Zoë Kravitz: „Ich bin ein zwanghafter Psycho-Kontrollfreak“
Die Schauspielerin legte mit„Blink Twice“ ein fulminantes Regiedebüt hin. Ihr Verlobter Channing Tatum spielt darin einen Milliardär
24.08.24, 21:00
Von: Elisabeth Sereda
Mutter und Großmutter waren berühmte Seriendarstellerinnen, der Vater ist eine Rock-Ikone, der Stiefvater ein Filmstar. Mit Lisa Bonet, Roxie Roker, Lenny Kravitz und Jason Momoa aufzuwachsen, hätte ein weniger starkes Kind vermutlich dazu gebracht, sich vom Entertainmentbusiness so weit fernzuhalten wie ein Polarbär vom Äquator. Zoë Kravitz ließ sich vom kollektiven Megatalent ihrer Familie nicht einschüchtern. Von ihrem ersten Film mit 19, in dem ihr Co-Star Jodie Foster hieß, bis zur Catwoman in „The Batman“, Heldenrollen in „X-Men: First Class“ und zwei der best-kritisierten TV-Serien der letzten zehn Jahre, „Big Little Lies“ und „High Fidelity“, zudem ein Ausflug in die Musik als Bandleaderin: Sie wagte es immer wieder, etwas Neues auszuprobieren.
Ihre Kampagne für Saint Laurent erregt derzeit mit dem erotischen Kurzfilm „Zoë by Purienne“ Aufsehen. Sie erinnert darin an Jane Birkin, während sie sich zu Joséphine Bakers „J’ai Deux Amours“ vor der Kamera rekelt.
Multitalent
Ihr neuestes Projekt ist mit Abstand ihr Mutigstes: Zoë Kravitz führt Regie und ist Co-Drehbuchautorin von „Blink Twice“ (derzeit im Kino), einem Psychothriller, in dem Channing Tatum einen Tech-Milliardär spielt, der bei seiner Benefizgala die Cocktailkellnerin Frida (Naomi Ackie) kennenlernt. Er lädt sie ein, ihn und seine Freunde zu einem Urlaub auf seiner Privatinsel zu begleiten, wo die Dinge bald schiefzulaufen beginnen.
Bei der Weltpremiere in Los Angeles wagte sich die scheue, 36-jährige Neo-Regisseurin, die ungern öffentlich Reden schwingt, auf die Bühne und schaffte es, dass sich das Publikum in Sekundenschnelle in sie verliebte.
Ihr herzerfrischender Tribut an das gesamte Filmteam war gleichzeitig rührend und witzig: „Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen Film zu machen. Ihr alle habt härter gearbeitet, als ihr bezahlt wurdet. Ihr alle habt bei diesem Projekt Schlaf und wahrscheinlich den Verstand verloren. Aber keiner von euch hat die Augen verdreht und mich als Bitch bezeichnet, als ich sagte: ,Wir sind noch nicht am Ziel.‘ Ihr alle habt gesagt: ,Ja, lasst uns weitermachen, lasst uns das Ziel erreichen.‘ Und das haben wir geschafft.“
Verliebt, verlobt
Ein besonderes Lob galt ihrem Hauptdarsteller, der im Laufe des Drehs zuerst ihr Freund und dann ihr Verlobter wurde: „Channing, vom Produzieren bis zum Performen, von den aufmunternden Gesprächen bis hin dazu, dass du meinen Kopf oder meine Füße gehalten hast, während ich auf dem Badezimmerboden geweint habe, weil ich dachte, ich hätte alles vermasselt: Danke, dass du mich einen totalen, zwanghaften Psycho-Kontrollfreak hast sein lassen. Danke für deine Geduld“, sagte sie.
Und weiter: „Danke, dass du mir vertraut hast, dich von einer Frau regieren zu lassen. Es ist wirklich sehr cool, einen Film zu machen, aber wenn man es mit der Liebe seines Lebens tun kann, ist es noch cooler.“
Tatum, der nicht nur für sein komödiantisches Talent bekannt ist („Magic Mike“, „Lost City“), sondern auch als einer der nettesten, zuvorkommenden und professionellsten Schauspieler seiner Generation gilt, hatte seine Regisseurin und zukünftige Ehefrau vor dem Film nie persönlich getroffen.
Pussy Island
„Riley Keough schickte mir ein SMS, in dem sie schrieb: ,Hey, meine Freundin Zoë möchte dir ein Drehbuch schicken.‘ Ich dachte mir: ‚Super, ich liebe Zoë als Schauspielerin, ich würde gerne mit ihr spielen. Ich wusste nicht, dass sie bei diesem Projekt Regie machen wollte,“ erzählte Tatum: „Der ursprüngliche Titel des Films war ,Pussy Island‘, und ich dachte mir: Okay, Zoë Kravitz schickt mir etwas mit dem Titel ,Pussy Island‘, das sollte ich wahrscheinlich lesen.“
Produzentin
In ihre erste Kontrollfunktion begab sich Kravitz, nachdem sie bei „Big Little Lies“ ihre Kolleginnen Nicole Kidman und Reese Witherspoon in der Produzentinnenrolle gesehen hatte, die sie dann bei der Serie „High Fidelity“ übernahm: „Ich war da sehr stark involviert, war von Beginn an dabei, noch bevor die Serie geschrieben wurde“, so Kravitz: „Ich gab meinen Senf zur Kulisse, zur Musikauswahl, zur Besetzung und zu den Charakteren dazu.“
Dass viele ihrer Schauspielkollegen aus reiner Eitelkeit eine Nennung als Produzent im Nachspann verlangen, hält sie für verfehlt: „Ich habe meine Finger in allen Aspekten, denn nur so hat das Ganze einen Wert.“
Channing Tatum meint über ihre Regiearbeit: „Sie ist einfach eine besessene Person, im besten Sinn. Sie kümmert sich nicht nur darum, wie das Endprodukt aussieht oder wie die Schauspieler ihre Rollen spielen – sie hat von A bis Z alles unter Kontrolle, sie gibt einfach nie auf. Das hat mich mehr als alles andere beeindruckt. “
Ihr Vater Lenny Kravitz hat nie an ihr gezweifelt: „Ich gab ihr das Gefühl, dass sie einzigartig ist. Ich bin so stolz auf sie. Und nicht nur, weil sie Erfolg hat. Sie ist eine wunderbare Person und ich würde sie auch lieben, wenn sie nicht meine Tochter wäre. Sie ist einfach ein cooler Mensch, der seinem eigenen Instinkt folgt.“ Die positiven Reaktionen auf ihren Erstlingsfilm geben ihm recht.
Familie: Zoë Kravitz, geboren 1988 in Los Angeles, stammt aus berühmter Familie: ihr Vater ist der Musiker Lenny Kravitz, ihre Mutter die Schauspielerin Lisa Bonet. Mit elf übersiedelte Kravitz nach Miami und lebte bei ihrem Vater
Karriere: Ab 2007 begann Zoë Kravitz in Filmen und Serien aufzutreten. Sie spielte u. a. in „X-Men: Erste Entscheidung“ (2011), „Mad Max: Fury Road“ (2015), „Girls Night Out“(2017), „The Batman“ (2022)
Regiedebüt: Der Psycho-Thriller „Blink Twice“ – derzeit im Kino – ist Kravitz’ Regiedebüt. Channing Tatum spielt darin einen zwielichtigen Tech-Milliardär
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