium in Flagstaff/Arizona auf alte Fotoplatten und kann es kaum fassen. Ist es möglich? Sollte es sich bei dem, was er eben entdeckt hatte, tatsächlich um das lange gesuchte trans-neptunische Objekt handeln? Es sollte!

In einem Wettbewerb wird wenig später ein Name für den neuen Planeten, den neunten des Sonnensystems, gesucht. Venetia Burney gewinnt mit ihrem Vorschlag "Pluto" – "weil er so weit weg und dunkel ist, wie der Gott der Unterwelt". Die Elfjährige erhält 5 $ Belohnung.

Degradierter Planet

Ja, weit weg ist der Planet, der 2006 aufgrund von Astronomenbürokratie zum Kleinplaneten degradiert wurde. Daher war das mit dem Erforschen eine schwierige Sache – bisher. Dieser Tage nähert sich mit "New Horizons" erstmals eine Nasa-Weltraumsonde Pluto, nach neunjähriger Reise. Und das, obwohl sich die Sonde mit mehr als 40.000 km/h von der Erde wegbewegte – so schnell wie kein anderes Raumschiff zuvor.

Nach acht Stunden passierte sie bereits den Mond. Zum Vergleich: Die "Apollo"-Astronauten der 1960er- und 1970er-Jahre benötigten dafür drei Tage. Ein Jahr später hatte "New Horizons" die Mitte des Sonnensystems erreicht und den Riesenplaneten Jupiter passiert.

So sieht Pluto aus
Ein weiteres Projekt steht kurz vor seinem Höhepunkt. Am 14. Juli wird sich der Pluto Orbiter "New Horizons" dem Ziel seiner Reise nähern. Aus rund 12.000 Kilometern Entfernung sollen die sieben an Bord befindlichen Instrumente wissenschaftliche Messungen durchführen und die bislang schärfsten Bilder des Zwergplaneten liefern.
Mittlerweile ist die Nasa-Sonde nur noch 220 Millionen Kilometer von Pluto entfernt (entspricht dem Abstand der Erde zur Sonne) und wurde dieser Tage geweckt. Um Strom zu sparen, befand sich "New Horizons" während ihrer mehr als vier Milliarden Kilometer weiten Reise nämlich 1873 Tage lang im "Schlafzustand". Alle paar Monate aktivierten die Forscher die Sonde, um zu überprüfen, ob die Systeme noch funktionieren. Zuletzt im Dezember 2014. Vier Stunden und 26 Minuten später sind die Astronomen erleichtert: Die Nasa-Station des Deep Space Networks in Australien empfängt ein Signal aus den Weiten des Weltraums. Projektleiterin Alice Bowman vermeldet: "New Horizons" sei in gutem Zustand. Die Vorbereitung für den Vorbeiflug am Pluto und seinen fünf Monden könne beginnen.

Unbekannte Welt

Die Sonde soll Daten zur Beschaffenheit Plutos und seines größten Mondes Charon sammeln. Solarwind, Magnetfeld, Staub, der Zustand der Atmosphäre – alles interessiert die Astronomen. "Die erste Mission zum fernen Pluto wird der Menschheit auch die erste Nahansicht dieser kalten, unerforschten Welt in unserem Sonnensystem bieten", sagt der Nasa-Direktor für Planetenforschung, Jim Green. Das sei dringend nötig, denn wegen der großen Distanzen wissen wir sehr wenig über Pluto. Geht alles gut, soll "New Horizons" sogar weitere Himmelskörper im Kuipergürtel unter die Lupe nehmen.

So sieht Pluto aus
Zuletzt verlor man kurzfristig den Kontakt zur Raumsonde, das Problem konnte jedoch behoben werden
"New Horizons" ist nicht nur unterwegs zum geografischen Horizont des Sonnensystems. Es ist auch so etwas wie ein zeitlicher Horizont, den die Sonde überschreiten soll. "Diese Reise führt vier Milliarden Kilometer hinaus ins All und vier Milliarden Jahre zurück in der Zeit", sagt Alan Stern vom Southwest Research Institute in Colorado, Chef-Wissenschaftler der Mission. Denn dort draußen existieren größtenteils noch die Bedingungen aus der Entstehungszeit des restlichen Sonnensystems. Alles, was jenseits von Neptun die Sonne umkreist, gilt als kosmisches Fossil, zu dem man also auch in der Zeit zurückreist.

Und so hoffen die Wissenschaftler auf die Bilder, die "New Horizons" senden wird. Bereits seit Mitte Mai gab es erste Aufnahmen, die größte Annäherung ist für den 14. Juli geplant.

Dann soll auch der 1997 verstorbene Pluto-Entdecker Clyde Tombaugh seine letzte Ruhestätte finden: 30 Gramm seiner Asche sind mit an Bord von "New Horizons".

So sieht Pluto aus

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