Zeitgenössische Opern sollen die New Yorker Met retten

Das bedeutendste US-Opernhaus ist in finanzielle Nöte geraten: Wegen sinkender Auslastung und ausbleibender Sponsorengelder muss die Metropolitan Opera in New York ihre Stiftungrücklagen angreifen. 30 Millionen Dollar jenes Geldes, dessen Investitionserträge und Zinsen eigentlich den Betrieb des Hauses jährlich mitfinanzieren sollen, werden aus dem Kapital genommen, um laufende Kosten zu bezahlen, berichtet die New York Times.
Das ist in der komplizierten Finanzierungsstruktur der Oper ein Alarmsignal: Eigentlich sollen diese Gelder – zuletzt 306 Millionen Dollar – gar nicht angegriffen werden.
Darüber hinaus wird die kommende Saison merklich reduziert: Nächstes Jahr soll die Oper rund zehn Prozent weniger Aufführungen spielen (heuer sind es 215).
Überraschend ist der Weg, den Intendant Peter Gelb für die Zukunft einschlagen will, um das Haus auch in der Gunst des Publikums wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Beim Blick auf die Spielpläne auch der europäischen Häuser wäre anzunehmen, dass sich die Met angesichts des zu geringen Publikumszuspruchs auf jene Opern von Verdi über Puccini bis Wagner verlässt, die als Hits gelten.
Besser verkauft
Gelb jedoch macht eigentlich das Gegenteil: Er will künftig vermehrt auf zeitgenössische Werke setzen. Denn diese haben den bekannten Opern zumindest in New York den Rang abgelaufen – umso erstaunlicher, weil das dortige Publikum vor der Pandemie vergleichsweise alt und konservativ war. Nun aber hatte die letzte Spielserie von Verdis „Don Carlo“ nur 40 Prozent Auslastung. Die beiden zeitgenössischen Opern „Fire Shut Up in My Bones“ (das Werk von Terence Blanchard war das erste eines schwarzen Komponisten, das an der Met aufgeführt wurde) und „The Hours“ von Kevin Puts waren ausverkauft.
Es sei „unsere Aufgabe, neue Werke zu generieren, sodass die Menschen sich und ihre Realität auf der Bühne wiedererkennen“, sagt Musikdirektor Yannick Nézet-Séguin. „Die Herausforderungen sind so groß wie nie. Der einzige Weg vorwärts ist die Neuerfindung“, sagt Gelb.
Der Intendant ortet auch bei manchen Stars – in „The Hours“ sangen Renée Fleming und Joyce DiDonato – ein neues Bewusstsein dafür, dass man sich neuen Werken widmet. Die Auslastung an der Met hat zuletzt nur 61 Prozent betragen.
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