Aufregung um Schnüffel-Software am Handy

Aufregung um Schnüffel-Software am Handy
Laut des US-Sicherheitsexperten Trevor Eckhart werden über 140 Millionen Handy-User von einer Software namens Carrier IQ ausspioniert.

In den USA sorgt ein kursierendes Video von Eckhart, indem die Wirkungsweise von Carrier IQ auf einem HTC-Android-Smartphone gezeigt wird, für helle Aufregung. Aber auch in Europa zeigen sich User zunehmend beunruhigt, wobei noch unklar ist, ob die Software auf Handys hierzulande im Einsatz ist. Neben Android sollen auch BlackBerry- und iOS-Geräte betroffen sein. Carrier IQ, ein Dienstleister für Mobilfunkbetreiber, hat die Vorwürfe zurückgewiesen und bestritten, dass man Tastatureingaben oder E-Mail- und SMS-Korrespondenz aufzeichne und auswerte.

Die Technologie des Unternehmens sorge lediglich dafür, dass Netze von den Betreibern effizienter genutzt werden könnten. Dafür bekämen sie zum Beispiel Informationen über Verbindungsfehler und aktuelle Netzwerkprobleme. Genaue Angaben darüber welche Informationen dafür auf welche Weise ausgewertet werden, macht das Unternehmen nicht. Eine Unterlassungsklage gegen Eckhart wurde zuletzt wieder verworfen, nachdem die US-Bürgerrechtsorganisation EFF (Electronic Frontier Foundation) sich hinter den Softwareexperten stellte.

Abrede

Nach Erscheinen erster Berichte in den USA beeilten sich einige Hersteller und Mobilfunkbetreiber, die Nutzung des Programms in Abrede zu stellen. So versicherten Verizon Wireless in den USA sowie Vodafone und die Deutsche Telekom in Deutschland, keine Services von Carrier IQ zu nutzen. Auch Handy-Hersteller Nokia betonte, bei seinen Geräten keine Produkte von Carrier IQ einzusetzen. Unklar ist auch, ob Apples iPhone auf die Schnüffelsoftware zurückgreift. Letzten Informationen zufolge sollen Spuren der Software auf US-Geräten im Diagnose-Modus zu finden sein.

Keine Gefahr in Österreich

Während die Aufregung, aber auch die Verwirrung in den USA weiterhin groß ist, auf welchen Geräten Carrier IQ versteckt im Einsatz ist, sollen User in Österreich nicht betroffen sein. Alle Mobilfunkbetreiber versicherten dem KURIER, dass Carrier IQ, aber auch jegliche andere vergleichbare Software nicht auf Geräten vorinstalliert werde.

Ob Carrier IQ allerdings von Geräteherstellern bzw. in einer Firmware inkludiert sei, wollten die Betreiber ebenfalls nicht ausschließen. Man werde jedenfalls mit den Geräteherstellern Kontakt aufnehmen und Informationen über etwaig implementierte Anwendungen anfordern. T-Mobile wies in der Stellungnahme darauf hin, dass falls Daten erfasst würden, diese nicht von T-Mobile Austria gespeichert oder ausgewertet werden.

Auch die anderen Betreiber wollen die Gerätehersteller kontaktieren, versichern aber ihrerseits ebenfalls, dass man auf die Software bzw. die damit verbundenen Services nicht zugreife. Carrier IQ gibt an, etwaige Userdaten an Netzbetreiber weiterzugeben, um diesen eine effizientere Nutzung des Netzes zu ermöglichen. Laut eines Sicherheitsexperten sollen - etwa bei HTC-Smartphones mit Android - aber auch Tastatur-Eingaben, E-Mail- und SMS-Korrespondenz im Hintergrund aufgezeichnet werden.

Sony Ericsson und HTC

Sony Ericsson und HTC bestreiten Software-Einsatz in Österreich
Bei den Geräteherstellern brennt angesichts erboster User-Rückmeldungen ebenfalls der Hut. Während Nokia schon gestern bestritt, Carrier IQ in seinen Geräten einzusetzen, stellte Sony Ericsson auf Anfrage des KURIERs klar, dass die umstrittene Software auf Geräten in Österreich nicht zum Einsatz komme. Und auch HTC, auf dessen Smartphone die Machenschaften der Software in den USA entlarvt wurde, teilte dem KURIER mit, dass "Geräte in der EMEA-Region nicht mit Carrier IQ ausgeliefert werden".

Darüber hinaus betonte HTC, dass man kein Kunde oder Partner von Carrier IQ sei, der Einsatz der Software aber von einigen US-Mobilfunkanbietern gefordert werde. Fragen betreffend der gesammelten Daten möge man daher an die Mobilfunkanbieter und Carrier IQ stellen. Gleichzeitig gab HTC zu, dass die Software auf US-Geräten derzeit nicht deaktiviert werden könne. "Wir sprechen uns aber dafür aus, dass Nutzer ihre Zustimmung für die Applikation verweigern können und suchen nach einer geeigneten Möglichkeit diesbezüglich", so HTC in einer Stellungnahme gegenüber der futurezone.

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