Wie schon vor fünf Jahren in Wien Stauds „Weiden“ inszeniert die hiesige wieder mit Personenregie glänzende Operndirektorin Andrea Moses; Andreas Wolf führt die Staatskapelle Weimar imponierend sicher durch eine stilistisch recht vielfältige Novität.
Angekippter Goldpalast
„Missing in cantu“ bietet drei Handlungsstränge. Wobei Raimund Bauer eher das „eure paläste sind leer“ auf den apokalyptischen Einheitsbühnenpunkt bringt. Der angekippte Goldpalast, den sich der Urwald längst wieder zurückholt, macht Eindruck!
Hier zelebriert der Seher (im Theresias-Habitus souverän Otto Katzameier) melancholisch sein Scheitern. Ein Bühnendreh reicht für den Ausfallschritt in die Schuld-Geschichte der Europäer. Konquistadoren erobern auf der Suche nach dem sagenhaften Eldorado den Amazonaswald. Sie lassen den Wahnsinn aus dem 16. Jh. exemplarisch eskalieren und verbrennen sogar eine Frau als Hexe.
Dunkler Humor
Wenn Alexander Günther als Don Gairre dafür auf den Spuren von Klaus Kinski wandelt, gehört das zum subtil dunklen Humor, der immer mal wieder aufploppt. Die dritte Das-kommt-davon Ebene ist die für viele tödliche Opiatkrise in den USA von heute. Samt Schlachthausszene, Klischee-Vorstadt, Amoklauf und Medienrummel.
Überzeugend verflochten ist das allerdings nicht. Auch rutscht die lakonische Sprachpoesie zu oft auf überstrapazierten „Scheiss“-Vorsilben aus. Stauds Musik aber bietet viel an fein ziselierter Elektronik, großem Orchester bis hin zum Choral, aber auch swingendes, sogar das Musical streifendes. Wie gut, dass Oper ein Gesamtkunstwerk ist! Der Beifall nach 90 Minuten war angemessen.
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