Zum Jubiläum kommt Tobias Moretti als Mackie Messer

Frauen sind der wahre Gral.
Das ist in dieser Saison das zentrale Thema im Theater an der Wien. Frauen in der Musik. Unterschiedlichste Frauenfiguren.
"Ich freue mich sehr, dass gleich der Auftakt mit Tschaikowskys Zauberin, der ,Charodeyka‘, so ein Erfolg wurde", sagt Intendant Roland Geyer im KURIER-Interview. Die nächste Premiere (16. Oktober) ist Iphigénie gewidmet. Geyer: "Wir kombinieren Glucks Iphigénie auf Aulis und auf Tauris. Torsten Fischer, der beide Werke schon einzeln inszeniert hat, bringt eine völlig neue Collage heraus. Es gibt auch zwei Iphigénien: Lenneke Ruiten, Veronique Gens."
Dschungelcamp
Tags darauf (17. 10.) wird die gefeierte Mezzosopranistin Joyce di Donato Händels "Alcina" konzertant singen. Die November-Premiere ist dann Bizets "Perlenfischer" mit Diana Damrau als Leila gewidmet. Regie führt die erst 32-jährige Lotte de Beer, und Geyer kündigt eine radikale Sichtweise an: "Die Oper spielt in einer Art Dschungelcamp mit einem TV-Team auf der Bühne. Oper hat ja die Aufgabe, zu gesellschaftlichen Themen Stellung zu beziehen. Im Theater an der Wien ist das ganz wichtig – etwa zur voyeuristischen Spaßkultur."
Das ist ja generell eine der meistdiskutierten Fragen im Musiktheaterbetrieb: Wie relevant ist der theatralische Aspekt? Geyer hat dazu eine klare Meinung: "Musiktheater ist auch Theater. Und da sind wir die Speerspitze in Wien. Im Schauspiel ist es gang und gäbe, dass das Publikum schätzt, wenn ein Theater eine sozialkritische Haltung einnimmt. Nur in der Oper glauben viele, dass ausschließlich jahrhundertealte Sichtweisen zählen. Da versuchen wir innovativ dagegen zu halten."
Im Jahr 2016 wird das Haus an der Wienzeile ausgiebig feiern, dass es dann seit zehn Jahren wieder mit Opern bespielt wird. Geyer verrät einige Fixpunkte für die Jubiläumssaison: Ein Konzert mit Nikolaus Harnoncourt; eines mit René Jacobs – "da werden unsere Hausgötter Mozart und Beethoven gewürdigt". Sowie als Kontrapunkt eine Neuproduktion von Brecht/Weills "Dreigroschenoper" mit Tobias Moretti als Mackie Messer sowie mit Angelika Kirchschlager. Keith Warner wird Regie führen.
Strauss-Premiere
Ebenfalls 2016 wird Bertrand de Billy, der sich zuletzt von der Wiener Staatsoper zurückgezogen hatte, an der Wien "Capriccio" von Richard Strauss dirigieren.
Geyer freut sich jedenfalls über die "hohe künstlerische Reputation des Theaters an der Wien" sowie das "weltweite Interesse an unseren Inszenierungen". So seien "unsere letztjährigen Erfolgsproduktionen ,Platée‘ in Paris und ,Idomeneo‘ in Tokio euphorisch gefeiert" worden.
Aus dem Theater an der Wien hörte man zuletzt selten Klagen, dass man mit den Subventionen nicht auskomme. Geyer: "Wir bekommen seit 2009 pro Jahr 20 Millionen Euro von der Stadt Wien. Die sind auch weiterhin zugesichert. Zum Glück gibt es da ein großes Verständnis der Stadtpolitik." Er sagt aber auch: "Bei uns führt die Nicht-Evaluierung ebenfalls zu riesigen Problemen. 70 Prozent gehen für Fixkosten auf, es wird daher jedes Jahr budgetär schwieriger für die Kunst."
www.theater-wien.at
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