Anonymous uneinig über Kartell-Attacke

Anonymous uneinig über Kartell-Attacke
Ein Teil der Hackertruppe will "Operacion Cartel" wegen Mordgefahr einstellen. Ein anderer will Kampf fortsetzen.

Nachdem sich Anonymous am Wochenende per Videobotschaft mit dem mexikanischen Drogenkartell "Zetas" angelegt hatte, ruderte ein Teil der Hackertruppe zurück. Die Drohung per YouTube-Video, Daten über Kartell-Mitglieder und Helfer zu veröffentlichen, sollte ein im Bundesstaat Veracruz entführtes Anonymous-Mitglied nicht freigelassen werden, ist damit aber nicht ganz vom Tisch. Laut einem Bericht der mexikanischen Webseite Milenio birgt die "Operacion Cartel" große Risiken für Anonymous-Mitglieder, Blogger und Web-Aktivisten, die fälschlicherweise mit den Hackern in Verbindung gebracht werden könnten. Aus diesem Grund distanzierte sich eine Gruppe innerhalb Anonymous von der Drohung. Eine andere Gruppe will den Kampf gegen das Drogen-Kartell aber fortsetzen.

Die "Zetas" sind für ihr brutales Vorgehen bekannt. Bereits in der Vergangenheit wurden "Internet-Spitzel" getötet und ihre Leichen mit Warnungen öffentlich zur Schau gestellt. Experten gingen daher bereits von einer neuen Welle an Morden nach der Anonymous-Drohung aus. Ob der 5. November also zum großen Tag der Abrechnung wird, wie es im Anonymous-Video vom Wochenende angekündigt wurde, oder ein Tag wie jeder andere für die mexikanische Drogen-Mafia, ist unklar.

Rückzug

Milenio konnte laut eigenen Angaben zwei Anonymous-Mitglieder zum Vorgehen der Hacker befragen. Diese distanzierten sich von dem YouTube-Video und seiner Botschaft und gaben an, der Rückzug in der Sache sei das Resultat intensiver interner Besprechungen. Wer auch immer das Video angefertigt habe, handelte vorschnell: "Es ist leicht ein Video im Namen von Anonymous zu machen und Drohungen durch die Luft zu werfen, aber nachdenken, planen und Pro und Contra abzuwiegen ist eine ganz andere Geschichte", gibt einer der Interviewten zu Protokoll. Anonymous Mexiko distanzierte sich laut Milenio in einem Web-Dokument von der angekündigten "Leak"-Aktion.

Standhaftigkeit

Anonymous Iberoamerica schreibt in einem Blog "Haben wir Angst? Na klar. Fürchten wir um unsere Leben? Offensichtlich." Dennoch werde die Operation weitergeführt werden, weil es von der Hackertruppe erwartet werde. Der Staat habe sich bisher als wenig fähig erwiesen, der Drogen-Mafia Einhalt zu gebieten. Seinen Mitgliedern rät Anonymous Iberoamerica jedoch höchste Vorsicht: "Das hier ist kein Videospiel. Es ist eine riskante Operation, die dein Leben und das deiner Angehörigen gefährdet." Operations-Teilnehmer sollten sich zukünftig nicht als "Anonymous" deklarieren, keine Guy-Fawkes-Masken zur Schau stellen und von öffentlichen Demonstrationen Abstand nehmen. Für die Durchführung der Operation sei eine eigene Spezialeinheit geschaffen worden. Man sollte allerdings nicht versuchen, ohne Einladung dabei mitzumachen. Im Visier der Hacker stünden im Übrigen nicht nur die "Zetas", sondern alle am Drogenschmuggel beteiligten Gruppen.

Widerspruch

Unterdessen tauchen allerdings viele widersprüchliche Botschaften zur "Operacion Cartel" im Internet auf. Während einige Tweets immer noch auf ein Ende der Aktion hindeuten, schreibt etwa ein selbstdeklariertes Anonymous-Mitglied: "#OpCartel ist lebendiger denn je und wie ich schon anderen privat gesagt habe: Der Krieg gegen Korruption betrifft beide Seiten des Spektrums. Lasst uns in den Krieg ziehen!"

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