Brangelina-Aus: Scheidung auf Amerikanisch
Aufregende Zeiten für Klatschreporter: Bran! Ge! Lina! Das Ende. Nun geht’s um die drei W’s: Warum? Wie? Sowie: What now, my Ex-Love? Hach.
Wenn sich ein VIP-Paar auf Flughöhe von Angelina Jolie und Brad Pitt entzweit, wird erst die Schmutzwäsche extraheiß gewaschen und dann der Dreckschleudergang auf Turboniveau angeworfen. Ehemalige Nannys enthüllen dunkle Familiengeheimnisse, "nahe Freunde" plaudern aus, was "wirklich hinter den Kulissen" lief und das Personal verrät gegen ein paar schmutzige Dollars pikante Details. Dazu ist in den nächsten Wochen noch einiges zu erwarten. So kursierte etwa die Geschichte, dass die US-Bundespolizei FBI Ermittlungen gegen Schauspieler Brad Pitt prüft und Fakten sammle. Im Fokus: mögliche Handgreiflichkeiten in einem Privatjet, in dem Pitt mit seinen Kindern unterwegs gewesen war. Rasch war von Kindesmisshandlung die Rede. Wahr – nicht wahr? Oder doch nur wieder das 1001. Gerücht? Fakt ist: Pitts Ehefrau Angelina Jolie hatte Anfang der Woche die Scheidung eingereicht. Im Scheidungsantrag stand etwas von "unüberbrückbaren Differenzen".
Die Pitbull-Adovkaten
Seine Gene dürfte er üppigst an Tochter Laura weitergereicht haben. Sie wird von Klatschreportern nicht nur als "Hollywoods sexiest Lawyer" gehandelt, sondern als weiblicher Pitbull für den VIP-Scheidungsfall. Wasser vertritt Jolie bereits das zweite Mal, zu ihrer Klientel gehören Hochkaräter wie Johnny Depp (versus Amber Heard), Britney Spears (versus Kevin Federline), Heidi Klum (versus Seal) sowie allerlei Kardashians. Die 48-Jährige mit den dunklen, festen Haaren wirkt durchtrainiert wie eine Boot-Camp-Trainerin, ihre Büroräume in den Century Plaza Towers in L.A. verstrahlen coolen Chic – und sie ist bekannt für ihre unnachgiebige, direkte Art, Dinge auf den Punkt zu bringen. Das Promi-Portal TMZ nannte sie "Disso Queen", von "to diss" für fertigmachen, niedermachen. In ihrem 2013 erschienenen Buch gab sie sich dennoch versöhnlich. Dessen Untertitel lautet: "Wie man sich scheidet, ohne die Familie zu zerstören oder bankrottzugehen".
Rechtzeitig drauf schauen...
Komplexes Scheidungsrecht
Im Übrigen gilt Kalifornien als no-fault-Staat, im Gegensatz zu "at fault". Heißt: Jener Part, der sich scheiden lassen möchte, muss nicht nachweisen, dass der andere etwas falsch gemacht hat. Stattdessen werden übliche Scheidungsgründe angeführt – wie etwa unüberbrückbare Differenzen (wie im Fall Jolie/Pitt) oder unheilbare Zerrüttung der Eheverhältnisse.
Das US-Scheidungsrecht ist vielschichtig, wie die Wiener Scheidungsexpertin Helene Klaar (siehe unten) weiß: "In Amerika hat jeder der 50 Bundesstaaten ein eigenes Familienrecht, das sich unter Umständen erheblich unterscheidet. Ich hatte zwei oder drei Scheidungen mit amerikanischem Bezug, da haben wir uns Unterlagen besorgt und studiert." Auch wenn US-Promi-Trennungen in Hollywood-Star-Dimensionen besonders voluminös daherkommen, sieht Klaar kaum Unterschiede zu Luxus-Scheidungen in Österreich: "Zwar gibt es bei uns ein einheitliches Scheidungsrecht, aber die Luxus-Trennung läuft auch bei uns ganz anders ab als zwischen Fabriksarbeitern oder Angestellten." Weil eben reiche Menschen nicht gerne auf irgendwas verzichten wollen, was ihnen lieb ist. "Da gibt es dann eben Verteilungskämpfe."
KURIER: Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit bei der Entwicklung von Schlammschlachten bei VIP-Scheidungen?
In den USA raten viele Anwälte zu Eheverträgen. Sie stehen diesen eher kritisch gegenüber, warum?
Die meisten Eheverträge, die ich kenne, haben den Zweck, etwas zulasten des weniger Selbstständigen oder schlechter Situierten zu ändern. Das sind meistens die Frauen, die dann auch in blinder Liebe alles unterschreiben, weil schon 100 Einladungen für die Hochzeitstafel verschickt sind und sie bereits ein Kleid bestellt haben. Dann unterschreibt man halt, weil man sich ja eh nicht scheiden lassen möchte. Doch da stehen meist Dinge drinnen, die die Position dieser Frau gegenüber dem Gesetz verschlechtern.
Aber theoretisch gäbe es auch gute Eheverträge?
... aber nicht die richtige mentale Verfassung. Ich halte es für unmöglich. Diese Idee, dass man schon bei der Eheschließung an Scheidung denken sollte – die tun so, als wäre die Ehe nur ein Trockenschwimmkurs für die Scheidung. So kann man ja eine Ehe auf keinen Fall führen.
Soll man überhaupt heiraten?
Ja, man soll heiraten, aber man sollte sich den anderen auch gut anschauen. Je weniger Abhängigkeiten es gibt, und je gleichberechtigter die Ehegatten miteinander leben, desto gesünder. Die viel beschworene Hausfrauenehe ist schon das riskanteste Modell und schafft sehr viel Ungleichheit und Abhängigkeit – da kann man nur schwer ausgleichen.
Plädieren Sie für das Prinzip "gleich und gleich gesellt sich gerne"?
Gegensätze ziehen sich an, aber nicht dauerhaft. Es wird mit der Zeit mühsam, das eigene Ich zu unterdrücken.
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