Zum Raum wird hier die Zeit: Eine Ausstellung, präzise wie ein Uhrwerk

Zum Raum wird hier die Zeit: Eine Ausstellung, präzise wie ein Uhrwerk
Künstler Philippe Decrauzat realisierte in der Galerie Nikolaus Ruzicska in Salzburg eine außergewöhnliche Installation: Bis 31. 8.

Dass die Schweizer einen ausgeprägten Sinn für Präzision an den Tag legen – Stichwort Uhrenindustrie – mag ein Klischee sein, manchmal trifft es aber auch zu. So im Fall des 1974 geborenen Künstlers Philippe Decrauzat, der aus Lausanne stammt und an der dortigen Universität lehrt. Seinen großen Österreich-Auftritt hat Decrauzat, nach einer Präsentation in der Wiener Secession 2008, nun in der Salzburger Galerie Nikolaus Ruzicska, wo er in eine faszinierende, enorm anspielungsreiche Installation realisierte, die Raum und Zeit mit dem Medium Malerei verschränkt.

Als Klammern fungieren dabei graue Schachbrettmuster, die auf die Vorder- und Rückwand sowie auf die Wände des inmitten der Galerie gebauten Stiegenaufgangs aufgemalt sind. Die Größe der Quadrate auf jeder Wand ist dabei so gewählt, dass sie von gewissen Standpunkten aus betrachtet übereinstimmen – die Unterscheidung von vorn und hinten, fern und nah löst sich dabei auf.

Zum Raum wird hier die Zeit: Eine Ausstellung, präzise wie ein Uhrwerk

Sichtbare Leere

Das graue Muster selbst borgte sich Decrauzat vom Bildbearbeitungsprogramm Photoshop aus – dort signalisiert es eine transparente Fläche. Auch die Kategorisierung von durchsichtig und undurchsichtig löst sich auf. Bilderkennungsalgorithmen dürften mit dem Arrangement ihre Mühe haben.

Als weitere Ebene hängte der Künstler schließlich Bildobjekte an die Wände: Diese nehmen auf Malteserkreuze Bezug, die als Bauteile in Uhren und Filmprojektoren zum Einsatz kommen. In Letzteren bewirken sie, dass ein Filmstreifen vor der Lichtquelle stets kurz halt macht, bevor er weitergezogen wird.

Auch die Polarität von Bewegtbild und Standbild gerät ins Wanken. Man kann sich in der Galerie beim Sehen zusehen, die Versuchsanordnung ist dabei ästhetisch spektakulär. Käuflich zu erwerben sind die Werke ebenfalls (Gemälde 8.500 – 45.000 €, Schachbrettmuster je nach Dimension). Dafür bekommt man auch eine Rolex, aber die Kunst ist origineller.

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